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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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vidualität oder seiner isolirten Lage erregen
könnte; aber es gehört freylich eine große Be-
hutsamkeit und ein gewisser Takt dazu, um
in sehr gemischten oder unbekannten Zirkeln
nicht gegen diese Regel einer verfeinerten Kon-
venienz zu verstoßen. Große Ansprüche, ein
entscheidender Ton, absprechende Urtheile, sind
daher eben so abgeschmackt und lächerlich, als
eine unüberlegte Wahl des Gesprächs nach-
theilig und gefährlich werden kann.

Nirgend vielleicht ist es schwerer, durch
seltsame Begebenheiten, außerordentliche Schick-
sale, weite Reisen und große Bekanntschaften
Aufsehen zu erregen, als hier. Die mehresten
jungen Russen von Stande und Erziehung ha-
ben die große Tour gemacht; viele unter ihnen
sind mit den Gebräuchen und Merkwürdigkei-
ten von Paris, Rom und London eben so gut
und besser bekannt, als mit denen ihres Va-
terlandes; eine Menge Menschen werden durch
Gesandschaften mit den entferntesten Nationen
vertraut; Abendtheurer, die in mehr als Einem
Welttheil ihr Glück versucht haben, strömen
hier in beträchtlicher Anzahl zusammen. Jeder
bringt seinen Antheil von Erfahrungen in die

vidualitaͤt oder ſeiner iſolirten Lage erregen
koͤnnte; aber es gehoͤrt freylich eine große Be-
hutſamkeit und ein gewiſſer Takt dazu, um
in ſehr gemiſchten oder unbekannten Zirkeln
nicht gegen dieſe Regel einer verfeinerten Kon-
venienz zu verſtoßen. Große Anſpruͤche, ein
entſcheidender Ton, abſprechende Urtheile, ſind
daher eben ſo abgeſchmackt und laͤcherlich, als
eine unuͤberlegte Wahl des Geſpraͤchs nach-
theilig und gefaͤhrlich werden kann.

Nirgend vielleicht iſt es ſchwerer, durch
ſeltſame Begebenheiten, außerordentliche Schick-
ſale, weite Reiſen und große Bekanntſchaften
Aufſehen zu erregen, als hier. Die mehreſten
jungen Ruſſen von Stande und Erziehung ha-
ben die große Tour gemacht; viele unter ihnen
ſind mit den Gebraͤuchen und Merkwuͤrdigkei-
ten von Paris, Rom und London eben ſo gut
und beſſer bekannt, als mit denen ihres Va-
terlandes; eine Menge Menſchen werden durch
Geſandſchaften mit den entfernteſten Nationen
vertraut; Abendtheurer, die in mehr als Einem
Welttheil ihr Gluͤck verſucht haben, ſtroͤmen
hier in betraͤchtlicher Anzahl zuſammen. Jeder
bringt ſeinen Antheil von Erfahrungen in die

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[430/0448] vidualitaͤt oder ſeiner iſolirten Lage erregen koͤnnte; aber es gehoͤrt freylich eine große Be- hutſamkeit und ein gewiſſer Takt dazu, um in ſehr gemiſchten oder unbekannten Zirkeln nicht gegen dieſe Regel einer verfeinerten Kon- venienz zu verſtoßen. Große Anſpruͤche, ein entſcheidender Ton, abſprechende Urtheile, ſind daher eben ſo abgeſchmackt und laͤcherlich, als eine unuͤberlegte Wahl des Geſpraͤchs nach- theilig und gefaͤhrlich werden kann. Nirgend vielleicht iſt es ſchwerer, durch ſeltſame Begebenheiten, außerordentliche Schick- ſale, weite Reiſen und große Bekanntſchaften Aufſehen zu erregen, als hier. Die mehreſten jungen Ruſſen von Stande und Erziehung ha- ben die große Tour gemacht; viele unter ihnen ſind mit den Gebraͤuchen und Merkwuͤrdigkei- ten von Paris, Rom und London eben ſo gut und beſſer bekannt, als mit denen ihres Va- terlandes; eine Menge Menſchen werden durch Geſandſchaften mit den entfernteſten Nationen vertraut; Abendtheurer, die in mehr als Einem Welttheil ihr Gluͤck verſucht haben, ſtroͤmen hier in betraͤchtlicher Anzahl zuſammen. Jeder bringt ſeinen Antheil von Erfahrungen in die

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/448>, abgerufen am 23.11.2024.