die Equipage fast unentbehrlich; wenigstens würde der Fremde, wenn er, besonders bey kothigem Wetter, zu Fuß käme, sich dem Vorwurf der Knauserey, oder des Mangels an Welt, oder -- der Armuth aussetzen müs- sen. Daß das letzte beynah noch schimpflicher ist, als das erste, brauche ich meinen Lesern aus der feinen und großen Welt wol nicht erst zu sagen.
Die Fremden haben also die Wahl, ent- weder in ihrem Gasthofe einsam, oder in un- bekannter, gemischter Gesellschaft, und schlecht zu speisen; oder in vertraulichen, angenehmen und glänzenden Zirkeln an dem Wohlleben der sogenannten guten Häuser Theil zu nehmen. Doch die Equipage ist nicht das einzige Erfor- derniß, hier zugelassen und -- gerne gesehen zu werden. Ist es dem Fremden auch um das letztere zu thun, so muß er spielen, und nicht erschrecken, wenn ihm ein Spielchen angeboten wird, wie er es in Deutschland seinen Herzog spielen sah. Das Glück kann er freylich für und wider sich haben, aber den Vortheil hat er wahrscheinlich wider
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die Equipage faſt unentbehrlich; wenigſtens wuͤrde der Fremde, wenn er, beſonders bey kothigem Wetter, zu Fuß kaͤme, ſich dem Vorwurf der Knauſerey, oder des Mangels an Welt, oder — der Armuth ausſetzen muͤſ- ſen. Daß das letzte beynah noch ſchimpflicher iſt, als das erſte, brauche ich meinen Leſern aus der feinen und großen Welt wol nicht erſt zu ſagen.
Die Fremden haben alſo die Wahl, ent- weder in ihrem Gaſthofe einſam, oder in un- bekannter, gemiſchter Geſellſchaft, und ſchlecht zu ſpeiſen; oder in vertraulichen, angenehmen und glaͤnzenden Zirkeln an dem Wohlleben der ſogenannten guten Haͤuſer Theil zu nehmen. Doch die Equipage iſt nicht das einzige Erfor- derniß, hier zugelaſſen und — gerne geſehen zu werden. Iſt es dem Fremden auch um das letztere zu thun, ſo muß er ſpielen, und nicht erſchrecken, wenn ihm ein Spielchen angeboten wird, wie er es in Deutſchland ſeinen Herzog ſpielen ſah. Das Gluͤck kann er freylich fuͤr und wider ſich haben, aber den Vortheil hat er wahrſcheinlich wider
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die Equipage faſt unentbehrlich; wenigſtens
wuͤrde der Fremde, wenn er, beſonders bey
kothigem Wetter, zu Fuß kaͤme, ſich dem
Vorwurf der Knauſerey, oder des Mangels
an Welt, oder — der Armuth ausſetzen muͤſ-
ſen. Daß das letzte beynah noch ſchimpflicher
iſt, als das erſte, brauche ich meinen Leſern
aus der feinen und großen Welt wol nicht erſt
zu ſagen.
Die Fremden haben alſo die Wahl, ent-
weder in ihrem Gaſthofe einſam, oder in un-
bekannter, gemiſchter Geſellſchaft, und ſchlecht
zu ſpeiſen; oder in vertraulichen, angenehmen
und glaͤnzenden Zirkeln an dem Wohlleben der
ſogenannten guten Haͤuſer Theil zu nehmen.
Doch die Equipage iſt nicht das einzige Erfor-
derniß, hier zugelaſſen und — gerne geſehen
zu werden. Iſt es dem Fremden auch um das
letztere zu thun, ſo muß er ſpielen, und
nicht erſchrecken, wenn ihm ein Spielchen
angeboten wird, wie er es in Deutſchland
ſeinen Herzog ſpielen ſah. Das Gluͤck kann
er freylich fuͤr und wider ſich haben, aber
den Vortheil hat er wahrſcheinlich wider
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/261>, abgerufen am 22.11.2024.
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