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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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geben! Während unseres Vaters langem Siech¬
bett habe ich den schändlichen Kampf mit ihm
gestritten, und erst an seinem Sarg hab' ich's
ihm abgetrotzt, daß ich in Ruhe um den Vater
trauern mag; aber ich weiß, auch das wird er
nicht halten."

Ich gedachte eines Stiftsfräuleins zu Preetz,
Herrn Gerhardus' einzigen Geschwisters, und mei¬
nete, ob die nicht um Schutz und Zuflucht anzu¬
gehen sei.

Katharina nickte. "Wollt Ihr mein Bote
sein, Johannes? -- Geschrieben habe ich ihr
schon, aber in Wulf's Hände kam die Antwort,
und auch erfahren habe ich sie nicht; nur die
ausbrechende Wuth meines Bruders, die selbst
das Ohr des Sterbenden erfüllet hätte, wenn es
noch offen gewesen wäre für den Schall der
Welt; aber der gnädige Gott hatte das geliebte
Haupt schon mit dem letzten Erdenschlummer zu¬
gedecket."

Katharina hatte sich nun doch auf meine
Bitte mir genüber gesetzet, und ich begann

geben! Während unſeres Vaters langem Siech¬
bett habe ich den ſchändlichen Kampf mit ihm
geſtritten, und erſt an ſeinem Sarg hab' ich's
ihm abgetrotzt, daß ich in Ruhe um den Vater
trauern mag; aber ich weiß, auch das wird er
nicht halten.“

Ich gedachte eines Stiftsfräuleins zu Preetz,
Herrn Gerhardus' einzigen Geſchwiſters, und mei¬
nete, ob die nicht um Schutz und Zuflucht anzu¬
gehen ſei.

Katharina nickte. „Wollt Ihr mein Bote
ſein, Johannes? — Geſchrieben habe ich ihr
ſchon, aber in Wulf's Hände kam die Antwort,
und auch erfahren habe ich ſie nicht; nur die
ausbrechende Wuth meines Bruders, die ſelbſt
das Ohr des Sterbenden erfüllet hätte, wenn es
noch offen geweſen wäre für den Schall der
Welt; aber der gnädige Gott hatte das geliebte
Haupt ſchon mit dem letzten Erdenſchlummer zu¬
gedecket.“

Katharina hatte ſich nun doch auf meine
Bitte mir genüber geſetzet, und ich begann

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[55/0069] geben! Während unſeres Vaters langem Siech¬ bett habe ich den ſchändlichen Kampf mit ihm geſtritten, und erſt an ſeinem Sarg hab' ich's ihm abgetrotzt, daß ich in Ruhe um den Vater trauern mag; aber ich weiß, auch das wird er nicht halten.“ Ich gedachte eines Stiftsfräuleins zu Preetz, Herrn Gerhardus' einzigen Geſchwiſters, und mei¬ nete, ob die nicht um Schutz und Zuflucht anzu¬ gehen ſei. Katharina nickte. „Wollt Ihr mein Bote ſein, Johannes? — Geſchrieben habe ich ihr ſchon, aber in Wulf's Hände kam die Antwort, und auch erfahren habe ich ſie nicht; nur die ausbrechende Wuth meines Bruders, die ſelbſt das Ohr des Sterbenden erfüllet hätte, wenn es noch offen geweſen wäre für den Schall der Welt; aber der gnädige Gott hatte das geliebte Haupt ſchon mit dem letzten Erdenſchlummer zu¬ gedecket.“ Katharina hatte ſich nun doch auf meine Bitte mir genüber geſetzet, und ich begann

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/69>, abgerufen am 27.11.2024.