Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.wie ich später dann gestrebt und mich geängstet, Als Katharina mir den Brief an ihre Base wie ich ſpäter dann geſtrebt und mich geängſtet, Als Katharina mir den Brief an ihre Baſe <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0073" n="59"/> wie ich ſpäter dann geſtrebt und mich geängſtet,<lb/> bis ich das Kleinod aus dem Leihhaus mir zurück¬<lb/> gewonnen hatte. Dann lächelte ſie glücklich; und<lb/> dabei blühete aus dem dunkeln Grund des Bildes<lb/> immer ſüßer das holde Antlitz auf; mir ſchien's,<lb/> als ſei es kaum mein eigenes Werk. — Mit¬<lb/> unter war's, als ſchaue mich etwas heiß aus<lb/> ihren Augen an; doch wollte ich es dann faſſen,<lb/> ſo floh es ſcheu zurück; und dennoch floß es durch<lb/> den Pinſel heimlich auf die Leinewand, ſo daß<lb/> mir ſelber kaum bewußt ein ſinneberückend Bild<lb/> entſtand, wie nie zuvor und nie nachher ein<lb/> ſolches aus meiner Hand gegangen iſt. — —<lb/> Und endlich war's doch an der Zeit und feſt¬<lb/> geſetzet, am andern Morgen ſollte ich meine Reiſe<lb/> antreten.</p><lb/> <p>Als Katharina mir den Brief an ihre Baſe<lb/> eingehändiget, ſaß ſie noch einmal mir genüber.<lb/> Es wurde heute mit Worten nicht geſpielet; wir<lb/> ſprachen ernſt und ſorgenvoll mitſammen; in¬<lb/> deſſen ſetzete ich noch hie und da den Pinſel an,<lb/> mitunter meine Blicke auf die ſchweigende Geſell¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [59/0073]
wie ich ſpäter dann geſtrebt und mich geängſtet,
bis ich das Kleinod aus dem Leihhaus mir zurück¬
gewonnen hatte. Dann lächelte ſie glücklich; und
dabei blühete aus dem dunkeln Grund des Bildes
immer ſüßer das holde Antlitz auf; mir ſchien's,
als ſei es kaum mein eigenes Werk. — Mit¬
unter war's, als ſchaue mich etwas heiß aus
ihren Augen an; doch wollte ich es dann faſſen,
ſo floh es ſcheu zurück; und dennoch floß es durch
den Pinſel heimlich auf die Leinewand, ſo daß
mir ſelber kaum bewußt ein ſinneberückend Bild
entſtand, wie nie zuvor und nie nachher ein
ſolches aus meiner Hand gegangen iſt. — —
Und endlich war's doch an der Zeit und feſt¬
geſetzet, am andern Morgen ſollte ich meine Reiſe
antreten.
Als Katharina mir den Brief an ihre Baſe
eingehändiget, ſaß ſie noch einmal mir genüber.
Es wurde heute mit Worten nicht geſpielet; wir
ſprachen ernſt und ſorgenvoll mitſammen; in¬
deſſen ſetzete ich noch hie und da den Pinſel an,
mitunter meine Blicke auf die ſchweigende Geſell¬
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