wer alle seine Freuden in seinem Hause findet, wo seine holde Gattinn und wenig treue Freunde einsame Stunden theilen, die Langeweile würzen, die Arbeit ihm versüßen. O selig! wem zuweilen die Königinn der Horden aus bernsteinen Pallästen, aus silber-rosen Zimmern, als käm' es aus der Ferne, den Höflingen verborgen, für Mährchen und für Verse, für allerley Geschwätze die köstlichen Geschenke und schimmernde Dukaten in Dosen heimlich sendet. O selig -- doch urplötzlich verstummte mein Gesang. Es wankte das Gebäude, die Wände wichen bebend, und schneller als die Blitze ergoß sich hundertfältig um mich ein himmlisch Licht, den Mond umzog ein Schleyer. Ich sah -- ich sah, und staunte --
wer alle ſeine Freuden in ſeinem Hauſe findet, wo ſeine holde Gattinn und wenig treue Freunde einſame Stunden theilen, die Langeweile wuͤrzen, die Arbeit ihm verſuͤßen. O ſelig! wem zuweilen die Koͤniginn der Horden aus bernſteinen Pallaͤſten, aus ſilber-roſen Zimmern, als kaͤm’ es aus der Ferne, den Hoͤflingen verborgen, fuͤr Maͤhrchen und fuͤr Verſe, fuͤr allerley Geſchwaͤtze die koͤſtlichen Geſchenke und ſchimmernde Dukaten in Doſen heimlich ſendet. O ſelig — doch urploͤtzlich verſtummte mein Geſang. Es wankte das Gebaͤude, die Waͤnde wichen bebend, und ſchneller als die Blitze ergoß ſich hundertfaͤltig um mich ein himmliſch Licht, den Mond umzog ein Schleyer. Ich ſah — ich ſah, und ſtaunte —
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wer alle ſeine Freuden
in ſeinem Hauſe findet,
wo ſeine holde Gattinn
und wenig treue Freunde
einſame Stunden theilen,
die Langeweile wuͤrzen,
die Arbeit ihm verſuͤßen.
O ſelig! wem zuweilen
die Koͤniginn der Horden
aus bernſteinen Pallaͤſten,
aus ſilber-roſen Zimmern,
als kaͤm’ es aus der Ferne,
den Hoͤflingen verborgen,
fuͤr Maͤhrchen und fuͤr Verſe,
fuͤr allerley Geſchwaͤtze
die koͤſtlichen Geſchenke
und ſchimmernde Dukaten
in Doſen heimlich ſendet.
O ſelig — doch urploͤtzlich
verſtummte mein Geſang.
Es wankte das Gebaͤude,
die Waͤnde wichen bebend,
und ſchneller als die Blitze
ergoß ſich hundertfaͤltig
um mich ein himmliſch Licht,
den Mond umzog ein Schleyer.
Ich ſah — ich ſah, und ſtaunte —
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/251>, abgerufen am 23.11.2024.
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