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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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Der donnernde Schall der Ode dringt, wie der
Sturmwind, ins Gehör,
erhebt sich zu des Kaukas und der Alpen Gipfel.
In ihr zertheilt der Blitz den Horizont,
und die brausende See verbirgt im Abgrunde
Schiffe.
Vor Herkuls Riesenstärke erliegt die ungeheure
Hydra,
und der kühne Phaeton eilt den Himmel hinan.
Die Skamanderufer fordern die Götter zum
Kampf auf;
der große Alexander verpflichtet die Perser zum
Zins;
der große Peter wirft von den baltischen Ufern
herab seinen Donner;
Katharinens Schwerdt blitzt am Hellespont.

So ehrenvoll der Platz ist, den Sumaro-
kows
Muse in dem Ehrentempel der russischen
Litteratur behauptet, so groß ist auch die An-
zahl derer, die um die nächste Stelle neben
seinem Denkmal buhlen. Unter die Dichter
dieser Klasse, über welche die Nachwelt schon
ihr Urtheil sprechen kann, gehört der unlängst
verstorbene Hofrath Knjäshnin, der sich in
mehreren Dichtungsarten als ein glücklicher
Nachfolger seines Vorgängers gezeigt hat. Die
dramatischen Werke mit welchen er das Thea-

Der donnernde Schall der Ode dringt, wie der
Sturmwind, ins Gehoͤr,
erhebt ſich zu des Kaukas und der Alpen Gipfel.
In ihr zertheilt der Blitz den Horizont,
und die brauſende See verbirgt im Abgrunde
Schiffe.
Vor Herkuls Rieſenſtaͤrke erliegt die ungeheure
Hydra,
und der kuͤhne Phaeton eilt den Himmel hinan.
Die Skamanderufer fordern die Goͤtter zum
Kampf auf;
der große Alexander verpflichtet die Perſer zum
Zins;
der große Peter wirft von den baltiſchen Ufern
herab ſeinen Donner;
Katharinens Schwerdt blitzt am Helleſpont.

So ehrenvoll der Platz iſt, den Sumaro-
kows
Muſe in dem Ehrentempel der ruſſiſchen
Litteratur behauptet, ſo groß iſt auch die An-
zahl derer, die um die naͤchſte Stelle neben
ſeinem Denkmal buhlen. Unter die Dichter
dieſer Klaſſe, uͤber welche die Nachwelt ſchon
ihr Urtheil ſprechen kann, gehoͤrt der unlaͤngſt
verſtorbene Hofrath Knjaͤſhnin, der ſich in
mehreren Dichtungsarten als ein gluͤcklicher
Nachfolger ſeines Vorgaͤngers gezeigt hat. Die
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[230/0246] Der donnernde Schall der Ode dringt, wie der Sturmwind, ins Gehoͤr, erhebt ſich zu des Kaukas und der Alpen Gipfel. In ihr zertheilt der Blitz den Horizont, und die brauſende See verbirgt im Abgrunde Schiffe. Vor Herkuls Rieſenſtaͤrke erliegt die ungeheure Hydra, und der kuͤhne Phaeton eilt den Himmel hinan. Die Skamanderufer fordern die Goͤtter zum Kampf auf; der große Alexander verpflichtet die Perſer zum Zins; der große Peter wirft von den baltiſchen Ufern herab ſeinen Donner; Katharinens Schwerdt blitzt am Helleſpont. So ehrenvoll der Platz iſt, den Sumaro- kows Muſe in dem Ehrentempel der ruſſiſchen Litteratur behauptet, ſo groß iſt auch die An- zahl derer, die um die naͤchſte Stelle neben ſeinem Denkmal buhlen. Unter die Dichter dieſer Klaſſe, uͤber welche die Nachwelt ſchon ihr Urtheil ſprechen kann, gehoͤrt der unlaͤngſt verſtorbene Hofrath Knjaͤſhnin, der ſich in mehreren Dichtungsarten als ein gluͤcklicher Nachfolger ſeines Vorgaͤngers gezeigt hat. Die dramatiſchen Werke mit welchen er das Thea-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/246>, abgerufen am 19.05.2024.