Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.Ein ander Mal noch hatte er den von der Risch Was Junker Kurt hierauf entgegnete, ist mir Ein ander Mal noch hatte er den von der Riſch Was Junker Kurt hierauf entgegnete, iſt mir <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0071" n="57"/> Ein ander Mal noch hatte er den von der Riſch<lb/> an ſeiner Seite. Da Katharina eine heftige Be¬<lb/> wegung machte, bat ich ſie, auf ihrem Platz zu<lb/> bleiben, und malete ruhig weiter. Seit dem<lb/> Begräbnißtage, wo ich einen fremden Gruß mit<lb/> ihm getauſchet, hatte der Junker Kurt ſich auf dem<lb/> Hofe nicht gezeigt; nun trat er näher und be¬<lb/> ſchauete das Bild und redete gar ſchöne Worte,<lb/> meinete aber auch, weshalb das Fräulein ſich ſo<lb/> ſehr vermummet und nicht vielmehr ihr ſeidig<lb/> Haar in feinen Locken auf den Nacken habe wallen<lb/> laſſen; wie es ein Engelländiſcher Poet ſo trefflich<lb/> ausgedrücket, „rückwärts den Winden leichte Küſſe<lb/> werfend?“ Katharina aber, die bisher geſchwiegen,<lb/> wies auf Herrn Gerhardus' Bild und ſagte:<lb/> „Ihr wiſſet wol nicht mehr, daß das mein Vater<lb/> war!“</p><lb/> <p>Was Junker Kurt hierauf entgegnete, iſt mir<lb/> nicht mehr erinnerlich; meine Perſon aber ſchien<lb/> ihm ganz nicht gegenwärtig oder doch nur gleich<lb/> einer Maſchine, wodurch ein Bild ſich auf die<lb/> Leinewand malete. Von letzterem begann er<lb/></p> </body> </text> </TEI> [57/0071]
Ein ander Mal noch hatte er den von der Riſch
an ſeiner Seite. Da Katharina eine heftige Be¬
wegung machte, bat ich ſie, auf ihrem Platz zu
bleiben, und malete ruhig weiter. Seit dem
Begräbnißtage, wo ich einen fremden Gruß mit
ihm getauſchet, hatte der Junker Kurt ſich auf dem
Hofe nicht gezeigt; nun trat er näher und be¬
ſchauete das Bild und redete gar ſchöne Worte,
meinete aber auch, weshalb das Fräulein ſich ſo
ſehr vermummet und nicht vielmehr ihr ſeidig
Haar in feinen Locken auf den Nacken habe wallen
laſſen; wie es ein Engelländiſcher Poet ſo trefflich
ausgedrücket, „rückwärts den Winden leichte Küſſe
werfend?“ Katharina aber, die bisher geſchwiegen,
wies auf Herrn Gerhardus' Bild und ſagte:
„Ihr wiſſet wol nicht mehr, daß das mein Vater
war!“
Was Junker Kurt hierauf entgegnete, iſt mir
nicht mehr erinnerlich; meine Perſon aber ſchien
ihm ganz nicht gegenwärtig oder doch nur gleich
einer Maſchine, wodurch ein Bild ſich auf die
Leinewand malete. Von letzterem begann er
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