Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.dieser das prächtige Prag verließ, nahm er den Ritterschlag von des höchsten Herrn Hand als einen weiteren Schmuck mit auf die Heimreise. Der König aber, als später die alte Oberhofmeisterin ihn darum angegangen, warum er dem jungen Holsten solche Ehre angethan, hatte lächelnd ihr erwidert. Bonarum artium causa, edle Frau; er hat sie trefflich ausstudirt." Rolf Lembeck war nicht aus eigenem Willen heimgegangen, sein Vater hatte ihn gerufen; er hatte um ein ehelich Gemahl für ihn geworben; "denn" - so hatte er gesagt - "der Vogel muß itzt eingefangen werden, die Flüchten wachsen ihm zu geile." Das Weib war die junge Wittib eines holsteinischen Ritters Hans Pogwisch, der in den Kämpfen der Schauenburger Grafen wider König Waldemar vom Pferd gehauen worden; sie selbst aber war aus einem Nebenzweige der regierenden Schauenburger und mit Land und Sand nicht übel angesessen. Ihr Sinn stand wohl darauf, ihr leeres Wittwenbett zu füllen; aber mit Augen sehen wollte sie zuvor den jugendlichen Ritter, nicht nochmals einen Ehgespons gleich dem Verstorbenen. dieser das prächtige Prag verließ, nahm er den Ritterschlag von des höchsten Herrn Hand als einen weiteren Schmuck mit auf die Heimreise. Der König aber, als später die alte Oberhofmeisterin ihn darum angegangen, warum er dem jungen Holsten solche Ehre angethan, hatte lächelnd ihr erwidert. Bonarum artium causa, edle Frau; er hat sie trefflich ausstudirt.“ Rolf Lembeck war nicht aus eigenem Willen heimgegangen, sein Vater hatte ihn gerufen; er hatte um ein ehelich Gemahl für ihn geworben; „denn“ – so hatte er gesagt – „der Vogel muß itzt eingefangen werden, die Flüchten wachsen ihm zu geile.“ Das Weib war die junge Wittib eines holsteinischen Ritters Hans Pogwisch, der in den Kämpfen der Schauenburger Grafen wider König Waldemar vom Pferd gehauen worden; sie selbst aber war aus einem Nebenzweige der regierenden Schauenburger und mit Land und Sand nicht übel angesessen. Ihr Sinn stand wohl darauf, ihr leeres Wittwenbett zu füllen; aber mit Augen sehen wollte sie zuvor den jugendlichen Ritter, nicht nochmals einen Ehgespons gleich dem Verstorbenen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0112" n="108"/> dieser das prächtige Prag verließ, nahm er den Ritterschlag von des höchsten Herrn Hand als einen weiteren Schmuck mit auf die Heimreise. Der König aber, als später die alte Oberhofmeisterin ihn darum angegangen, warum er dem jungen Holsten solche Ehre angethan, hatte lächelnd ihr erwidert. <hi rendition="#aq">Bonarum artium causa</hi>, edle Frau; er hat sie trefflich ausstudirt.“</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Rolf Lembeck war nicht aus eigenem Willen heimgegangen, sein Vater hatte ihn gerufen; er hatte um ein ehelich Gemahl für ihn geworben; „denn“ – so hatte er gesagt – „der Vogel muß itzt eingefangen werden, die Flüchten wachsen ihm zu geile.“</p> <p>Das Weib war die junge Wittib eines holsteinischen Ritters Hans Pogwisch, der in den Kämpfen der Schauenburger Grafen wider König Waldemar vom Pferd gehauen worden; sie selbst aber war aus einem Nebenzweige der regierenden Schauenburger und mit Land und Sand nicht übel angesessen. Ihr Sinn stand wohl darauf, ihr leeres Wittwenbett zu füllen; aber mit Augen sehen wollte sie zuvor den jugendlichen Ritter, nicht nochmals einen Ehgespons gleich dem Verstorbenen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0112]
dieser das prächtige Prag verließ, nahm er den Ritterschlag von des höchsten Herrn Hand als einen weiteren Schmuck mit auf die Heimreise. Der König aber, als später die alte Oberhofmeisterin ihn darum angegangen, warum er dem jungen Holsten solche Ehre angethan, hatte lächelnd ihr erwidert. Bonarum artium causa, edle Frau; er hat sie trefflich ausstudirt.“
Rolf Lembeck war nicht aus eigenem Willen heimgegangen, sein Vater hatte ihn gerufen; er hatte um ein ehelich Gemahl für ihn geworben; „denn“ – so hatte er gesagt – „der Vogel muß itzt eingefangen werden, die Flüchten wachsen ihm zu geile.“
Das Weib war die junge Wittib eines holsteinischen Ritters Hans Pogwisch, der in den Kämpfen der Schauenburger Grafen wider König Waldemar vom Pferd gehauen worden; sie selbst aber war aus einem Nebenzweige der regierenden Schauenburger und mit Land und Sand nicht übel angesessen. Ihr Sinn stand wohl darauf, ihr leeres Wittwenbett zu füllen; aber mit Augen sehen wollte sie zuvor den jugendlichen Ritter, nicht nochmals einen Ehgespons gleich dem Verstorbenen.
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