Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Mit den Aesten greifen hinaus in die Nacht, Mit dem Sturm sich schaukeln in brausender Jagd, Mit den Blättern im Uebermuth rauschen; Beim Tanz im Flug Durch Wolkenzug Mit dem Mondlicht silberne Blicke tauschen. Da müht sich der Lehnstuhl die Arme zu recken, Den Roccocofuß will das Kanapee strecken, In der Kommode die Schubfächer drängen Und wollen die rostigen Schlösser sprengen; Der Eichschrank unter dem kleinen Troß Steht da, ein finsterer Koloß. Traumhaft regt er die Klauen an, Ihm zuckt's in der verlornen Krone; Doch bricht er nicht den schweren Bann. Und draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne, Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht, Bläs't durch die Ritzen, grunzt und lacht, Schmeißt die Fledermäuse, die kleinen Gespenster Klitschend gegen die rasselnden Fenster. Die glupen dumm neugierig hinein -- Da drinn' steht voll der Mondenschein. Mit den Aeſten greifen hinaus in die Nacht, Mit dem Sturm ſich ſchaukeln in brauſender Jagd, Mit den Blättern im Uebermuth rauſchen; Beim Tanz im Flug Durch Wolkenzug Mit dem Mondlicht ſilberne Blicke tauſchen. Da müht ſich der Lehnſtuhl die Arme zu recken, Den Roccocofuß will das Kanapee ſtrecken, In der Kommode die Schubfächer drängen Und wollen die roſtigen Schlöſſer ſprengen; Der Eichſchrank unter dem kleinen Troß Steht da, ein finſterer Koloß. Traumhaft regt er die Klauen an, Ihm zuckt's in der verlornen Krone; Doch bricht er nicht den ſchweren Bann. Und draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne, Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht, Bläſ't durch die Ritzen, grunzt und lacht, Schmeißt die Fledermäuſe, die kleinen Geſpenſter Klitſchend gegen die raſſelnden Fenſter. Die glupen dumm neugierig hinein — Da drinn' ſteht voll der Mondenſchein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0074" n="64"/> <l>Mit den Aeſten greifen hinaus in die Nacht,</l><lb/> <l>Mit dem Sturm ſich ſchaukeln in brauſender Jagd,</l><lb/> <l>Mit den Blättern im Uebermuth rauſchen;</l><lb/> <l>Beim Tanz im Flug</l><lb/> <l>Durch Wolkenzug</l><lb/> <l>Mit dem Mondlicht ſilberne Blicke tauſchen.</l><lb/> <l>Da müht ſich der Lehnſtuhl die Arme zu recken,</l><lb/> <l>Den Roccocofuß will das Kanapee ſtrecken,</l><lb/> <l>In der Kommode die Schubfächer drängen</l><lb/> <l>Und wollen die roſtigen Schlöſſer ſprengen;</l><lb/> <l>Der Eichſchrank unter dem kleinen Troß</l><lb/> <l>Steht da, ein finſterer Koloß.</l><lb/> <l>Traumhaft regt er die Klauen an,</l><lb/> <l>Ihm zuckt's in der verlornen Krone;</l><lb/> <l>Doch bricht er nicht den ſchweren Bann.</l><lb/> <l>Und draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne,</l><lb/> <l>Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht,</l><lb/> <l>Bläſ't durch die Ritzen, grunzt und lacht,</l><lb/> <l>Schmeißt die Fledermäuſe, die kleinen Geſpenſter</l><lb/> <l>Klitſchend gegen die raſſelnden Fenſter.</l><lb/> <l>Die glupen dumm neugierig hinein —</l><lb/> <l>Da drinn' ſteht voll der Mondenſchein.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0074]
Mit den Aeſten greifen hinaus in die Nacht,
Mit dem Sturm ſich ſchaukeln in brauſender Jagd,
Mit den Blättern im Uebermuth rauſchen;
Beim Tanz im Flug
Durch Wolkenzug
Mit dem Mondlicht ſilberne Blicke tauſchen.
Da müht ſich der Lehnſtuhl die Arme zu recken,
Den Roccocofuß will das Kanapee ſtrecken,
In der Kommode die Schubfächer drängen
Und wollen die roſtigen Schlöſſer ſprengen;
Der Eichſchrank unter dem kleinen Troß
Steht da, ein finſterer Koloß.
Traumhaft regt er die Klauen an,
Ihm zuckt's in der verlornen Krone;
Doch bricht er nicht den ſchweren Bann.
Und draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne,
Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht,
Bläſ't durch die Ritzen, grunzt und lacht,
Schmeißt die Fledermäuſe, die kleinen Geſpenſter
Klitſchend gegen die raſſelnden Fenſter.
Die glupen dumm neugierig hinein —
Da drinn' ſteht voll der Mondenſchein.
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