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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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den Gedanken damit verknüpft, daß diese
Denkmäler der Pracht und der Kunst ihre
Entstehung zum Theil den nachbildenden Hän-
den russischer Bauern verdanken. Die Zim-
merleute (Plotniki) sind durch ihre eigenthüm-
liche Kunstfertigkeit und die einfache Benutzung
ihrer Axt, die ihnen statt aller Werkzeuge
dient, auch in Deutschland bekannt. Mit die-
sem Inbegriff aller Instrumente bauen sie
Häuser, verfertigen sie Tische, Stühle, Fuhr-
werke, kurz alle Bedürfnisse des gemeinen
Mannes, deren Material Holz ist. Sie wer-
den ihrer Geschicklichkeit und der Wohlfeilheit
ihrer Arbeit wegen, auch bey dem Bauen
steinerner Häuser gebraucht, wo sie die grö-
bere Zimmerarbeit verrichten.

Auch das Töpfer- und Lichtzieher-
handwerk
wird fast nur von Russen betrie-
ben. In beyden haben sie es sehr weit ge-
bracht, wovon die zierlichen, für unser Kli-
ma so zweckmäßigen Oefen und die überall hin
verführten russischen Lichte den Beweis geben.
Die Struktur der hiesigen Oefen ist so vor-
trefflich, daß man sie auch in Deutschland
einzuführen versucht hat. Ein lübeckischer

Zweiter Theil. D

den Gedanken damit verknuͤpft, daß dieſe
Denkmaͤler der Pracht und der Kunſt ihre
Entſtehung zum Theil den nachbildenden Haͤn-
den ruſſiſcher Bauern verdanken. Die Zim-
merleute (Plotniki) ſind durch ihre eigenthuͤm-
liche Kunſtfertigkeit und die einfache Benutzung
ihrer Axt, die ihnen ſtatt aller Werkzeuge
dient, auch in Deutſchland bekannt. Mit die-
ſem Inbegriff aller Inſtrumente bauen ſie
Haͤuſer, verfertigen ſie Tiſche, Stuͤhle, Fuhr-
werke, kurz alle Beduͤrfniſſe des gemeinen
Mannes, deren Material Holz iſt. Sie wer-
den ihrer Geſchicklichkeit und der Wohlfeilheit
ihrer Arbeit wegen, auch bey dem Bauen
ſteinerner Haͤuſer gebraucht, wo ſie die groͤ-
bere Zimmerarbeit verrichten.

Auch das Toͤpfer- und Lichtzieher-
handwerk
wird faſt nur von Ruſſen betrie-
ben. In beyden haben ſie es ſehr weit ge-
bracht, wovon die zierlichen, fuͤr unſer Kli-
ma ſo zweckmaͤßigen Oefen und die uͤberall hin
verfuͤhrten ruſſiſchen Lichte den Beweis geben.
Die Struktur der hieſigen Oefen iſt ſo vor-
trefflich, daß man ſie auch in Deutſchland
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[49/0065] den Gedanken damit verknuͤpft, daß dieſe Denkmaͤler der Pracht und der Kunſt ihre Entſtehung zum Theil den nachbildenden Haͤn- den ruſſiſcher Bauern verdanken. Die Zim- merleute (Plotniki) ſind durch ihre eigenthuͤm- liche Kunſtfertigkeit und die einfache Benutzung ihrer Axt, die ihnen ſtatt aller Werkzeuge dient, auch in Deutſchland bekannt. Mit die- ſem Inbegriff aller Inſtrumente bauen ſie Haͤuſer, verfertigen ſie Tiſche, Stuͤhle, Fuhr- werke, kurz alle Beduͤrfniſſe des gemeinen Mannes, deren Material Holz iſt. Sie wer- den ihrer Geſchicklichkeit und der Wohlfeilheit ihrer Arbeit wegen, auch bey dem Bauen ſteinerner Haͤuſer gebraucht, wo ſie die groͤ- bere Zimmerarbeit verrichten. Auch das Toͤpfer- und Lichtzieher- handwerk wird faſt nur von Ruſſen betrie- ben. In beyden haben ſie es ſehr weit ge- bracht, wovon die zierlichen, fuͤr unſer Kli- ma ſo zweckmaͤßigen Oefen und die uͤberall hin verfuͤhrten ruſſiſchen Lichte den Beweis geben. Die Struktur der hieſigen Oefen iſt ſo vor- trefflich, daß man ſie auch in Deutſchland einzufuͤhren verſucht hat. Ein luͤbeckiſcher Zweiter Theil. D

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/65>, abgerufen am 21.11.2024.