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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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da spornten sie ihre Rosse und sprengten ihrem Geleite voran hinein. In der Mitte des Hofes, um die schon grünende gewaltige Linde, standen Burgleute und Gesinde und begrüßten sie mit lautem Zuruf "Heil Ritter Lembeck, unserem Herrn! Heil seiner schönen Fraue, Heil!" Sie zügelten ihre Rosse, und Wulfhilds Auge flog wie herrschend über die dichte Schaar; als aber die Leute jetzt zurücktraten, wurde ein Brunnen bloß, in dessen steinernem Ueberbau der Eimer hing. "Ha, Wasser!" rief sie. "Reicht mir zum Willkomm einen Trunk dort aus der Tiefe!"

Da stürzten Männer und Weiber an den Brunnen, und sie hätten den Eimer abgerissen; aber er hing zum Glück in Ketten und fuhr rasselnd in die Tiefe. Bald trat der Burgwart mit einem Glaspokale aus dem Schloßthor, und nachdem er mit dem klaren Quell gefüllt war, bot der Alte ihn der Herrin dar.

Sie hob ihn auf, daß die Sonnenstrahlen hindurchblitzten; dann trank sie und rief. "Das Wasser ist gut hier auf der Burghöh; aber, ihr Leute, Frau Wulffild wird auch sorgen, daß es an Meth und Fleisch nicht fehle!"

Da erhub sich neuer Zuruf, und dazwischen scholl von draußen das dumpfe Geheul der Wölfe. Rolf

da spornten sie ihre Rosse und sprengten ihrem Geleite voran hinein. In der Mitte des Hofes, um die schon grünende gewaltige Linde, standen Burgleute und Gesinde und begrüßten sie mit lautem Zuruf „Heil Ritter Lembeck, unserem Herrn! Heil seiner schönen Fraue, Heil!“ Sie zügelten ihre Rosse, und Wulfhilds Auge flog wie herrschend über die dichte Schaar; als aber die Leute jetzt zurücktraten, wurde ein Brunnen bloß, in dessen steinernem Ueberbau der Eimer hing. „Ha, Wasser!“ rief sie. „Reicht mir zum Willkomm einen Trunk dort aus der Tiefe!“

Da stürzten Männer und Weiber an den Brunnen, und sie hätten den Eimer abgerissen; aber er hing zum Glück in Ketten und fuhr rasselnd in die Tiefe. Bald trat der Burgwart mit einem Glaspokale aus dem Schloßthor, und nachdem er mit dem klaren Quell gefüllt war, bot der Alte ihn der Herrin dar.

Sie hob ihn auf, daß die Sonnenstrahlen hindurchblitzten; dann trank sie und rief. „Das Wasser ist gut hier auf der Burghöh; aber, ihr Leute, Frau Wulffild wird auch sorgen, daß es an Meth und Fleisch nicht fehle!“

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[120/0124] da spornten sie ihre Rosse und sprengten ihrem Geleite voran hinein. In der Mitte des Hofes, um die schon grünende gewaltige Linde, standen Burgleute und Gesinde und begrüßten sie mit lautem Zuruf „Heil Ritter Lembeck, unserem Herrn! Heil seiner schönen Fraue, Heil!“ Sie zügelten ihre Rosse, und Wulfhilds Auge flog wie herrschend über die dichte Schaar; als aber die Leute jetzt zurücktraten, wurde ein Brunnen bloß, in dessen steinernem Ueberbau der Eimer hing. „Ha, Wasser!“ rief sie. „Reicht mir zum Willkomm einen Trunk dort aus der Tiefe!“ Da stürzten Männer und Weiber an den Brunnen, und sie hätten den Eimer abgerissen; aber er hing zum Glück in Ketten und fuhr rasselnd in die Tiefe. Bald trat der Burgwart mit einem Glaspokale aus dem Schloßthor, und nachdem er mit dem klaren Quell gefüllt war, bot der Alte ihn der Herrin dar. Sie hob ihn auf, daß die Sonnenstrahlen hindurchblitzten; dann trank sie und rief. „Das Wasser ist gut hier auf der Burghöh; aber, ihr Leute, Frau Wulffild wird auch sorgen, daß es an Meth und Fleisch nicht fehle!“ Da erhub sich neuer Zuruf, und dazwischen scholl von draußen das dumpfe Geheul der Wölfe. Rolf

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/124>, abgerufen am 24.11.2024.