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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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gen der oben bezeichneten Verbrechen sitzt, oder
das Gewissensgericht hintergangen hat, oder
keine Bürgschaft stellt, soll ihn das Gewissens-
gericht wieder in das Gefängniß abliefern, um
daselbst härter als vorhin gehalten zu werden.

Die öffentliche Sicherheit unter-
scheidet sich von der persönlichen durch einen
allgemeinern Zweck. Jene ist der eigentliche
Gegenstand der Polizey; diese ist in den meh-
resten Ländern der Justizverwaltung übertragen.

Nach dem Verhältniß der Größe, Weit-
läuftigkeit und Bevölkerung ist die öffentliche
Sicherheit hier so groß als irgendwo. Man
hört so selten von Beraubungen oder Mord-
thaten, daß der Gedanke an Gefahren dieser
Art fremd ist. Daher sieht man täglich ein-
zelne Leute, ohne Stock und ohne Begleitung,
zu allen Stunden der Nacht, über die Straße
und selbst in die entlegensten und unbebaute-
sten Gegenden gehn. Diese, unter solchen Um-
ständen, seltne Erscheinung ist weniger das
Werk der wohlorganisirten, wachsamen Polizey,
als die Wirkung des gutmüthigen Volkskarak-
ters. Der gemeine Russe, wenn er nicht durch
langen Aufenthalt in der Residenz verderbt,

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gen der oben bezeichneten Verbrechen ſitzt, oder
das Gewiſſensgericht hintergangen hat, oder
keine Buͤrgſchaft ſtellt, ſoll ihn das Gewiſſens-
gericht wieder in das Gefaͤngniß abliefern, um
daſelbſt haͤrter als vorhin gehalten zu werden.

Die oͤffentliche Sicherheit unter-
ſcheidet ſich von der perſoͤnlichen durch einen
allgemeinern Zweck. Jene iſt der eigentliche
Gegenſtand der Polizey; dieſe iſt in den meh-
reſten Laͤndern der Juſtizverwaltung uͤbertragen.

Nach dem Verhaͤltniß der Groͤße, Weit-
laͤuftigkeit und Bevoͤlkerung iſt die oͤffentliche
Sicherheit hier ſo groß als irgendwo. Man
hoͤrt ſo ſelten von Beraubungen oder Mord-
thaten, daß der Gedanke an Gefahren dieſer
Art fremd iſt. Daher ſieht man taͤglich ein-
zelne Leute, ohne Stock und ohne Begleitung,
zu allen Stunden der Nacht, uͤber die Straße
und ſelbſt in die entlegenſten und unbebaute-
ſten Gegenden gehn. Dieſe, unter ſolchen Um-
ſtaͤnden, ſeltne Erſcheinung iſt weniger das
Werk der wohlorganiſirten, wachſamen Polizey,
als die Wirkung des gutmuͤthigen Volkskarak-
ters. Der gemeine Ruſſe, wenn er nicht durch
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[167/0201] gen der oben bezeichneten Verbrechen ſitzt, oder das Gewiſſensgericht hintergangen hat, oder keine Buͤrgſchaft ſtellt, ſoll ihn das Gewiſſens- gericht wieder in das Gefaͤngniß abliefern, um daſelbſt haͤrter als vorhin gehalten zu werden. Die oͤffentliche Sicherheit unter- ſcheidet ſich von der perſoͤnlichen durch einen allgemeinern Zweck. Jene iſt der eigentliche Gegenſtand der Polizey; dieſe iſt in den meh- reſten Laͤndern der Juſtizverwaltung uͤbertragen. Nach dem Verhaͤltniß der Groͤße, Weit- laͤuftigkeit und Bevoͤlkerung iſt die oͤffentliche Sicherheit hier ſo groß als irgendwo. Man hoͤrt ſo ſelten von Beraubungen oder Mord- thaten, daß der Gedanke an Gefahren dieſer Art fremd iſt. Daher ſieht man taͤglich ein- zelne Leute, ohne Stock und ohne Begleitung, zu allen Stunden der Nacht, uͤber die Straße und ſelbſt in die entlegenſten und unbebaute- ſten Gegenden gehn. Dieſe, unter ſolchen Um- ſtaͤnden, ſeltne Erſcheinung iſt weniger das Werk der wohlorganiſirten, wachſamen Polizey, als die Wirkung des gutmuͤthigen Volkskarak- ters. Der gemeine Ruſſe, wenn er nicht durch langen Aufenthalt in der Reſidenz verderbt, L 4

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/201>, abgerufen am 21.11.2024.