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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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ihren Finger noch nach etwas Neuem. Auf einmal kam mir die Erleuchtung: "Komm'," sagte ich, "was meinst Du, wenn Ihr selber solchen Laden hättet?"

Sie wurde schier dunkelroth vor Freude; aber gleich darauf sagte sie traurig, ihr dunkles Köpfchen schüttelnd: "Das ist ja nicht möglich, Ohm!"

"Nicht möglich, Anna? Aber, was meinst Du, wenn Dein Ohm es dennoch möglich macht! Komm' nur, wir wollen gleich nach Hause, und Mutter soll ihren Segen geben!"

By Jove, ich hatte Noth, daß sie mir nicht vor allen Leuten um den Hals fiel.

Und so kam es denn in Ordnung. Freilich, mein Maklerverdienst ging so circa wohl darauf; aber wen hatte ich denn sonst, für den ich sorgen konnte! Die Stube rechts, wo Sie Ihre Lateiner studirt hatten, wurde zum Laden umgewandelt; die Einkäufe waren schon gemacht, Näherinnen außer dem Hause wurden in Arbeit genommen und eine Glocke über der Hausthür angebracht; Anna selbst war das behendeste Ladenjüngferchen und saß fleißig mit der Nadel in der Hand. Wie ich nach ein paar Jahren aus einem Briefe der Mutter sah, gewann sie später noch besseren Verdienst, indem sie in fremde Häuser

ihren Finger noch nach etwas Neuem. Auf einmal kam mir die Erleuchtung: „Komm’,“ sagte ich, „was meinst Du, wenn Ihr selber solchen Laden hättet?“

Sie wurde schier dunkelroth vor Freude; aber gleich darauf sagte sie traurig, ihr dunkles Köpfchen schüttelnd: „Das ist ja nicht möglich, Ohm!“

„Nicht möglich, Anna? Aber, was meinst Du, wenn Dein Ohm es dennoch möglich macht! Komm’ nur, wir wollen gleich nach Hause, und Mutter soll ihren Segen geben!“

By Jove, ich hatte Noth, daß sie mir nicht vor allen Leuten um den Hals fiel.

Und so kam es denn in Ordnung. Freilich, mein Maklerverdienst ging so circa wohl darauf; aber wen hatte ich denn sonst, für den ich sorgen konnte! Die Stube rechts, wo Sie Ihre Lateiner studirt hatten, wurde zum Laden umgewandelt; die Einkäufe waren schon gemacht, Näherinnen außer dem Hause wurden in Arbeit genommen und eine Glocke über der Hausthür angebracht; Anna selbst war das behendeste Ladenjüngferchen und saß fleißig mit der Nadel in der Hand. Wie ich nach ein paar Jahren aus einem Briefe der Mutter sah, gewann sie später noch besseren Verdienst, indem sie in fremde Häuser

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[45/0049] ihren Finger noch nach etwas Neuem. Auf einmal kam mir die Erleuchtung: „Komm’,“ sagte ich, „was meinst Du, wenn Ihr selber solchen Laden hättet?“ Sie wurde schier dunkelroth vor Freude; aber gleich darauf sagte sie traurig, ihr dunkles Köpfchen schüttelnd: „Das ist ja nicht möglich, Ohm!“ „Nicht möglich, Anna? Aber, was meinst Du, wenn Dein Ohm es dennoch möglich macht! Komm’ nur, wir wollen gleich nach Hause, und Mutter soll ihren Segen geben!“ By Jove, ich hatte Noth, daß sie mir nicht vor allen Leuten um den Hals fiel. Und so kam es denn in Ordnung. Freilich, mein Maklerverdienst ging so circa wohl darauf; aber wen hatte ich denn sonst, für den ich sorgen konnte! Die Stube rechts, wo Sie Ihre Lateiner studirt hatten, wurde zum Laden umgewandelt; die Einkäufe waren schon gemacht, Näherinnen außer dem Hause wurden in Arbeit genommen und eine Glocke über der Hausthür angebracht; Anna selbst war das behendeste Ladenjüngferchen und saß fleißig mit der Nadel in der Hand. Wie ich nach ein paar Jahren aus einem Briefe der Mutter sah, gewann sie später noch besseren Verdienst, indem sie in fremde Häuser

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/49>, abgerufen am 09.11.2024.