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Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.

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betteln; nimmer sollst Du das! Wir essen nur ein bißchen weniger!"

"Noch weniger, Vater?" frug die Kleine zögernd.

Er antwortete nicht; aber ihr war, als fühlte sie ihn schluchzen, als er seinen Kopf gegen ihren kleinen Körper barg. Da wischte sie sich die Thränen vom Gesicht, und als sie eine Weile wie grübelnd dagelegen, brachte sie ihren kleinen Mund zu seinem Ohr. "Vater!" flüsterte sie leise.

"Ja, mein Kind?" und er richtete sich empor.

"Vater, ich glaub', ich könnte doch wohl betteln!"

"Nein, nein, Christine; denk nicht mehr daran.!"

"Ja, Vater", und sie schloß ihre Aermchen fest um seinen Hals, "wenn Du krank und hungrig wärest, dann wollte ich es doch!"

"Nun, Kind; Du weißt ja, ich bin kerngesund!"

Sie blickte ihn an; er sah nicht sehr gesund aus; aber er lächelte ja doch. "So, schlaf nun!" sagte er und löste die Aermchen sanft von seinem Nacken und legte sie in ihr Bett zurück. Und sie

betteln; nimmer sollst Du das! Wir essen nur ein bißchen weniger!“

„Noch weniger, Vater?“ frug die Kleine zögernd.

Er antwortete nicht; aber ihr war, als fühlte sie ihn schluchzen, als er seinen Kopf gegen ihren kleinen Körper barg. Da wischte sie sich die Thränen vom Gesicht, und als sie eine Weile wie grübelnd dagelegen, brachte sie ihren kleinen Mund zu seinem Ohr. „Vater!“ flüsterte sie leise.

„Ja, mein Kind?“ und er richtete sich empor.

„Vater, ich glaub’, ich könnte doch wohl betteln!“

„Nein, nein, Christine; denk nicht mehr daran.!“

„Ja, Vater“, und sie schloß ihre Aermchen fest um seinen Hals, „wenn Du krank und hungrig wärest, dann wollte ich es doch!“

„Nun, Kind; Du weißt ja, ich bin kerngesund!“

Sie blickte ihn an; er sah nicht sehr gesund aus; aber er lächelte ja doch. „So, schlaf nun!“ sagte er und löste die Aermchen sanft von seinem Nacken und legte sie in ihr Bett zurück. Und sie

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[108/0108] betteln; nimmer sollst Du das! Wir essen nur ein bißchen weniger!“ „Noch weniger, Vater?“ frug die Kleine zögernd. Er antwortete nicht; aber ihr war, als fühlte sie ihn schluchzen, als er seinen Kopf gegen ihren kleinen Körper barg. Da wischte sie sich die Thränen vom Gesicht, und als sie eine Weile wie grübelnd dagelegen, brachte sie ihren kleinen Mund zu seinem Ohr. „Vater!“ flüsterte sie leise. „Ja, mein Kind?“ und er richtete sich empor. „Vater, ich glaub’, ich könnte doch wohl betteln!“ „Nein, nein, Christine; denk nicht mehr daran.!“ „Ja, Vater“, und sie schloß ihre Aermchen fest um seinen Hals, „wenn Du krank und hungrig wärest, dann wollte ich es doch!“ „Nun, Kind; Du weißt ja, ich bin kerngesund!“ Sie blickte ihn an; er sah nicht sehr gesund aus; aber er lächelte ja doch. „So, schlaf nun!“ sagte er und löste die Aermchen sanft von seinem Nacken und legte sie in ihr Bett zurück. Und sie

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_doppelgaenger_1887/108>, abgerufen am 24.11.2024.