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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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sen und macht es angenehm; eine Winterreise
bey mäßiger Kälte in mondhellen Nächten ist
ein Genuß den man nur unter diesen Himmels-
strich kennt. Das rußische Volk, an Ausdauer
gewöhnt, lebt beym Einbruch des Winters
gleichsam auf; selbst Fremde sind hier unem-
pfindlicher gegen die Kälte als in ihrem Vater-
lande. Wahr ist es aber auch, daß man sich
nirgends besser gegen ihre Wirkungen zu schü-
tzen weiß, als hier. Bey der Annäherung des
Winters setzt man in allen Häusern doppelte Fen-
ster ein, deren Zwischenräume mit Werg verstopft
und mit Papier überklebt werden. Diese Vor-
sicht schützt nicht nur gegen Kälte und Wind,
sondern gewährt auch mitten im Winter eine
freye Aussicht, da die Glasscheiben auf diese
Art nie mit Eise belegt werden. Die Aussen-
thüren, oft auch die Fußböden in den Zimmern,
bekleidet man mit Filz. Unsere Oefen, deren
Größe und Bauart freylich viel Holz erfordern,
bewirken in den weitläuftigsten Wohnungen
und öffentlichen Sälen eine Temperatur, die
das Andenken an den Winter vertilgt.

Wenn man die Stube verläßt, bewaffnet
man sich noch ernsthafter gegen die Kälte.

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ſen und macht es angenehm; eine Winterreiſe
bey maͤßiger Kaͤlte in mondhellen Naͤchten iſt
ein Genuß den man nur unter dieſen Himmels-
ſtrich kennt. Das rußiſche Volk, an Ausdauer
gewoͤhnt, lebt beym Einbruch des Winters
gleichſam auf; ſelbſt Fremde ſind hier unem-
pfindlicher gegen die Kaͤlte als in ihrem Vater-
lande. Wahr iſt es aber auch, daß man ſich
nirgends beſſer gegen ihre Wirkungen zu ſchuͤ-
tzen weiß, als hier. Bey der Annaͤherung des
Winters ſetzt man in allen Haͤuſern doppelte Fen-
ſter ein, deren Zwiſchenraͤume mit Werg verſtopft
und mit Papier uͤberklebt werden. Dieſe Vor-
ſicht ſchuͤtzt nicht nur gegen Kaͤlte und Wind,
ſondern gewaͤhrt auch mitten im Winter eine
freye Ausſicht, da die Glasſcheiben auf dieſe
Art nie mit Eiſe belegt werden. Die Auſſen-
thuͤren, oft auch die Fußboͤden in den Zimmern,
bekleidet man mit Filz. Unſere Oefen, deren
Groͤße und Bauart freylich viel Holz erfordern,
bewirken in den weitlaͤuftigſten Wohnungen
und oͤffentlichen Saͤlen eine Temperatur, die
das Andenken an den Winter vertilgt.

Wenn man die Stube verlaͤßt, bewaffnet
man ſich noch ernſthafter gegen die Kaͤlte.

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[9/0043] ſen und macht es angenehm; eine Winterreiſe bey maͤßiger Kaͤlte in mondhellen Naͤchten iſt ein Genuß den man nur unter dieſen Himmels- ſtrich kennt. Das rußiſche Volk, an Ausdauer gewoͤhnt, lebt beym Einbruch des Winters gleichſam auf; ſelbſt Fremde ſind hier unem- pfindlicher gegen die Kaͤlte als in ihrem Vater- lande. Wahr iſt es aber auch, daß man ſich nirgends beſſer gegen ihre Wirkungen zu ſchuͤ- tzen weiß, als hier. Bey der Annaͤherung des Winters ſetzt man in allen Haͤuſern doppelte Fen- ſter ein, deren Zwiſchenraͤume mit Werg verſtopft und mit Papier uͤberklebt werden. Dieſe Vor- ſicht ſchuͤtzt nicht nur gegen Kaͤlte und Wind, ſondern gewaͤhrt auch mitten im Winter eine freye Ausſicht, da die Glasſcheiben auf dieſe Art nie mit Eiſe belegt werden. Die Auſſen- thuͤren, oft auch die Fußboͤden in den Zimmern, bekleidet man mit Filz. Unſere Oefen, deren Groͤße und Bauart freylich viel Holz erfordern, bewirken in den weitlaͤuftigſten Wohnungen und oͤffentlichen Saͤlen eine Temperatur, die das Andenken an den Winter vertilgt. Wenn man die Stube verlaͤßt, bewaffnet man ſich noch ernſthafter gegen die Kaͤlte. A 5

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/43>, abgerufen am 21.11.2024.