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Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852.

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saal, der durch das Laubgedränge, welches die gegen¬
über liegenden Fenster bedeckte, zu beiden Seiten mit
grüner Dämmerung erfüllt war; zwischen diesen aber
ließen zwei hohe, weit geöffnete Flügelthüren den
vollen Glanz der Frühlingssonne hereinfallen, und
gewährten die Aussicht in einen Garten mit gezirkel¬
ten Blumenbeeten und hohen steilen Laubwänden,
getheilt durch einen geraden breiten Gang, durch wel¬
chen man auf den See und weiter auf die gegenüber¬
liegenden Wälder hinaussah. Als die Freunde hin¬
eintraten, trug die Zugluft ihnen einen Strom von
Duft entgegen.

Auf einer Terrasse vor der Gartenthür saß eine
weiße, mädchenhafte Frauengestalt. Sie stand auf
und ging den Eintretenden entgegen; aber auf halbem
Wege blieb sie wie eingewurzelt stehen, und starrte
den Fremden unbeweglich an. Er streckte ihr lächelnd
die Hand entgegen. Reinhardt! rief sie, Reinhardt!
Mein Gott, du bist es! -- Wir haben uns lange
nicht gesehen.

Lange nicht, sagte er, und konnte nichts weiter
sagen; denn als er ihre Stimme hörte, fühlte er einen
feinen körperlichen Schmerz am Herzen, und wie er

ſaal, der durch das Laubgedränge, welches die gegen¬
über liegenden Fenſter bedeckte, zu beiden Seiten mit
grüner Dämmerung erfüllt war; zwiſchen dieſen aber
ließen zwei hohe, weit geöffnete Flügelthüren den
vollen Glanz der Frühlingsſonne hereinfallen, und
gewährten die Ausſicht in einen Garten mit gezirkel¬
ten Blumenbeeten und hohen ſteilen Laubwänden,
getheilt durch einen geraden breiten Gang, durch wel¬
chen man auf den See und weiter auf die gegenüber¬
liegenden Wälder hinausſah. Als die Freunde hin¬
eintraten, trug die Zugluft ihnen einen Strom von
Duft entgegen.

Auf einer Terraſſe vor der Gartenthür ſaß eine
weiße, mädchenhafte Frauengeſtalt. Sie ſtand auf
und ging den Eintretenden entgegen; aber auf halbem
Wege blieb ſie wie eingewurzelt ſtehen, und ſtarrte
den Fremden unbeweglich an. Er ſtreckte ihr lächelnd
die Hand entgegen. Reinhardt! rief ſie, Reinhardt!
Mein Gott, du biſt es! — Wir haben uns lange
nicht geſehen.

Lange nicht, ſagte er, und konnte nichts weiter
ſagen; denn als er ihre Stimme hörte, fühlte er einen
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[43/0049] ſaal, der durch das Laubgedränge, welches die gegen¬ über liegenden Fenſter bedeckte, zu beiden Seiten mit grüner Dämmerung erfüllt war; zwiſchen dieſen aber ließen zwei hohe, weit geöffnete Flügelthüren den vollen Glanz der Frühlingsſonne hereinfallen, und gewährten die Ausſicht in einen Garten mit gezirkel¬ ten Blumenbeeten und hohen ſteilen Laubwänden, getheilt durch einen geraden breiten Gang, durch wel¬ chen man auf den See und weiter auf die gegenüber¬ liegenden Wälder hinausſah. Als die Freunde hin¬ eintraten, trug die Zugluft ihnen einen Strom von Duft entgegen. Auf einer Terraſſe vor der Gartenthür ſaß eine weiße, mädchenhafte Frauengeſtalt. Sie ſtand auf und ging den Eintretenden entgegen; aber auf halbem Wege blieb ſie wie eingewurzelt ſtehen, und ſtarrte den Fremden unbeweglich an. Er ſtreckte ihr lächelnd die Hand entgegen. Reinhardt! rief ſie, Reinhardt! Mein Gott, du biſt es! — Wir haben uns lange nicht geſehen. Lange nicht, ſagte er, und konnte nichts weiter ſagen; denn als er ihre Stimme hörte, fühlte er einen feinen körperlichen Schmerz am Herzen, und wie er

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_immensee_1852/49>, abgerufen am 21.11.2024.