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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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eines bekannten Ordens, dessen Mitglied er
war, er machte gegen sehr geringe Rezepti-
onsgebühren eine Menge würdiger Proselyten.
Ein anderer hatte die Vergünstigung erhalten,
seine Schlafstätte durch eine Scheidewand ab-
zusondern, wo er in Gesellschaft seines Be-
dienten lebte, der durch die Leibeigenschaft ge-
zwungen war, ihm in diesen Aufenthalt zu
folgen. Hier nahm er die Ankömmlinge, de-
ren Mine und Anzug etwas zu versprechen
schienen, freundlich auf, und lockte ihnen ihre
Baarschaft entweder im Spiel oder bey einem
Glase Punsch mit solcher Schlauigkeit ab, daß
selten einer ohne Verlust seiner Habseligkeiten
den gefährlichen Schutzwinkel verließ. -- Die-
ses Haus, dessen Mauern nur Laster und
Verbrechen zu beherbergen scheinen, wird zu-
weilen auch der Schauplatz einer schönen mensch-
lichen Handlung, wie sich einzelne Lichtstralen
in die dunkeln Farben eines Nachtgemäldes mi-
schen. Nicht um die Schatten zu heben, son-
dern als ein kleines Denkmal für eine unbe-
kannte edle That, mag folgende Anekdote hier
ihren Platz finden.


eines bekannten Ordens, deſſen Mitglied er
war, er machte gegen ſehr geringe Rezepti-
onsgebuͤhren eine Menge wuͤrdiger Proſelyten.
Ein anderer hatte die Verguͤnſtigung erhalten,
ſeine Schlafſtaͤtte durch eine Scheidewand ab-
zuſondern, wo er in Geſellſchaft ſeines Be-
dienten lebte, der durch die Leibeigenſchaft ge-
zwungen war, ihm in dieſen Aufenthalt zu
folgen. Hier nahm er die Ankoͤmmlinge, de-
ren Mine und Anzug etwas zu verſprechen
ſchienen, freundlich auf, und lockte ihnen ihre
Baarſchaft entweder im Spiel oder bey einem
Glaſe Punſch mit ſolcher Schlauigkeit ab, daß
ſelten einer ohne Verluſt ſeiner Habſeligkeiten
den gefaͤhrlichen Schutzwinkel verließ. — Die-
ſes Haus, deſſen Mauern nur Laſter und
Verbrechen zu beherbergen ſcheinen, wird zu-
weilen auch der Schauplatz einer ſchoͤnen menſch-
lichen Handlung, wie ſich einzelne Lichtſtralen
in die dunkeln Farben eines Nachtgemaͤldes mi-
ſchen. Nicht um die Schatten zu heben, ſon-
dern als ein kleines Denkmal fuͤr eine unbe-
kannte edle That, mag folgende Anekdote hier
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[194/0228] eines bekannten Ordens, deſſen Mitglied er war, er machte gegen ſehr geringe Rezepti- onsgebuͤhren eine Menge wuͤrdiger Proſelyten. Ein anderer hatte die Verguͤnſtigung erhalten, ſeine Schlafſtaͤtte durch eine Scheidewand ab- zuſondern, wo er in Geſellſchaft ſeines Be- dienten lebte, der durch die Leibeigenſchaft ge- zwungen war, ihm in dieſen Aufenthalt zu folgen. Hier nahm er die Ankoͤmmlinge, de- ren Mine und Anzug etwas zu verſprechen ſchienen, freundlich auf, und lockte ihnen ihre Baarſchaft entweder im Spiel oder bey einem Glaſe Punſch mit ſolcher Schlauigkeit ab, daß ſelten einer ohne Verluſt ſeiner Habſeligkeiten den gefaͤhrlichen Schutzwinkel verließ. — Die- ſes Haus, deſſen Mauern nur Laſter und Verbrechen zu beherbergen ſcheinen, wird zu- weilen auch der Schauplatz einer ſchoͤnen menſch- lichen Handlung, wie ſich einzelne Lichtſtralen in die dunkeln Farben eines Nachtgemaͤldes mi- ſchen. Nicht um die Schatten zu heben, ſon- dern als ein kleines Denkmal fuͤr eine unbe- kannte edle That, mag folgende Anekdote hier ihren Platz finden.

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/228>, abgerufen am 21.11.2024.