Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.Die Herren dieser Welt Wer schläget mich so kühn durch starke Worte nieder? Wer? Göttinn? -- Priesterinn? -- So fragt' ich die Gestalt wie Schatten vor mir schwebend. Sie sprach: "ich bin Felize." Sie sprachs und eine Wolke verhüllte meinen Augen, Die Herren dieſer Welt Wer ſchlaͤget mich ſo kuͤhn durch ſtarke Worte nieder? Wer? Goͤttinn? — Prieſterinn? — So fragt’ ich die Geſtalt wie Schatten vor mir ſchwebend. Sie ſprach: „ich bin Felize.“ Sie ſprachs und eine Wolke verhuͤllte meinen Augen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0254" n="238"/> <l>Die Herren dieſer Welt</l><lb/> <l>ſind auch nur Sterbliche;</l><lb/> <l>ſie naͤhren Leidenſchaften</l><lb/> <l>trotz ihrer Diademe;</l><lb/> <l>auch ihre Herzen werden</l><lb/> <l>durch Schmeicheley vergiftet.</l><lb/> <l>Doch welcher Dichter waͤre</l><lb/> <l>nicht immer auch ein Schmeichler?</l><lb/> <l>O ſinge nicht der Tugend</l><lb/> <l>ſo laut Syrenenlieder;</l><lb/> <l>bedarf doch keines Lobes</l><lb/> <l>der aͤchte Biedermann.</l><lb/> <l>Der Edle der mit Eifer</l><lb/> <l>ſtets ſeine Pflicht erfuͤllet,</l><lb/> <l>bringt mehr dem Koͤnig Ehre,</l><lb/> <l>als aller Dichter Lob.</l><lb/> <l>Wirf weg die Nektarſchale,</l><lb/> <l>denn ſie verbirgt nur Gift!“</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wer ſchlaͤget mich ſo kuͤhn</l><lb/> <l>durch ſtarke Worte nieder?</l><lb/> <l>Wer? Goͤttinn? — Prieſterinn? —</l><lb/> <l>So fragt’ ich die Geſtalt</l><lb/> <l>wie Schatten vor mir ſchwebend.</l><lb/> <l>Sie ſprach: „ich bin Felize.“</l><lb/> <l>Sie ſprachs und eine Wolke</l><lb/> <l>verhuͤllte meinen Augen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0254]
Die Herren dieſer Welt
ſind auch nur Sterbliche;
ſie naͤhren Leidenſchaften
trotz ihrer Diademe;
auch ihre Herzen werden
durch Schmeicheley vergiftet.
Doch welcher Dichter waͤre
nicht immer auch ein Schmeichler?
O ſinge nicht der Tugend
ſo laut Syrenenlieder;
bedarf doch keines Lobes
der aͤchte Biedermann.
Der Edle der mit Eifer
ſtets ſeine Pflicht erfuͤllet,
bringt mehr dem Koͤnig Ehre,
als aller Dichter Lob.
Wirf weg die Nektarſchale,
denn ſie verbirgt nur Gift!“
Wer ſchlaͤget mich ſo kuͤhn
durch ſtarke Worte nieder?
Wer? Goͤttinn? — Prieſterinn? —
So fragt’ ich die Geſtalt
wie Schatten vor mir ſchwebend.
Sie ſprach: „ich bin Felize.“
Sie ſprachs und eine Wolke
verhuͤllte meinen Augen,
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