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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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Aber eines wie das andere Mal erwiderte sie: "Ich habe es schon geschmeckt, Ohm; es ist abscheulich!" und schob mit ausgestrecktem Arm das Glas mir zu.

Es wurde allmälig eine stehende Neckerei zwischen der Jungen und dem Alten. "Du sollst doch noch probiren!" rief ich endlich; "ist das ein Koch, der nicht probiren kann?"

"Ich bin kein Koch!" sagte sie schnippisch.

"So bist Du doch mein Mundschenk!"

"Ich thu's aber doch nicht!" rief sie und flog mir aus der Stube und die Treppe hinab.

Ich alte Thor, ich muß jetzt denken, daß ihre Natur uns habe warnen wollen; aber ich ging wie mit vebundenen Augen.

Nun war's an meinem Geburtstage, und ich hatte, mir selber zur Festfreude, dem Kinde ein Dutzend Schnupftücher von einer Extra-Qualität geschenkt, da ich ihre Lust an feinem Linnenzeuge kannte. Und wirklich, sie leuchtete vor Freude, als sie zur Mutter lief und ihr die schöne Waare zeigte; und über ein Kleines saß sie auch schon am Fenster, um ihr kunstvolles Monogramm hineinzusticken. "Mein Ohm!" rief sie mir zu; "ich thu' Dir Alles zu Gefallen!"

Aber eines wie das andere Mal erwiderte sie: „Ich habe es schon geschmeckt, Ohm; es ist abscheulich!“ und schob mit ausgestrecktem Arm das Glas mir zu.

Es wurde allmälig eine stehende Neckerei zwischen der Jungen und dem Alten. „Du sollst doch noch probiren!“ rief ich endlich; „ist das ein Koch, der nicht probiren kann?“

„Ich bin kein Koch!“ sagte sie schnippisch.

„So bist Du doch mein Mundschenk!“

„Ich thu’s aber doch nicht!“ rief sie und flog mir aus der Stube und die Treppe hinab.

Ich alte Thor, ich muß jetzt denken, daß ihre Natur uns habe warnen wollen; aber ich ging wie mit vebundenen Augen.

Nun war’s an meinem Geburtstage, und ich hatte, mir selber zur Festfreude, dem Kinde ein Dutzend Schnupftücher von einer Extra-Qualität geschenkt, da ich ihre Lust an feinem Linnenzeuge kannte. Und wirklich, sie leuchtete vor Freude, als sie zur Mutter lief und ihr die schöne Waare zeigte; und über ein Kleines saß sie auch schon am Fenster, um ihr kunstvolles Monogramm hineinzusticken. „Mein Ohm!“ rief sie mir zu; „ich thu’ Dir Alles zu Gefallen!“

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[41/0045] Aber eines wie das andere Mal erwiderte sie: „Ich habe es schon geschmeckt, Ohm; es ist abscheulich!“ und schob mit ausgestrecktem Arm das Glas mir zu. Es wurde allmälig eine stehende Neckerei zwischen der Jungen und dem Alten. „Du sollst doch noch probiren!“ rief ich endlich; „ist das ein Koch, der nicht probiren kann?“ „Ich bin kein Koch!“ sagte sie schnippisch. „So bist Du doch mein Mundschenk!“ „Ich thu’s aber doch nicht!“ rief sie und flog mir aus der Stube und die Treppe hinab. Ich alte Thor, ich muß jetzt denken, daß ihre Natur uns habe warnen wollen; aber ich ging wie mit vebundenen Augen. Nun war’s an meinem Geburtstage, und ich hatte, mir selber zur Festfreude, dem Kinde ein Dutzend Schnupftücher von einer Extra-Qualität geschenkt, da ich ihre Lust an feinem Linnenzeuge kannte. Und wirklich, sie leuchtete vor Freude, als sie zur Mutter lief und ihr die schöne Waare zeigte; und über ein Kleines saß sie auch schon am Fenster, um ihr kunstvolles Monogramm hineinzusticken. „Mein Ohm!“ rief sie mir zu; „ich thu’ Dir Alles zu Gefallen!“

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/45>, abgerufen am 21.11.2024.