Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852.zu ihr aufblickte, stand sie vor ihm, dieselbe leichte Erich war mit freudestrahlendem Antlitz an der Thür Elisabeth sah ihn mit schwesterlichen Augen an. Er nahm ihre schmale Hand liebkosend in die seinen. Ein scheuer Blick Elisabeths streifte Reinhardts In diesem Augenblick kam die Mutter, mit einem zu ihr aufblickte, ſtand ſie vor ihm, dieſelbe leichte Erich war mit freudeſtrahlendem Antlitz an der Thür Eliſabeth ſah ihn mit ſchweſterlichen Augen an. Er nahm ihre ſchmale Hand liebkoſend in die ſeinen. Ein ſcheuer Blick Eliſabeths ſtreifte Reinhardts In dieſem Augenblick kam die Mutter, mit einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="44"/> zu ihr aufblickte, ſtand ſie vor ihm, dieſelbe leichte<lb/> zärtliche Geſtalt, der er vor Jahren in ſeiner Vater¬<lb/> ſtadt Lebewohl geſagt hatte.</p><lb/> <p>Erich war mit freudeſtrahlendem Antlitz an der Thür<lb/> zurückgeblieben. Nun Eliſabeth? ſagte er, Gelt! den<lb/> hätteſt du nicht erwartet, den in alle Ewigkeit nicht!</p><lb/> <p>Eliſabeth ſah ihn mit ſchweſterlichen Augen an.<lb/> Du biſt ſo gut, Erich! ſagte ſie.</p><lb/> <p>Er nahm ihre ſchmale Hand liebkoſend in die ſeinen.<lb/> Und nun wir ihn haben, ſagte er, nun laſſen wir ihn<lb/> ſobald nicht wieder los. Er iſt ſo lange draußen ge¬<lb/> weſen; wir wollen ihn wieder heimiſch machen. Schau<lb/> nur, wie fremd und vornehm er ausſehen worden iſt.</p><lb/> <p>Ein ſcheuer Blick Eliſabeths ſtreifte Reinhardts<lb/> Antlitz. Es iſt nur die Zeit, die wir nicht beiſammen<lb/> waren; ſagte er.</p><lb/> <p>In dieſem Augenblick kam die Mutter, mit einem<lb/> Schlüſſelkörbchen am Arm, zur Thüre herein. Herr<lb/> Werner! ſagte ſie, als ſie Reinhardt erblickte; ei, ein<lb/> eben ſo lieber, als unerwarteter Gaſt. — Und nun<lb/> ging die Unterhaltung in Fragen und Antworten ihren<lb/> ebenen Tritt. Die Frauen ſetzten ſich zu ihrer Arbeit,<lb/> und während Reinhardt die für ihn bereiteten Erfri¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0050]
zu ihr aufblickte, ſtand ſie vor ihm, dieſelbe leichte
zärtliche Geſtalt, der er vor Jahren in ſeiner Vater¬
ſtadt Lebewohl geſagt hatte.
Erich war mit freudeſtrahlendem Antlitz an der Thür
zurückgeblieben. Nun Eliſabeth? ſagte er, Gelt! den
hätteſt du nicht erwartet, den in alle Ewigkeit nicht!
Eliſabeth ſah ihn mit ſchweſterlichen Augen an.
Du biſt ſo gut, Erich! ſagte ſie.
Er nahm ihre ſchmale Hand liebkoſend in die ſeinen.
Und nun wir ihn haben, ſagte er, nun laſſen wir ihn
ſobald nicht wieder los. Er iſt ſo lange draußen ge¬
weſen; wir wollen ihn wieder heimiſch machen. Schau
nur, wie fremd und vornehm er ausſehen worden iſt.
Ein ſcheuer Blick Eliſabeths ſtreifte Reinhardts
Antlitz. Es iſt nur die Zeit, die wir nicht beiſammen
waren; ſagte er.
In dieſem Augenblick kam die Mutter, mit einem
Schlüſſelkörbchen am Arm, zur Thüre herein. Herr
Werner! ſagte ſie, als ſie Reinhardt erblickte; ei, ein
eben ſo lieber, als unerwarteter Gaſt. — Und nun
ging die Unterhaltung in Fragen und Antworten ihren
ebenen Tritt. Die Frauen ſetzten ſich zu ihrer Arbeit,
und während Reinhardt die für ihn bereiteten Erfri¬
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