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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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Mütterchen hinausgeschlichen, und kam itzt
mit ihrem Beutel mühsam herbeygewatschelt.
-- Sieht er, daß die Ehrlichkeit nicht so rar
ist als er glaubt, sagte sie, und setzte den
Beutel auf den Tisch.

Das sprachlose Erstaunen der Gäste, und
bey wiederkehrendem Bewußtseyn, ihre ver-
schiedenen Ausbrüche von Dankbarkeit und
Beyfall erlasse ich meinen Lesern. Die vier
Herren waren sämmtlich bey ziemlichen Jah-
ren, hatten die Welt von Japan bis Terre-
neuve und vom Kap bis Archangel ebenmäßig
durchkreuzt; hatten mit schwarzen und brau-
nen Gesichtern, mit kraushaarigen und frisir-
ten Köpfen zu thun gehabt -- daß ihr Erstau-
nen um desto größer war, ist freylich keine
Lobrede auf unsere Zeiten.

In keiner Seele giengen so große Bewe-
gungen vor, als in der des Holländers. Von
der höchsten Ueberzeugung seines Verlusts bis
zur höchsten Gewißheit des wiedererlangten Be-
sitzes -- der Sprung war zu groß, um nicht
alle Fibern seines phlegmatischen Körpers in
Erschütterung zu setzen. Ein Blick auf die
ehrliche Frau, der er dies frohe Entzücken ver-

Muͤtterchen hinausgeſchlichen, und kam itzt
mit ihrem Beutel muͤhſam herbeygewatſchelt.
— Sieht er, daß die Ehrlichkeit nicht ſo rar
iſt als er glaubt, ſagte ſie, und ſetzte den
Beutel auf den Tiſch.

Das ſprachloſe Erſtaunen der Gaͤſte, und
bey wiederkehrendem Bewußtſeyn, ihre ver-
ſchiedenen Ausbruͤche von Dankbarkeit und
Beyfall erlaſſe ich meinen Leſern. Die vier
Herren waren ſaͤmmtlich bey ziemlichen Jah-
ren, hatten die Welt von Japan bis Terre-
neuve und vom Kap bis Archangel ebenmaͤßig
durchkreuzt; hatten mit ſchwarzen und brau-
nen Geſichtern, mit kraushaarigen und friſir-
ten Koͤpfen zu thun gehabt — daß ihr Erſtau-
nen um deſto groͤßer war, iſt freylich keine
Lobrede auf unſere Zeiten.

In keiner Seele giengen ſo große Bewe-
gungen vor, als in der des Hollaͤnders. Von
der hoͤchſten Ueberzeugung ſeines Verluſts bis
zur hoͤchſten Gewißheit des wiedererlangten Be-
ſitzes — der Sprung war zu groß, um nicht
alle Fibern ſeines phlegmatiſchen Koͤrpers in
Erſchuͤtterung zu ſetzen. Ein Blick auf die
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[494/0512] Muͤtterchen hinausgeſchlichen, und kam itzt mit ihrem Beutel muͤhſam herbeygewatſchelt. — Sieht er, daß die Ehrlichkeit nicht ſo rar iſt als er glaubt, ſagte ſie, und ſetzte den Beutel auf den Tiſch. Das ſprachloſe Erſtaunen der Gaͤſte, und bey wiederkehrendem Bewußtſeyn, ihre ver- ſchiedenen Ausbruͤche von Dankbarkeit und Beyfall erlaſſe ich meinen Leſern. Die vier Herren waren ſaͤmmtlich bey ziemlichen Jah- ren, hatten die Welt von Japan bis Terre- neuve und vom Kap bis Archangel ebenmaͤßig durchkreuzt; hatten mit ſchwarzen und brau- nen Geſichtern, mit kraushaarigen und friſir- ten Koͤpfen zu thun gehabt — daß ihr Erſtau- nen um deſto groͤßer war, iſt freylich keine Lobrede auf unſere Zeiten. In keiner Seele giengen ſo große Bewe- gungen vor, als in der des Hollaͤnders. Von der hoͤchſten Ueberzeugung ſeines Verluſts bis zur hoͤchſten Gewißheit des wiedererlangten Be- ſitzes — der Sprung war zu groß, um nicht alle Fibern ſeines phlegmatiſchen Koͤrpers in Erſchuͤtterung zu ſetzen. Ein Blick auf die ehrliche Frau, der er dies frohe Entzuͤcken ver-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/512>, abgerufen am 25.11.2024.