Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

für die Menschen und ihre Rechte, und den
milden, gleichweit von Strenge und Nachgie-
bigkeit entfernten Karakter, womit die Indivi-
dualität des Gesetzgebers sie stempelte, und der
ihre ehrwürdigste Sanktion ist.

Die Erhaltung und Beförderung der per-
sönlichen Sicherheit
konnte in einem Ge-
setzbuche dieser Art nicht der letzte Gegenstand
seyn. Sie erhielt ein eigenes Tribunal in dem
Gewissensgericht, oder dem Gericht der
Billigkeit, welches in jeder Statthalterschaft
errichtet wurde, und dessen Zweck, nach den
eignen Worten der Verordnung, die Erhaltung
der persönlichen Sicherheit, die Milderung des
Schicksals unglücklicher Verbrecher, und die
gütliche Beylegung bürgerlicher Streitigkeiten
ist. Die Verfassung dieses höchst merkwürdi-
gen Instituts ist zu neu, zu wohlthätig und zu
wenig bekannt, als daß ich meinen Lesern nicht
einen kurzen Auszug aus der Stiftungsakte
desselben mittheilen sollte *).

Das Gewissensgericht besteht aus einem
Richter, der den Vorsitz führt, und aus sechs

*) Verordnungen u. s. w. Hauptst. 26 -- 395. folg.

fuͤr die Menſchen und ihre Rechte, und den
milden, gleichweit von Strenge und Nachgie-
bigkeit entfernten Karakter, womit die Indivi-
dualitaͤt des Geſetzgebers ſie ſtempelte, und der
ihre ehrwuͤrdigſte Sanktion iſt.

Die Erhaltung und Befoͤrderung der per-
ſoͤnlichen Sicherheit
konnte in einem Ge-
ſetzbuche dieſer Art nicht der letzte Gegenſtand
ſeyn. Sie erhielt ein eigenes Tribunal in dem
Gewiſſensgericht, oder dem Gericht der
Billigkeit, welches in jeder Statthalterſchaft
errichtet wurde, und deſſen Zweck, nach den
eignen Worten der Verordnung, die Erhaltung
der perſoͤnlichen Sicherheit, die Milderung des
Schickſals ungluͤcklicher Verbrecher, und die
guͤtliche Beylegung buͤrgerlicher Streitigkeiten
iſt. Die Verfaſſung dieſes hoͤchſt merkwuͤrdi-
gen Inſtituts iſt zu neu, zu wohlthaͤtig und zu
wenig bekannt, als daß ich meinen Leſern nicht
einen kurzen Auszug aus der Stiftungsakte
deſſelben mittheilen ſollte *).

Das Gewiſſensgericht beſteht aus einem
Richter, der den Vorſitz fuͤhrt, und aus ſechs

*) Verordnungen u. ſ. w. Hauptſt. 26 — 395. folg.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0196" n="162"/>
fu&#x0364;r die Men&#x017F;chen und ihre Rechte, und den<lb/>
milden, gleichweit von Strenge und Nachgie-<lb/>
bigkeit entfernten Karakter, womit die Indivi-<lb/>
dualita&#x0364;t des Ge&#x017F;etzgebers &#x017F;ie &#x017F;tempelte, und der<lb/>
ihre ehrwu&#x0364;rdig&#x017F;te Sanktion i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Die Erhaltung und Befo&#x0364;rderung der <hi rendition="#g">per-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;nlichen Sicherheit</hi> konnte in einem Ge-<lb/>
&#x017F;etzbuche die&#x017F;er Art nicht der letzte Gegen&#x017F;tand<lb/>
&#x017F;eyn. Sie erhielt ein eigenes Tribunal in dem<lb/><hi rendition="#g">Gewi&#x017F;&#x017F;ensgericht</hi>, oder dem Gericht der<lb/>
Billigkeit, welches in jeder Statthalter&#x017F;chaft<lb/>
errichtet wurde, und de&#x017F;&#x017F;en Zweck, nach den<lb/>
eignen Worten der Verordnung, die Erhaltung<lb/>
der per&#x017F;o&#x0364;nlichen Sicherheit, die Milderung des<lb/>
Schick&#x017F;als unglu&#x0364;cklicher Verbrecher, und die<lb/>
gu&#x0364;tliche Beylegung bu&#x0364;rgerlicher Streitigkeiten<lb/>
i&#x017F;t. Die Verfa&#x017F;&#x017F;ung die&#x017F;es ho&#x0364;ch&#x017F;t merkwu&#x0364;rdi-<lb/>
gen In&#x017F;tituts i&#x017F;t zu neu, zu wohltha&#x0364;tig und zu<lb/>
wenig bekannt, als daß ich meinen Le&#x017F;ern nicht<lb/>
einen kurzen Auszug aus der Stiftungsakte<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben mittheilen &#x017F;ollte <note place="foot" n="*)">Verordnungen u. &#x017F;. w. Haupt&#x017F;t. 26 &#x2014; 395. folg.</note>.</p><lb/>
          <p>Das Gewi&#x017F;&#x017F;ensgericht be&#x017F;teht aus einem<lb/>
Richter, der den Vor&#x017F;itz fu&#x0364;hrt, und aus &#x017F;echs<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0196] fuͤr die Menſchen und ihre Rechte, und den milden, gleichweit von Strenge und Nachgie- bigkeit entfernten Karakter, womit die Indivi- dualitaͤt des Geſetzgebers ſie ſtempelte, und der ihre ehrwuͤrdigſte Sanktion iſt. Die Erhaltung und Befoͤrderung der per- ſoͤnlichen Sicherheit konnte in einem Ge- ſetzbuche dieſer Art nicht der letzte Gegenſtand ſeyn. Sie erhielt ein eigenes Tribunal in dem Gewiſſensgericht, oder dem Gericht der Billigkeit, welches in jeder Statthalterſchaft errichtet wurde, und deſſen Zweck, nach den eignen Worten der Verordnung, die Erhaltung der perſoͤnlichen Sicherheit, die Milderung des Schickſals ungluͤcklicher Verbrecher, und die guͤtliche Beylegung buͤrgerlicher Streitigkeiten iſt. Die Verfaſſung dieſes hoͤchſt merkwuͤrdi- gen Inſtituts iſt zu neu, zu wohlthaͤtig und zu wenig bekannt, als daß ich meinen Leſern nicht einen kurzen Auszug aus der Stiftungsakte deſſelben mittheilen ſollte *). Das Gewiſſensgericht beſteht aus einem Richter, der den Vorſitz fuͤhrt, und aus ſechs *) Verordnungen u. ſ. w. Hauptſt. 26 — 395. folg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/196
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/196>, abgerufen am 23.11.2024.