Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

welche noch nicht fünfundzwanzig Jahre er-
reicht haben, oder weniger als funfzig Rubel
von ihrem Kapital entrichten. Die Aemter
welche durch Bürger besetzt werden, sind vor-
züglich folgende. Das Haupt der Bürger-
schaft, die Bürgermeister und Rathmänner,
werden alle drey Jahre, die Stadtältesten und
Richter des mündlichen Gerichts aber jährlich
gewählt. Da die Residenz zugleich die Gou-
vernementsstadt der St. Petersburgischen Stadt-
halterschaft ist, so geschehen aus der hiesigen
Stadtgemeine auch die Wahlen für den Gou-
vernementsmagistrat und das Gewissensgericht,
zu welchen sie Beysitzer hergiebt. Auch für das
Polizeyamt wählt sie zwey Rathmänner, und
das Waisengericht wird aus ihrem Mittel be-
setzt. -- Bey allgemeinen Angelegenheiten oder
Bedürfnissen wendet sie sich an den Gouver-
neur, und bey gerichtlichen Vorfällen wird sie
durch einen Anwald vertreten *).


*) Wenn es Leser geben sollte, denen dieses Detail
langweilig schiene, so ersuche ich sie, zu bedenken, daß in
diesem Detail die bürgerliche Verfassung und das bürger-
liche Glück einer Klasse von Einwohnern auseinander ge-

welche noch nicht fuͤnfundzwanzig Jahre er-
reicht haben, oder weniger als funfzig Rubel
von ihrem Kapital entrichten. Die Aemter
welche durch Buͤrger beſetzt werden, ſind vor-
zuͤglich folgende. Das Haupt der Buͤrger-
ſchaft, die Buͤrgermeiſter und Rathmaͤnner,
werden alle drey Jahre, die Stadtaͤlteſten und
Richter des muͤndlichen Gerichts aber jaͤhrlich
gewaͤhlt. Da die Reſidenz zugleich die Gou-
vernementsſtadt der St. Petersburgiſchen Stadt-
halterſchaft iſt, ſo geſchehen aus der hieſigen
Stadtgemeine auch die Wahlen fuͤr den Gou-
vernementsmagiſtrat und das Gewiſſensgericht,
zu welchen ſie Beyſitzer hergiebt. Auch fuͤr das
Polizeyamt waͤhlt ſie zwey Rathmaͤnner, und
das Waiſengericht wird aus ihrem Mittel be-
ſetzt. — Bey allgemeinen Angelegenheiten oder
Beduͤrfniſſen wendet ſie ſich an den Gouver-
neur, und bey gerichtlichen Vorfaͤllen wird ſie
durch einen Anwald vertreten *).


*) Wenn es Leſer geben ſollte, denen dieſes Detail
langweilig ſchiene, ſo erſuche ich ſie, zu bedenken, daß in
dieſem Detail die buͤrgerliche Verfaſſung und das buͤrger-
liche Glück einer Klaſſe von Einwohnern auseinander ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0166" n="132"/>
welche noch nicht fu&#x0364;nfundzwanzig Jahre er-<lb/>
reicht haben, oder weniger als funfzig Rubel<lb/>
von ihrem Kapital entrichten. Die Aemter<lb/>
welche durch Bu&#x0364;rger be&#x017F;etzt werden, &#x017F;ind vor-<lb/>
zu&#x0364;glich folgende. Das Haupt der Bu&#x0364;rger-<lb/>
&#x017F;chaft, die Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter und Rathma&#x0364;nner,<lb/>
werden alle drey Jahre, die Stadta&#x0364;lte&#x017F;ten und<lb/>
Richter des mu&#x0364;ndlichen Gerichts aber ja&#x0364;hrlich<lb/>
gewa&#x0364;hlt. Da die Re&#x017F;idenz zugleich die Gou-<lb/>
vernements&#x017F;tadt der St. Petersburgi&#x017F;chen Stadt-<lb/>
halter&#x017F;chaft i&#x017F;t, &#x017F;o ge&#x017F;chehen aus der hie&#x017F;igen<lb/>
Stadtgemeine auch die Wahlen fu&#x0364;r den Gou-<lb/>
vernementsmagi&#x017F;trat und das Gewi&#x017F;&#x017F;ensgericht,<lb/>
zu welchen &#x017F;ie Bey&#x017F;itzer hergiebt. Auch fu&#x0364;r das<lb/>
Polizeyamt wa&#x0364;hlt &#x017F;ie zwey Rathma&#x0364;nner, und<lb/>
das Wai&#x017F;engericht wird aus ihrem Mittel be-<lb/>
&#x017F;etzt. &#x2014; Bey allgemeinen Angelegenheiten oder<lb/>
Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en wendet &#x017F;ie &#x017F;ich an den Gouver-<lb/>
neur, und bey gerichtlichen Vorfa&#x0364;llen wird &#x017F;ie<lb/>
durch einen Anwald vertreten <note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="*)">Wenn es Le&#x017F;er geben &#x017F;ollte, denen die&#x017F;es Detail<lb/>
langweilig &#x017F;chiene, &#x017F;o er&#x017F;uche ich &#x017F;ie, zu bedenken, daß in<lb/>
die&#x017F;em Detail die bu&#x0364;rgerliche Verfa&#x017F;&#x017F;ung und das bu&#x0364;rger-<lb/>
liche Glück einer Kla&#x017F;&#x017F;e von Einwohnern auseinander ge-</note>.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0166] welche noch nicht fuͤnfundzwanzig Jahre er- reicht haben, oder weniger als funfzig Rubel von ihrem Kapital entrichten. Die Aemter welche durch Buͤrger beſetzt werden, ſind vor- zuͤglich folgende. Das Haupt der Buͤrger- ſchaft, die Buͤrgermeiſter und Rathmaͤnner, werden alle drey Jahre, die Stadtaͤlteſten und Richter des muͤndlichen Gerichts aber jaͤhrlich gewaͤhlt. Da die Reſidenz zugleich die Gou- vernementsſtadt der St. Petersburgiſchen Stadt- halterſchaft iſt, ſo geſchehen aus der hieſigen Stadtgemeine auch die Wahlen fuͤr den Gou- vernementsmagiſtrat und das Gewiſſensgericht, zu welchen ſie Beyſitzer hergiebt. Auch fuͤr das Polizeyamt waͤhlt ſie zwey Rathmaͤnner, und das Waiſengericht wird aus ihrem Mittel be- ſetzt. — Bey allgemeinen Angelegenheiten oder Beduͤrfniſſen wendet ſie ſich an den Gouver- neur, und bey gerichtlichen Vorfaͤllen wird ſie durch einen Anwald vertreten *). *) Wenn es Leſer geben ſollte, denen dieſes Detail langweilig ſchiene, ſo erſuche ich ſie, zu bedenken, daß in dieſem Detail die buͤrgerliche Verfaſſung und das buͤrger- liche Glück einer Klaſſe von Einwohnern auseinander ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/166
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/166>, abgerufen am 25.11.2024.