Tagen mit Wagen, Schlitten und Fußgän- gern bedeckt, es werden Häuser und Buden auf derselben errichtet, die zu Volkstheatern und Schenken dienen. Alle diese Menschen, Pferde, Wagen, Schlitten und Gerüste stehen auf der Winterdecke eines großen Flusses, und an einer Stelle, wo, wenige Wochen nachher, Schiffe die Wellen durchschneiden. Indessen wenn ein gelinder Winter einfällt und zu be- fürchten ist, daß das Eis nicht Stärke genug gewonnen haben möchte, wird der Schauplatz dieser Volkslustbarkeit an das Ufer der Newa verlegt.
Die öffentlichen Vergnügungen des höhern Publikums in St. Peters- burg geben keinen so reichhaltigen Stoff zur Schilderung, als man nach dem allgemein herrschenden Hange zum Genuß und dem Wohlstande der Einwohner voraussetzen sollte. Die Anstalten für die öffentliche Belustigung sind hier weder so zahlreich noch so glänzend, als ich sie zum öftern in Städten von weit geringeren Ansprüchen gefunden habe. Die Ursache dieser sonderbaren Erscheinung liegt weder in der Unbereitwilligkeit des Publikums,
Tagen mit Wagen, Schlitten und Fußgaͤn- gern bedeckt, es werden Haͤuſer und Buden auf derſelben errichtet, die zu Volkstheatern und Schenken dienen. Alle dieſe Menſchen, Pferde, Wagen, Schlitten und Geruͤſte ſtehen auf der Winterdecke eines großen Fluſſes, und an einer Stelle, wo, wenige Wochen nachher, Schiffe die Wellen durchſchneiden. Indeſſen wenn ein gelinder Winter einfaͤllt und zu be- fuͤrchten iſt, daß das Eis nicht Staͤrke genug gewonnen haben moͤchte, wird der Schauplatz dieſer Volksluſtbarkeit an das Ufer der Newa verlegt.
Die oͤffentlichen Vergnuͤgungen des hoͤhern Publikums in St. Peters- burg geben keinen ſo reichhaltigen Stoff zur Schilderung, als man nach dem allgemein herrſchenden Hange zum Genuß und dem Wohlſtande der Einwohner vorausſetzen ſollte. Die Anſtalten fuͤr die oͤffentliche Beluſtigung ſind hier weder ſo zahlreich noch ſo glaͤnzend, als ich ſie zum oͤftern in Staͤdten von weit geringeren Anſpruͤchen gefunden habe. Die Urſache dieſer ſonderbaren Erſcheinung liegt weder in der Unbereitwilligkeit des Publikums,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0301"n="283"/>
Tagen mit Wagen, Schlitten und Fußgaͤn-<lb/>
gern bedeckt, es werden Haͤuſer und Buden<lb/>
auf derſelben errichtet, die zu Volkstheatern<lb/>
und Schenken dienen. Alle dieſe Menſchen,<lb/>
Pferde, Wagen, Schlitten und Geruͤſte ſtehen<lb/>
auf der Winterdecke eines großen Fluſſes, und<lb/>
an einer Stelle, wo, wenige Wochen nachher,<lb/>
Schiffe die Wellen durchſchneiden. Indeſſen<lb/>
wenn ein gelinder Winter einfaͤllt und zu be-<lb/>
fuͤrchten iſt, daß das Eis nicht Staͤrke genug<lb/>
gewonnen haben moͤchte, wird der Schauplatz<lb/>
dieſer Volksluſtbarkeit an das Ufer der Newa<lb/>
verlegt.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">oͤffentlichen Vergnuͤgungen<lb/>
des hoͤhern Publikums</hi> in St. Peters-<lb/>
burg geben keinen ſo reichhaltigen Stoff zur<lb/>
Schilderung, als man nach dem allgemein<lb/>
herrſchenden Hange zum Genuß und dem<lb/>
Wohlſtande der Einwohner vorausſetzen ſollte.<lb/>
Die Anſtalten fuͤr die oͤffentliche Beluſtigung<lb/>ſind hier weder ſo zahlreich noch ſo glaͤnzend,<lb/>
als ich ſie zum oͤftern in Staͤdten von weit<lb/>
geringeren Anſpruͤchen gefunden habe. Die<lb/>
Urſache dieſer ſonderbaren Erſcheinung liegt<lb/>
weder in der Unbereitwilligkeit des Publikums,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[283/0301]
Tagen mit Wagen, Schlitten und Fußgaͤn-
gern bedeckt, es werden Haͤuſer und Buden
auf derſelben errichtet, die zu Volkstheatern
und Schenken dienen. Alle dieſe Menſchen,
Pferde, Wagen, Schlitten und Geruͤſte ſtehen
auf der Winterdecke eines großen Fluſſes, und
an einer Stelle, wo, wenige Wochen nachher,
Schiffe die Wellen durchſchneiden. Indeſſen
wenn ein gelinder Winter einfaͤllt und zu be-
fuͤrchten iſt, daß das Eis nicht Staͤrke genug
gewonnen haben moͤchte, wird der Schauplatz
dieſer Volksluſtbarkeit an das Ufer der Newa
verlegt.
Die oͤffentlichen Vergnuͤgungen
des hoͤhern Publikums in St. Peters-
burg geben keinen ſo reichhaltigen Stoff zur
Schilderung, als man nach dem allgemein
herrſchenden Hange zum Genuß und dem
Wohlſtande der Einwohner vorausſetzen ſollte.
Die Anſtalten fuͤr die oͤffentliche Beluſtigung
ſind hier weder ſo zahlreich noch ſo glaͤnzend,
als ich ſie zum oͤftern in Staͤdten von weit
geringeren Anſpruͤchen gefunden habe. Die
Urſache dieſer ſonderbaren Erſcheinung liegt
weder in der Unbereitwilligkeit des Publikums,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/301>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.