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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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ich nicht fort. Ich hatte in der Arbeit meiner
Schwäche nicht geachtet, die schlecht geheilte
Wunde warf mich wiederum danieder. Eben
wurden zum Weihnachtsfeste auf allen Straßen¬
plätzen die Waffelbuden aufgeschlagen, da begann
mein Siechthum und hielt mich länger als das
erste Mal gefesselt. Zwar der besten Arztes¬
kunst und liebreicher Freundespflege war kein
Mangel, aber in Aengsten sahe ich Tag um
Tag vergehen, und keine Kunde konnte von ihr,
keine zu ihr kommen.

Endlich nach harter Winterzeit, da der Zuider¬
see wieder seine grünen Wellen schlug, geleiteten
die Freunde mich zum Hafen; aber statt des
frohen Muthes nahm ich itzt schwere Herzensorge
mit an Bord. Doch ging die Reise rasch und
gut von Statten.

Von Hamburg aus fuhr ich mit der König¬
lichen Post; dann, wie vor nun fast einem
Jahre hiebevor, wanderte ich zu Fuße durch den
Wald, an dem noch kaum die ersten Spitzen
grüneten. Zwar probten schon die Finken und

ich nicht fort. Ich hatte in der Arbeit meiner
Schwäche nicht geachtet, die ſchlecht geheilte
Wunde warf mich wiederum danieder. Eben
wurden zum Weihnachtsfeſte auf allen Straßen¬
plätzen die Waffelbuden aufgeſchlagen, da begann
mein Siechthum und hielt mich länger als das
erſte Mal gefeſſelt. Zwar der beſten Arztes¬
kunſt und liebreicher Freundespflege war kein
Mangel, aber in Aengſten ſahe ich Tag um
Tag vergehen, und keine Kunde konnte von ihr,
keine zu ihr kommen.

Endlich nach harter Winterzeit, da der Zuider¬
ſee wieder ſeine grünen Wellen ſchlug, geleiteten
die Freunde mich zum Hafen; aber ſtatt des
frohen Muthes nahm ich itzt ſchwere Herzenſorge
mit an Bord. Doch ging die Reiſe raſch und
gut von Statten.

Von Hamburg aus fuhr ich mit der König¬
lichen Poſt; dann, wie vor nun faſt einem
Jahre hiebevor, wanderte ich zu Fuße durch den
Wald, an dem noch kaum die erſten Spitzen
grüneten. Zwar probten ſchon die Finken und

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[102/0116] ich nicht fort. Ich hatte in der Arbeit meiner Schwäche nicht geachtet, die ſchlecht geheilte Wunde warf mich wiederum danieder. Eben wurden zum Weihnachtsfeſte auf allen Straßen¬ plätzen die Waffelbuden aufgeſchlagen, da begann mein Siechthum und hielt mich länger als das erſte Mal gefeſſelt. Zwar der beſten Arztes¬ kunſt und liebreicher Freundespflege war kein Mangel, aber in Aengſten ſahe ich Tag um Tag vergehen, und keine Kunde konnte von ihr, keine zu ihr kommen. Endlich nach harter Winterzeit, da der Zuider¬ ſee wieder ſeine grünen Wellen ſchlug, geleiteten die Freunde mich zum Hafen; aber ſtatt des frohen Muthes nahm ich itzt ſchwere Herzenſorge mit an Bord. Doch ging die Reiſe raſch und gut von Statten. Von Hamburg aus fuhr ich mit der König¬ lichen Poſt; dann, wie vor nun faſt einem Jahre hiebevor, wanderte ich zu Fuße durch den Wald, an dem noch kaum die erſten Spitzen grüneten. Zwar probten ſchon die Finken und

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/116>, abgerufen am 24.11.2024.