rem neuen Gewerbe sehr wohl befinden sollen. Auf den großen Marktplätzen der Residenz, unter den Arkaden von Gostinnoi Dwor, wo sonst zwar Bedürfnisse aller Art, aber schlech- terdings keine geistigen feil geboten wurden, sieht man jetzt große Waarenlager von Büchern, in denen es selten ganz leer an Käufern und Neugierigen ist. In allen russischen Läden werden die Bücher gebunden oder wenigstens broschirt verkauft; aber diese Bequemlichkeit, deren Werth ich sehr hoch anzuschlagen ge- neigt bin, steht dennoch in keinem Verhältniß mit der außerordentlichen Theurung aller ge- druckten Nationalprodukte.
Unter den fremden Buchhandlungen ist die Weitbrechtische, wenn man ihrem Kata- log Glauben beymessen darf, die reichste in Hinsicht der klassischen Litteratur der Auslän- der, besonders der Franzosen. Aber dieser so- wol, als die übrigen deutschen und französi- schen Buchläden, befriedigen selten oder nie- mals das Bedürfniß des Augenblicks, wenn nicht von längst erschienenen, bekannten Wer- ken, sondern von Neuigkeiten des Tages die Rede ist. Die Schwierigkeit des Transports,
der
rem neuen Gewerbe ſehr wohl befinden ſollen. Auf den großen Marktplaͤtzen der Reſidenz, unter den Arkaden von Goſtinnoi Dwor, wo ſonſt zwar Beduͤrfniſſe aller Art, aber ſchlech- terdings keine geiſtigen feil geboten wurden, ſieht man jetzt große Waarenlager von Buͤchern, in denen es ſelten ganz leer an Kaͤufern und Neugierigen iſt. In allen ruſſiſchen Laͤden werden die Buͤcher gebunden oder wenigſtens broſchirt verkauft; aber dieſe Bequemlichkeit, deren Werth ich ſehr hoch anzuſchlagen ge- neigt bin, ſteht dennoch in keinem Verhaͤltniß mit der außerordentlichen Theurung aller ge- druckten Nationalprodukte.
Unter den fremden Buchhandlungen iſt die Weitbrechtiſche, wenn man ihrem Kata- log Glauben beymeſſen darf, die reichſte in Hinſicht der klaſſiſchen Litteratur der Auslaͤn- der, beſonders der Franzoſen. Aber dieſer ſo- wol, als die uͤbrigen deutſchen und franzoͤſi- ſchen Buchlaͤden, befriedigen ſelten oder nie- mals das Beduͤrfniß des Augenblicks, wenn nicht von laͤngſt erſchienenen, bekannten Wer- ken, ſondern von Neuigkeiten des Tages die Rede iſt. Die Schwierigkeit des Transports,
der
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rem neuen Gewerbe ſehr wohl befinden ſollen.
Auf den großen Marktplaͤtzen der Reſidenz,
unter den Arkaden von Goſtinnoi Dwor, wo
ſonſt zwar Beduͤrfniſſe aller Art, aber ſchlech-
terdings keine geiſtigen feil geboten wurden,
ſieht man jetzt große Waarenlager von Buͤchern,
in denen es ſelten ganz leer an Kaͤufern und
Neugierigen iſt. In allen ruſſiſchen Laͤden
werden die Buͤcher gebunden oder wenigſtens
broſchirt verkauft; aber dieſe Bequemlichkeit,
deren Werth ich ſehr hoch anzuſchlagen ge-
neigt bin, ſteht dennoch in keinem Verhaͤltniß
mit der außerordentlichen Theurung aller ge-
druckten Nationalprodukte.
Unter den fremden Buchhandlungen iſt die
Weitbrechtiſche, wenn man ihrem Kata-
log Glauben beymeſſen darf, die reichſte in
Hinſicht der klaſſiſchen Litteratur der Auslaͤn-
der, beſonders der Franzoſen. Aber dieſer ſo-
wol, als die uͤbrigen deutſchen und franzoͤſi-
ſchen Buchlaͤden, befriedigen ſelten oder nie-
mals das Beduͤrfniß des Augenblicks, wenn
nicht von laͤngſt erſchienenen, bekannten Wer-
ken, ſondern von Neuigkeiten des Tages die
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/176>, abgerufen am 23.11.2024.
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