freches und ärgerliches Leben führen. -- Ver- brecher dieser Art werden entweder auf das Urtheil eines Gerichtshofes, oder auf die Bit- te der Eltern, Vorgesetzten oder Hausherren, wiewol nicht ohne Zeugniß, warum? ins Zuchthaus gesetzt. Auch hier müssen Privat- leute, wie im Arbeitshause, ein geringes Kostgeld bezahlen. Das männliche Geschlecht ist vom weiblichen abgesondert und jeder Zücht- ling darf nur bey seinem Taufnamen genannt werden. Die Widerspenstigen kann der Ober- aufseher zur Zeit mit Ruthen, oder mit Ein- sperrung auf Wasser und Brod bestrafen. Die jährliche Anzahl der Züchtlinge ist zwischen sie- ben und neunhundert.
Diese Anstalten, in welchen sich die Re- sidenz, wie in einem Behälter, aller faulen, unreinen und ansteckenden Theile entledigt, ste- hen in so genauer Verbindung mit den Ver- wahrungsörtern der Gerechtigkeit, daß ich es am schicklichsten finde, ihrer hier sogleich zu erwähnen.
Das neue Stadtgefängniß, welches, so viel es thunlich war, nach Howard's
freches und aͤrgerliches Leben fuͤhren. — Ver- brecher dieſer Art werden entweder auf das Urtheil eines Gerichtshofes, oder auf die Bit- te der Eltern, Vorgeſetzten oder Hausherren, wiewol nicht ohne Zeugniß, warum? ins Zuchthaus geſetzt. Auch hier muͤſſen Privat- leute, wie im Arbeitshauſe, ein geringes Koſtgeld bezahlen. Das maͤnnliche Geſchlecht iſt vom weiblichen abgeſondert und jeder Zuͤcht- ling darf nur bey ſeinem Taufnamen genannt werden. Die Widerſpenſtigen kann der Ober- aufſeher zur Zeit mit Ruthen, oder mit Ein- ſperrung auf Waſſer und Brod beſtrafen. Die jaͤhrliche Anzahl der Zuͤchtlinge iſt zwiſchen ſie- ben und neunhundert.
Dieſe Anſtalten, in welchen ſich die Re- ſidenz, wie in einem Behaͤlter, aller faulen, unreinen und anſteckenden Theile entledigt, ſte- hen in ſo genauer Verbindung mit den Ver- wahrungsoͤrtern der Gerechtigkeit, daß ich es am ſchicklichſten finde, ihrer hier ſogleich zu erwaͤhnen.
Das neue Stadtgefaͤngniß, welches, ſo viel es thunlich war, nach Howard’s
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0225"n="191"/>
freches und aͤrgerliches Leben fuͤhren. — Ver-<lb/>
brecher dieſer Art werden entweder auf das<lb/>
Urtheil eines Gerichtshofes, oder auf die Bit-<lb/>
te der Eltern, Vorgeſetzten oder Hausherren,<lb/>
wiewol nicht ohne Zeugniß, warum? ins<lb/>
Zuchthaus geſetzt. Auch hier muͤſſen Privat-<lb/>
leute, wie im Arbeitshauſe, ein geringes<lb/>
Koſtgeld bezahlen. Das maͤnnliche Geſchlecht<lb/>
iſt vom weiblichen abgeſondert und jeder Zuͤcht-<lb/>
ling darf nur bey ſeinem Taufnamen genannt<lb/>
werden. Die Widerſpenſtigen kann der Ober-<lb/>
aufſeher zur Zeit mit Ruthen, oder mit Ein-<lb/>ſperrung auf Waſſer und Brod beſtrafen. Die<lb/>
jaͤhrliche Anzahl der Zuͤchtlinge iſt zwiſchen ſie-<lb/>
ben und neunhundert.</p><lb/><p>Dieſe Anſtalten, in welchen ſich die Re-<lb/>ſidenz, wie in einem Behaͤlter, aller faulen,<lb/>
unreinen und anſteckenden Theile entledigt, ſte-<lb/>
hen in ſo genauer Verbindung mit den Ver-<lb/>
wahrungsoͤrtern der Gerechtigkeit, daß ich es<lb/>
am ſchicklichſten finde, ihrer hier ſogleich zu<lb/>
erwaͤhnen.</p><lb/><p>Das neue <hirendition="#g">Stadtgefaͤngniß</hi>, welches,<lb/>ſo viel es thunlich war, nach <hirendition="#g">Howard’s</hi><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[191/0225]
freches und aͤrgerliches Leben fuͤhren. — Ver-
brecher dieſer Art werden entweder auf das
Urtheil eines Gerichtshofes, oder auf die Bit-
te der Eltern, Vorgeſetzten oder Hausherren,
wiewol nicht ohne Zeugniß, warum? ins
Zuchthaus geſetzt. Auch hier muͤſſen Privat-
leute, wie im Arbeitshauſe, ein geringes
Koſtgeld bezahlen. Das maͤnnliche Geſchlecht
iſt vom weiblichen abgeſondert und jeder Zuͤcht-
ling darf nur bey ſeinem Taufnamen genannt
werden. Die Widerſpenſtigen kann der Ober-
aufſeher zur Zeit mit Ruthen, oder mit Ein-
ſperrung auf Waſſer und Brod beſtrafen. Die
jaͤhrliche Anzahl der Zuͤchtlinge iſt zwiſchen ſie-
ben und neunhundert.
Dieſe Anſtalten, in welchen ſich die Re-
ſidenz, wie in einem Behaͤlter, aller faulen,
unreinen und anſteckenden Theile entledigt, ſte-
hen in ſo genauer Verbindung mit den Ver-
wahrungsoͤrtern der Gerechtigkeit, daß ich es
am ſchicklichſten finde, ihrer hier ſogleich zu
erwaͤhnen.
Das neue Stadtgefaͤngniß, welches,
ſo viel es thunlich war, nach Howard’s
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/225>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.