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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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hier zum Tanzen aufgefordert, und in eben
dieser Absicht ist es ihnen auch erlaubt, jähr-
lich einmal auf ihrem sehr schön eingerichteten
Theater zu spielen. Zuweilen, aber sehr sel-
ten, wird ein öffentlicher Ball gegeben, wobey
die Kinder aus dem Fräuleinstift zugegen sind.
-- So lange die Kadets im Korps erzogen
werden, dürfen sie weder Geld noch irgend
etwas besitzen, was ihnen nicht nach dem
Plan zugestanden ist; es wird daher dem
Sohn des reichsten Fürsten nicht erlaubt, fei-
nere Wäsche oder Kleider, als der ärmste sei-
ner Mitzöglinge zu tragen.

Das Resultat dieser Erziehungsart ist,
nach allen vorhandenen Umständen, immer sehr
vortheilhaft. Bosheit, Intrigue, Unsittlich-
keit, und alle die Laster, die gewöhnlich in
großen Erziehungsanstalten zu Hause sind,
werden hier nicht gefunden; im Gegentheil
ist eine gewisse Gutmüthigkeit und Lenksam-
keit, wenigstens bey dem größern Theile, herr-
schend. Nach denen seit kurzen entlassenen
Zöglingen zu urtheilen, ist kein hervorstechen-
der Karakter sichtbar, den man der Erziehungs-
methode zuzuschreiben Grund hätte; im Gegen-

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hier zum Tanzen aufgefordert, und in eben
dieſer Abſicht iſt es ihnen auch erlaubt, jaͤhr-
lich einmal auf ihrem ſehr ſchoͤn eingerichteten
Theater zu ſpielen. Zuweilen, aber ſehr ſel-
ten, wird ein oͤffentlicher Ball gegeben, wobey
die Kinder aus dem Fraͤuleinſtift zugegen ſind.
— So lange die Kadets im Korps erzogen
werden, duͤrfen ſie weder Geld noch irgend
etwas beſitzen, was ihnen nicht nach dem
Plan zugeſtanden iſt; es wird daher dem
Sohn des reichſten Fuͤrſten nicht erlaubt, fei-
nere Waͤſche oder Kleider, als der aͤrmſte ſei-
ner Mitzoͤglinge zu tragen.

Das Reſultat dieſer Erziehungsart iſt,
nach allen vorhandenen Umſtaͤnden, immer ſehr
vortheilhaft. Bosheit, Intrigue, Unſittlich-
keit, und alle die Laſter, die gewoͤhnlich in
großen Erziehungsanſtalten zu Hauſe ſind,
werden hier nicht gefunden; im Gegentheil
iſt eine gewiſſe Gutmuͤthigkeit und Lenkſam-
keit, wenigſtens bey dem groͤßern Theile, herr-
ſchend. Nach denen ſeit kurzen entlaſſenen
Zoͤglingen zu urtheilen, iſt kein hervorſtechen-
der Karakter ſichtbar, den man der Erziehungs-
methode zuzuſchreiben Grund haͤtte; im Gegen-

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[291/0327] hier zum Tanzen aufgefordert, und in eben dieſer Abſicht iſt es ihnen auch erlaubt, jaͤhr- lich einmal auf ihrem ſehr ſchoͤn eingerichteten Theater zu ſpielen. Zuweilen, aber ſehr ſel- ten, wird ein oͤffentlicher Ball gegeben, wobey die Kinder aus dem Fraͤuleinſtift zugegen ſind. — So lange die Kadets im Korps erzogen werden, duͤrfen ſie weder Geld noch irgend etwas beſitzen, was ihnen nicht nach dem Plan zugeſtanden iſt; es wird daher dem Sohn des reichſten Fuͤrſten nicht erlaubt, fei- nere Waͤſche oder Kleider, als der aͤrmſte ſei- ner Mitzoͤglinge zu tragen. Das Reſultat dieſer Erziehungsart iſt, nach allen vorhandenen Umſtaͤnden, immer ſehr vortheilhaft. Bosheit, Intrigue, Unſittlich- keit, und alle die Laſter, die gewoͤhnlich in großen Erziehungsanſtalten zu Hauſe ſind, werden hier nicht gefunden; im Gegentheil iſt eine gewiſſe Gutmuͤthigkeit und Lenkſam- keit, wenigſtens bey dem groͤßern Theile, herr- ſchend. Nach denen ſeit kurzen entlaſſenen Zoͤglingen zu urtheilen, iſt kein hervorſtechen- der Karakter ſichtbar, den man der Erziehungs- methode zuzuſchreiben Grund haͤtte; im Gegen- T 2

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/327>, abgerufen am 22.11.2024.