wieder als Iswoschtschiki, Eisgräber, u. s. w. nähren. Die mehresten unter ihnen haben also auch keine bleibende Stätte und kein Eigen- thum, als das Werkzeug ihrer Indüstrie. Sie wohnen theils in den entlegensten Stadtthei- len, theils in den Dörfern um der Residenz, wo sie in größerer oder klemerer Anzahl in Artels zusammentreten und ihre Bedürfnisse aus einer gemeinschaftlichen Kasse bestreiten. Viele unter ihnen, die als Maurer, Zimmer- leute oder dergleichen einen Bau oder eine Ar- beit übernommen haben, verlassen nicht ein- mal den Platz ihrer Beschäftigung, sondern schlafen unter freyem Himmel, zwischen Schutt- haufen oder unter Thorwegen, um am folgen- den Morgen desto früher bey der Arbeit zu seyn. Eine zahlreiche Volksmenge lebt und webt den Sommer hindurch auf den Barken und Flössen, die unter ihrer Begleitung nach St. Petersburg kommen.
Der russische Handwerker, den sein Ge- werbe zu einer sitzenden Lebensart zwingt, wohnt gewöhnlich in den Kellergeschossen stei- nerner Häuser, oder miethet sich eine armse- lige hölzerne Hütte: denn Sparsamkeit ist ein
wieder als Iswoſchtſchiki, Eisgraͤber, u. ſ. w. naͤhren. Die mehreſten unter ihnen haben alſo auch keine bleibende Staͤtte und kein Eigen- thum, als das Werkzeug ihrer Induͤſtrie. Sie wohnen theils in den entlegenſten Stadtthei- len, theils in den Doͤrfern um der Reſidenz, wo ſie in groͤßerer oder klemerer Anzahl in Artels zuſammentreten und ihre Beduͤrfniſſe aus einer gemeinſchaftlichen Kaſſe beſtreiten. Viele unter ihnen, die als Maurer, Zimmer- leute oder dergleichen einen Bau oder eine Ar- beit uͤbernommen haben, verlaſſen nicht ein- mal den Platz ihrer Beſchaͤftigung, ſondern ſchlafen unter freyem Himmel, zwiſchen Schutt- haufen oder unter Thorwegen, um am folgen- den Morgen deſto fruͤher bey der Arbeit zu ſeyn. Eine zahlreiche Volksmenge lebt und webt den Sommer hindurch auf den Barken und Floͤſſen, die unter ihrer Begleitung nach St. Petersburg kommen.
Der ruſſiſche Handwerker, den ſein Ge- werbe zu einer ſitzenden Lebensart zwingt, wohnt gewoͤhnlich in den Kellergeſchoſſen ſtei- nerner Haͤuſer, oder miethet ſich eine armſe- lige hoͤlzerne Huͤtte: denn Sparſamkeit iſt ein
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wieder als Iswoſchtſchiki, Eisgraͤber, u. ſ. w.
naͤhren. Die mehreſten unter ihnen haben alſo
auch keine bleibende Staͤtte und kein Eigen-
thum, als das Werkzeug ihrer Induͤſtrie. Sie
wohnen theils in den entlegenſten Stadtthei-
len, theils in den Doͤrfern um der Reſidenz,
wo ſie in groͤßerer oder klemerer Anzahl in
Artels zuſammentreten und ihre Beduͤrfniſſe
aus einer gemeinſchaftlichen Kaſſe beſtreiten.
Viele unter ihnen, die als Maurer, Zimmer-
leute oder dergleichen einen Bau oder eine Ar-
beit uͤbernommen haben, verlaſſen nicht ein-
mal den Platz ihrer Beſchaͤftigung, ſondern
ſchlafen unter freyem Himmel, zwiſchen Schutt-
haufen oder unter Thorwegen, um am folgen-
den Morgen deſto fruͤher bey der Arbeit zu
ſeyn. Eine zahlreiche Volksmenge lebt und
webt den Sommer hindurch auf den Barken
und Floͤſſen, die unter ihrer Begleitung nach
St. Petersburg kommen.
Der ruſſiſche Handwerker, den ſein Ge-
werbe zu einer ſitzenden Lebensart zwingt,
wohnt gewoͤhnlich in den Kellergeſchoſſen ſtei-
nerner Haͤuſer, oder miethet ſich eine armſe-
lige hoͤlzerne Huͤtte: denn Sparſamkeit iſt ein
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/384>, abgerufen am 23.11.2024.
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