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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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Häusern einzelner Privatleute, auch in den
öffentlichen Vergnügungsörtern des Mittelstan-
des sieht man Große von allen Klassen unter
dem anständigen Publikum vertheilt, wo sie
nicht, wie ehemals in Paris, nur genießen
sehen, sondern selbst Theil nehmen und sich
sogar gesellschaftliche Aemter übertragen lassen.

Durch Erziehung und Reisen mit den Spra-
chen und Sitten der Ausländer bekannt, findet
man unter den Großen nur wenige Spuren
einer Anhänglichkeit an alte vaterländische Ge-
bräuche. Der Ton, der in den meisten Häu-
sern herrscht, ist der allgemeine europäische
Hofton, den sich die höhern Klassen in solchem
Maaße eigen gemacht haben, und den sie mit
solcher Feinheit und Gewandheit üben, daß
diese Zirkel, nächst denen in dem ehemaligen
Versailles, vielleicht für die beste Schule ei-
nes Weltmanns gelten können.



Haͤuſern einzelner Privatleute, auch in den
oͤffentlichen Vergnuͤgungsoͤrtern des Mittelſtan-
des ſieht man Große von allen Klaſſen unter
dem anſtaͤndigen Publikum vertheilt, wo ſie
nicht, wie ehemals in Paris, nur genießen
ſehen, ſondern ſelbſt Theil nehmen und ſich
ſogar geſellſchaftliche Aemter uͤbertragen laſſen.

Durch Erziehung und Reiſen mit den Spra-
chen und Sitten der Auslaͤnder bekannt, findet
man unter den Großen nur wenige Spuren
einer Anhaͤnglichkeit an alte vaterlaͤndiſche Ge-
braͤuche. Der Ton, der in den meiſten Haͤu-
ſern herrſcht, iſt der allgemeine europaͤiſche
Hofton, den ſich die hoͤhern Klaſſen in ſolchem
Maaße eigen gemacht haben, und den ſie mit
ſolcher Feinheit und Gewandheit uͤben, daß
dieſe Zirkel, naͤchſt denen in dem ehemaligen
Verſailles, vielleicht fuͤr die beſte Schule ei-
nes Weltmanns gelten koͤnnen.



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[478/0496] Haͤuſern einzelner Privatleute, auch in den oͤffentlichen Vergnuͤgungsoͤrtern des Mittelſtan- des ſieht man Große von allen Klaſſen unter dem anſtaͤndigen Publikum vertheilt, wo ſie nicht, wie ehemals in Paris, nur genießen ſehen, ſondern ſelbſt Theil nehmen und ſich ſogar geſellſchaftliche Aemter uͤbertragen laſſen. Durch Erziehung und Reiſen mit den Spra- chen und Sitten der Auslaͤnder bekannt, findet man unter den Großen nur wenige Spuren einer Anhaͤnglichkeit an alte vaterlaͤndiſche Ge- braͤuche. Der Ton, der in den meiſten Haͤu- ſern herrſcht, iſt der allgemeine europaͤiſche Hofton, den ſich die hoͤhern Klaſſen in ſolchem Maaße eigen gemacht haben, und den ſie mit ſolcher Feinheit und Gewandheit uͤben, daß dieſe Zirkel, naͤchſt denen in dem ehemaligen Verſailles, vielleicht fuͤr die beſte Schule ei- nes Weltmanns gelten koͤnnen.

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/496>, abgerufen am 23.11.2024.