Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

die Equipage fast unentbehrlich; wenigstens
würde der Fremde, wenn er, besonders bey
kothigem Wetter, zu Fuß käme, sich dem
Vorwurf der Knauserey, oder des Mangels
an Welt, oder -- der Armuth aussetzen müs-
sen. Daß das letzte beynah noch schimpflicher
ist, als das erste, brauche ich meinen Lesern
aus der feinen und großen Welt wol nicht erst
zu sagen.

Die Fremden haben also die Wahl, ent-
weder in ihrem Gasthofe einsam, oder in un-
bekannter, gemischter Gesellschaft, und schlecht
zu speisen; oder in vertraulichen, angenehmen
und glänzenden Zirkeln an dem Wohlleben der
sogenannten guten Häuser Theil zu nehmen.
Doch die Equipage ist nicht das einzige Erfor-
derniß, hier zugelassen und -- gerne gesehen
zu werden. Ist es dem Fremden auch um das
letztere zu thun, so muß er spielen, und
nicht erschrecken, wenn ihm ein Spielchen
angeboten wird, wie er es in Deutschland
seinen Herzog spielen sah. Das Glück kann
er freylich für und wider sich haben, aber
den Vortheil hat er wahrscheinlich wider

P 2

die Equipage faſt unentbehrlich; wenigſtens
wuͤrde der Fremde, wenn er, beſonders bey
kothigem Wetter, zu Fuß kaͤme, ſich dem
Vorwurf der Knauſerey, oder des Mangels
an Welt, oder — der Armuth ausſetzen muͤſ-
ſen. Daß das letzte beynah noch ſchimpflicher
iſt, als das erſte, brauche ich meinen Leſern
aus der feinen und großen Welt wol nicht erſt
zu ſagen.

Die Fremden haben alſo die Wahl, ent-
weder in ihrem Gaſthofe einſam, oder in un-
bekannter, gemiſchter Geſellſchaft, und ſchlecht
zu ſpeiſen; oder in vertraulichen, angenehmen
und glaͤnzenden Zirkeln an dem Wohlleben der
ſogenannten guten Haͤuſer Theil zu nehmen.
Doch die Equipage iſt nicht das einzige Erfor-
derniß, hier zugelaſſen und — gerne geſehen
zu werden. Iſt es dem Fremden auch um das
letztere zu thun, ſo muß er ſpielen, und
nicht erſchrecken, wenn ihm ein Spielchen
angeboten wird, wie er es in Deutſchland
ſeinen Herzog ſpielen ſah. Das Gluͤck kann
er freylich fuͤr und wider ſich haben, aber
den Vortheil hat er wahrſcheinlich wider

P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0261" n="227"/>
die Equipage fa&#x017F;t unentbehrlich; wenig&#x017F;tens<lb/>
wu&#x0364;rde der Fremde, wenn er, be&#x017F;onders bey<lb/>
kothigem Wetter, zu Fuß ka&#x0364;me, &#x017F;ich dem<lb/>
Vorwurf der Knau&#x017F;erey, oder des Mangels<lb/>
an Welt, oder &#x2014; der Armuth aus&#x017F;etzen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Daß das letzte beynah noch &#x017F;chimpflicher<lb/>
i&#x017F;t, als das er&#x017F;te, brauche ich meinen Le&#x017F;ern<lb/>
aus der feinen und großen Welt wol nicht er&#x017F;t<lb/>
zu &#x017F;agen.</p><lb/>
          <p>Die Fremden haben al&#x017F;o die Wahl, ent-<lb/>
weder in ihrem Ga&#x017F;thofe ein&#x017F;am, oder in un-<lb/>
bekannter, gemi&#x017F;chter Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, und &#x017F;chlecht<lb/>
zu &#x017F;pei&#x017F;en; oder in vertraulichen, angenehmen<lb/>
und gla&#x0364;nzenden Zirkeln an dem Wohlleben der<lb/>
&#x017F;ogenannten guten Ha&#x0364;u&#x017F;er Theil zu nehmen.<lb/>
Doch die Equipage i&#x017F;t nicht das einzige Erfor-<lb/>
derniß, hier zugela&#x017F;&#x017F;en und &#x2014; gerne ge&#x017F;ehen<lb/>
zu werden. I&#x017F;t es dem Fremden auch um das<lb/>
letztere zu thun, &#x017F;o muß er <hi rendition="#g">&#x017F;pielen</hi>, und<lb/>
nicht er&#x017F;chrecken, wenn ihm ein <hi rendition="#g">Spielchen</hi><lb/>
angeboten wird, wie er es in Deut&#x017F;chland<lb/>
&#x017F;einen Herzog &#x017F;pielen &#x017F;ah. Das <hi rendition="#g">Glu&#x0364;ck</hi> kann<lb/>
er freylich <hi rendition="#g">fu&#x0364;r und wider</hi> &#x017F;ich haben, aber<lb/>
den <hi rendition="#g">Vortheil</hi> hat er wahr&#x017F;cheinlich <hi rendition="#g">wider</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0261] die Equipage faſt unentbehrlich; wenigſtens wuͤrde der Fremde, wenn er, beſonders bey kothigem Wetter, zu Fuß kaͤme, ſich dem Vorwurf der Knauſerey, oder des Mangels an Welt, oder — der Armuth ausſetzen muͤſ- ſen. Daß das letzte beynah noch ſchimpflicher iſt, als das erſte, brauche ich meinen Leſern aus der feinen und großen Welt wol nicht erſt zu ſagen. Die Fremden haben alſo die Wahl, ent- weder in ihrem Gaſthofe einſam, oder in un- bekannter, gemiſchter Geſellſchaft, und ſchlecht zu ſpeiſen; oder in vertraulichen, angenehmen und glaͤnzenden Zirkeln an dem Wohlleben der ſogenannten guten Haͤuſer Theil zu nehmen. Doch die Equipage iſt nicht das einzige Erfor- derniß, hier zugelaſſen und — gerne geſehen zu werden. Iſt es dem Fremden auch um das letztere zu thun, ſo muß er ſpielen, und nicht erſchrecken, wenn ihm ein Spielchen angeboten wird, wie er es in Deutſchland ſeinen Herzog ſpielen ſah. Das Gluͤck kann er freylich fuͤr und wider ſich haben, aber den Vortheil hat er wahrſcheinlich wider P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/261
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/261>, abgerufen am 22.11.2024.