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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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die Umrisse aus die Leinewand zu zeichnen. So
kamen wir zu ruhiger Berathung; und da ich,
wenn die Arbeit weiter vorgeschritten, nach Ham¬
burg mußte, um bei dem Holzschnitzer einen Rah¬
men zu bestellen, so stelleten nur fest, daß ich
alsdann den Umweg über Preetz nähme und
also meine Botschaft ausrichtete. Zunächst jedoch
sei emsig an dem Werk zu fördern.


Es ist gar oft ein seltsam Widerspiel im
Menschenherzen. Der Junker mußte es schon
wissen, daß ich zu seiner Schwester stand; gleich¬
wol -- hieß nun sein Stolz ihn mich gering zu
schätzen oder glaubte er mit seiner ersten Drohung
mich genug geschrecket -- was ich besorget, traf
nicht ein; Katharina und ich waren am ersten
wie an den andern Tagen von ihm ungestöret.
Einmal zwar trat er ein und schalt mit Katha¬
rinen wegen ihrer Trauerkeidung, warf aber
dann die Thür hinter sich, und wir hörten ihn
bald auf dem Hofe ein Reiterstücklein pfeifen.

die Umriſſe aus die Leinewand zu zeichnen. So
kamen wir zu ruhiger Berathung; und da ich,
wenn die Arbeit weiter vorgeſchritten, nach Ham¬
burg mußte, um bei dem Holzſchnitzer einen Rah¬
men zu beſtellen, ſo ſtelleten nur feſt, daß ich
alsdann den Umweg über Preetz nähme und
alſo meine Botſchaft ausrichtete. Zunächſt jedoch
ſei emſig an dem Werk zu fördern.


Es iſt gar oft ein ſeltſam Widerſpiel im
Menſchenherzen. Der Junker mußte es ſchon
wiſſen, daß ich zu ſeiner Schweſter ſtand; gleich¬
wol — hieß nun ſein Stolz ihn mich gering zu
ſchätzen oder glaubte er mit ſeiner erſten Drohung
mich genug geſchrecket — was ich beſorget, traf
nicht ein; Katharina und ich waren am erſten
wie an den andern Tagen von ihm ungeſtöret.
Einmal zwar trat er ein und ſchalt mit Katha¬
rinen wegen ihrer Trauerkeidung, warf aber
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[56/0070] die Umriſſe aus die Leinewand zu zeichnen. So kamen wir zu ruhiger Berathung; und da ich, wenn die Arbeit weiter vorgeſchritten, nach Ham¬ burg mußte, um bei dem Holzſchnitzer einen Rah¬ men zu beſtellen, ſo ſtelleten nur feſt, daß ich alsdann den Umweg über Preetz nähme und alſo meine Botſchaft ausrichtete. Zunächſt jedoch ſei emſig an dem Werk zu fördern. Es iſt gar oft ein ſeltſam Widerſpiel im Menſchenherzen. Der Junker mußte es ſchon wiſſen, daß ich zu ſeiner Schweſter ſtand; gleich¬ wol — hieß nun ſein Stolz ihn mich gering zu ſchätzen oder glaubte er mit ſeiner erſten Drohung mich genug geſchrecket — was ich beſorget, traf nicht ein; Katharina und ich waren am erſten wie an den andern Tagen von ihm ungeſtöret. Einmal zwar trat er ein und ſchalt mit Katha¬ rinen wegen ihrer Trauerkeidung, warf aber dann die Thür hinter ſich, und wir hörten ihn bald auf dem Hofe ein Reiterſtücklein pfeifen.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/70>, abgerufen am 23.11.2024.