merkwürdig. Der Stil und die Ueberladung mit Verzierungen verrathen das Zeitalter in wel- chem er sein Daseyn erhielt. Die ganze Höhe, welche 70 Fuß beträgt, hat nur ein Erdgeschoß, ein Hauptstockwerk und ein Entresol. Die Lage dieses Pallastes ist herrlich. An die Vorderseite schließt sich der mit prächtigen und schönen Ge- bäuden umgebene Schloßplatz, der größte den ich je gesehen habe, und an der Hinterseite fließt die Newa in ihren mit Granit bekleideten Ufern vorbey. Der linke Flügel, an welchen die Ere- mitage stößt, gewährt durch einen Vorsprung die Aussicht in die große Million, eine der schön- sten Gassen; zur Rechten liegt die Admiralität.
Der untere Stock wird durch eine Menge sich durchkreuzender Gewölbe und Säulenreihen dem Pallast des Dädalus ähnlich; man muß mehrere Male in demselben gewesen seyn, um sich ohne Führer wieder hinaus zu finden. Eini- ge dieser Gänge sind dunkel, und fast alle geben, durch den Mangel zureichender Erleuchtung, ei- nen melankolischen Anblick. Unter den vielen Treppen, die aus diesem Erdgeschoß in das Hauptstockwerk führen, ist die marmorne Pa-
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merkwuͤrdig. Der Stil und die Ueberladung mit Verzierungen verrathen das Zeitalter in wel- chem er ſein Daſeyn erhielt. Die ganze Hoͤhe, welche 70 Fuß betraͤgt, hat nur ein Erdgeſchoß, ein Hauptſtockwerk und ein Entreſol. Die Lage dieſes Pallaſtes iſt herrlich. An die Vorderſeite ſchließt ſich der mit praͤchtigen und ſchoͤnen Ge- baͤuden umgebene Schloßplatz, der groͤßte den ich je geſehen habe, und an der Hinterſeite fließt die Newa in ihren mit Granit bekleideten Ufern vorbey. Der linke Fluͤgel, an welchen die Ere- mitage ſtoͤßt, gewaͤhrt durch einen Vorſprung die Ausſicht in die große Million, eine der ſchoͤn- ſten Gaſſen; zur Rechten liegt die Admiralitaͤt.
Der untere Stock wird durch eine Menge ſich durchkreuzender Gewoͤlbe und Saͤulenreihen dem Pallaſt des Daͤdalus aͤhnlich; man muß mehrere Male in demſelben geweſen ſeyn, um ſich ohne Fuͤhrer wieder hinaus zu finden. Eini- ge dieſer Gaͤnge ſind dunkel, und faſt alle geben, durch den Mangel zureichender Erleuchtung, ei- nen melankoliſchen Anblick. Unter den vielen Treppen, die aus dieſem Erdgeſchoß in das Hauptſtockwerk fuͤhren, iſt die marmorne Pa-
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merkwuͤrdig. Der Stil und die Ueberladung
mit Verzierungen verrathen das Zeitalter in wel-
chem er ſein Daſeyn erhielt. Die ganze Hoͤhe,
welche 70 Fuß betraͤgt, hat nur ein Erdgeſchoß,
ein Hauptſtockwerk und ein Entreſol. Die Lage
dieſes Pallaſtes iſt herrlich. An die Vorderſeite
ſchließt ſich der mit praͤchtigen und ſchoͤnen Ge-
baͤuden umgebene Schloßplatz, der groͤßte den ich
je geſehen habe, und an der Hinterſeite fließt die
Newa in ihren mit Granit bekleideten Ufern
vorbey. Der linke Fluͤgel, an welchen die Ere-
mitage ſtoͤßt, gewaͤhrt durch einen Vorſprung
die Ausſicht in die große Million, eine der ſchoͤn-
ſten Gaſſen; zur Rechten liegt die Admiralitaͤt.
Der untere Stock wird durch eine Menge
ſich durchkreuzender Gewoͤlbe und Saͤulenreihen
dem Pallaſt des Daͤdalus aͤhnlich; man muß
mehrere Male in demſelben geweſen ſeyn, um
ſich ohne Fuͤhrer wieder hinaus zu finden. Eini-
ge dieſer Gaͤnge ſind dunkel, und faſt alle geben,
durch den Mangel zureichender Erleuchtung, ei-
nen melankoliſchen Anblick. Unter den vielen
Treppen, die aus dieſem Erdgeſchoß in das
Hauptſtockwerk fuͤhren, iſt die marmorne Pa-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/75>, abgerufen am 26.11.2024.
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