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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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terlicheres Geschenk für unsere eleganten Zir-
kel, als die Einsamkeit!

So groß die Geselligkeit und Gastfreyheit
in Rücksicht auf die eben bezeichnete Klasse
von Menschen ist, so viele Einschränkungen
leidet sie doch unter Familienbekanntschaften
und verheyratheten Leuten. Da jedes Haus
seinen eigenen Zirkel versammelt, so bleibt den
wenigsten Familien Zeit und Bedürfniß genug
übrig, Gesellschaften außer dem Hause zu su-
chen. Der Unterschied der Lebensart und des
Aufwandes setzt ebenfalls eine Scheidewand
und trennt oft Menschen, die lange im ver-
traulichsten Umgange lebten. Viele, die als
garcons in großen und reichen Häusern täg-
liche Gäste waren, sehen sich, wenn sie heyrathen,
gezwungen, diese Bekanntschaften abzubrechen,
weil sie nicht gleichen Schritt im Aufwande
halten können. Diese kleinen Verhältnisse, de-
ren Aufzählung manchem Leser hier unbedeu-
tend scheinen möchte, haben einen entscheiden-
den Einfluß auf den gesellschaftlichen Ton, und
geben ihm ein eignes karakteristisches Ge-
präge. Natürlich besteht der größte Theil aller
Zirkel aus Mannspersonen, da unverheyrathete

terlicheres Geſchenk fuͤr unſere eleganten Zir-
kel, als die Einſamkeit!

So groß die Geſelligkeit und Gaſtfreyheit
in Ruͤckſicht auf die eben bezeichnete Klaſſe
von Menſchen iſt, ſo viele Einſchraͤnkungen
leidet ſie doch unter Familienbekanntſchaften
und verheyratheten Leuten. Da jedes Haus
ſeinen eigenen Zirkel verſammelt, ſo bleibt den
wenigſten Familien Zeit und Beduͤrfniß genug
uͤbrig, Geſellſchaften außer dem Hauſe zu ſu-
chen. Der Unterſchied der Lebensart und des
Aufwandes ſetzt ebenfalls eine Scheidewand
und trennt oft Menſchen, die lange im ver-
traulichſten Umgange lebten. Viele, die als
garçons in großen und reichen Haͤuſern taͤg-
liche Gaͤſte waren, ſehen ſich, wenn ſie heyrathen,
gezwungen, dieſe Bekanntſchaften abzubrechen,
weil ſie nicht gleichen Schritt im Aufwande
halten koͤnnen. Dieſe kleinen Verhaͤltniſſe, de-
ren Aufzaͤhlung manchem Leſer hier unbedeu-
tend ſcheinen moͤchte, haben einen entſcheiden-
den Einfluß auf den geſellſchaftlichen Ton, und
geben ihm ein eignes karakteriſtiſches Ge-
praͤge. Natuͤrlich beſteht der groͤßte Theil aller
Zirkel aus Mannsperſonen, da unverheyrathete

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[422/0440] terlicheres Geſchenk fuͤr unſere eleganten Zir- kel, als die Einſamkeit! So groß die Geſelligkeit und Gaſtfreyheit in Ruͤckſicht auf die eben bezeichnete Klaſſe von Menſchen iſt, ſo viele Einſchraͤnkungen leidet ſie doch unter Familienbekanntſchaften und verheyratheten Leuten. Da jedes Haus ſeinen eigenen Zirkel verſammelt, ſo bleibt den wenigſten Familien Zeit und Beduͤrfniß genug uͤbrig, Geſellſchaften außer dem Hauſe zu ſu- chen. Der Unterſchied der Lebensart und des Aufwandes ſetzt ebenfalls eine Scheidewand und trennt oft Menſchen, die lange im ver- traulichſten Umgange lebten. Viele, die als garçons in großen und reichen Haͤuſern taͤg- liche Gaͤſte waren, ſehen ſich, wenn ſie heyrathen, gezwungen, dieſe Bekanntſchaften abzubrechen, weil ſie nicht gleichen Schritt im Aufwande halten koͤnnen. Dieſe kleinen Verhaͤltniſſe, de- ren Aufzaͤhlung manchem Leſer hier unbedeu- tend ſcheinen moͤchte, haben einen entſcheiden- den Einfluß auf den geſellſchaftlichen Ton, und geben ihm ein eignes karakteriſtiſches Ge- praͤge. Natuͤrlich beſteht der groͤßte Theil aller Zirkel aus Mannsperſonen, da unverheyrathete

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/440>, abgerufen am 23.11.2024.