denen dieser berühmten Nation zurückstehen, und als eine Ursache hievon wird der Mangel des guten, trocknen Holzes angegeben. Bey allen diesen Vorzügen, und trotz des großen Unterschiedes im Preise, der bey den auswärts hereinkommenden Wagen durch den starken Zoll erhöht wird, werden deren jährlich noch für eine beträchtliche Summe eingeführt, woran größtentheils das Vorurtheil der hiesigen Eng- länder schuld ist. Die Russen haben sich diesen Zweig der Industrie zur größern Hälfte zuzu- eignen gewußt; die Form ihrer Wagen ist sehr modig, der Lack vortrefflich und das Aeus- sere überhaupt geschmackvoll und schön; aber sie stehen wegen ihrer Dauer in noch schlech- term Ruf als die hiesigen deutschen Produkte. Dieser Vorwurf trifft alle russische Manufak- turen; ihr Aeußeres ist oft ohne Tadel, aber es fehlt ihnen an der Solidität, durch welche sich die auswärtigen Waaren empfehlen. Zur Entschuldigung der Russen darf ich nicht ver- gessen zu bemerken, daß sie ein Hinderniß wi- der sich haben, welches ihnen unmöglich macht, so viel Zeit, Fleiß und Auslagen auf ihre Ver- arbeitungen zu wenden, als zur größten in-
denen dieſer beruͤhmten Nation zuruͤckſtehen, und als eine Urſache hievon wird der Mangel des guten, trocknen Holzes angegeben. Bey allen dieſen Vorzuͤgen, und trotz des großen Unterſchiedes im Preiſe, der bey den auswaͤrts hereinkommenden Wagen durch den ſtarken Zoll erhoͤht wird, werden deren jaͤhrlich noch fuͤr eine betraͤchtliche Summe eingefuͤhrt, woran groͤßtentheils das Vorurtheil der hieſigen Eng- laͤnder ſchuld iſt. Die Ruſſen haben ſich dieſen Zweig der Induſtrie zur groͤßern Haͤlfte zuzu- eignen gewußt; die Form ihrer Wagen iſt ſehr modig, der Lack vortrefflich und das Aeuſ- ſere uͤberhaupt geſchmackvoll und ſchoͤn; aber ſie ſtehen wegen ihrer Dauer in noch ſchlech- term Ruf als die hieſigen deutſchen Produkte. Dieſer Vorwurf trifft alle ruſſiſche Manufak- turen; ihr Aeußeres iſt oft ohne Tadel, aber es fehlt ihnen an der Soliditaͤt, durch welche ſich die auswaͤrtigen Waaren empfehlen. Zur Entſchuldigung der Ruſſen darf ich nicht ver- geſſen zu bemerken, daß ſie ein Hinderniß wi- der ſich haben, welches ihnen unmoͤglich macht, ſo viel Zeit, Fleiß und Auslagen auf ihre Ver- arbeitungen zu wenden, als zur groͤßten in-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0074"n="58"/>
denen dieſer beruͤhmten Nation zuruͤckſtehen,<lb/>
und als eine Urſache hievon wird der Mangel<lb/>
des guten, trocknen Holzes angegeben. Bey<lb/>
allen dieſen Vorzuͤgen, und trotz des großen<lb/>
Unterſchiedes im Preiſe, der bey den auswaͤrts<lb/>
hereinkommenden Wagen durch den ſtarken Zoll<lb/>
erhoͤht wird, werden deren jaͤhrlich noch fuͤr<lb/>
eine betraͤchtliche Summe eingefuͤhrt, woran<lb/>
groͤßtentheils das Vorurtheil der hieſigen Eng-<lb/>
laͤnder ſchuld iſt. Die Ruſſen haben ſich dieſen<lb/>
Zweig der Induſtrie zur groͤßern Haͤlfte zuzu-<lb/>
eignen gewußt; die Form ihrer Wagen iſt<lb/>ſehr modig, der Lack vortrefflich und das Aeuſ-<lb/>ſere uͤberhaupt geſchmackvoll und ſchoͤn; aber<lb/>ſie ſtehen wegen ihrer Dauer in noch ſchlech-<lb/>
term Ruf als die hieſigen deutſchen Produkte.<lb/>
Dieſer Vorwurf trifft alle ruſſiſche Manufak-<lb/>
turen; ihr Aeußeres iſt oft ohne Tadel, aber<lb/>
es fehlt ihnen an der Soliditaͤt, durch welche<lb/>ſich die auswaͤrtigen Waaren empfehlen. Zur<lb/>
Entſchuldigung der Ruſſen darf ich nicht ver-<lb/>
geſſen zu bemerken, daß ſie ein Hinderniß wi-<lb/>
der ſich haben, welches ihnen unmoͤglich macht,<lb/>ſo viel Zeit, Fleiß und Auslagen auf ihre Ver-<lb/>
arbeitungen zu wenden, als zur groͤßten in-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[58/0074]
denen dieſer beruͤhmten Nation zuruͤckſtehen,
und als eine Urſache hievon wird der Mangel
des guten, trocknen Holzes angegeben. Bey
allen dieſen Vorzuͤgen, und trotz des großen
Unterſchiedes im Preiſe, der bey den auswaͤrts
hereinkommenden Wagen durch den ſtarken Zoll
erhoͤht wird, werden deren jaͤhrlich noch fuͤr
eine betraͤchtliche Summe eingefuͤhrt, woran
groͤßtentheils das Vorurtheil der hieſigen Eng-
laͤnder ſchuld iſt. Die Ruſſen haben ſich dieſen
Zweig der Induſtrie zur groͤßern Haͤlfte zuzu-
eignen gewußt; die Form ihrer Wagen iſt
ſehr modig, der Lack vortrefflich und das Aeuſ-
ſere uͤberhaupt geſchmackvoll und ſchoͤn; aber
ſie ſtehen wegen ihrer Dauer in noch ſchlech-
term Ruf als die hieſigen deutſchen Produkte.
Dieſer Vorwurf trifft alle ruſſiſche Manufak-
turen; ihr Aeußeres iſt oft ohne Tadel, aber
es fehlt ihnen an der Soliditaͤt, durch welche
ſich die auswaͤrtigen Waaren empfehlen. Zur
Entſchuldigung der Ruſſen darf ich nicht ver-
geſſen zu bemerken, daß ſie ein Hinderniß wi-
der ſich haben, welches ihnen unmoͤglich macht,
ſo viel Zeit, Fleiß und Auslagen auf ihre Ver-
arbeitungen zu wenden, als zur groͤßten in-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/74>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.