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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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wie ein Kinderspiel um Mund und Wangen; das war wie weggeblasen.

Es ging mir arg im Kopf herum; von dem Herrn Baron war nicht der Zipfel seines Rockes mehr zu sehen, und als ich zu dem alten Riekchen davon sprach, erhielt ich zur Antwort, der Herr Baron habe auf seine Güter in Mecklenburg müssen und komme erst im Sommer wieder; das Mädchen aber, das daneben stand, wurde bei dieser Rede wie mit Blut übergossen und ging rasch zur Thür hinaus.

"Ei," dacht' ich, "liegt da der Has' im Pfeffer? Sind die Gedanken unsres Kindes noch immer bei dem confiscirten Kerl!" Und es fraß ordentlich in mir.

- - Wieder waren ein paar Monate vergangen, als ich an einem Spätnachmittage im März, da schon das Dunkel in die Häuser kroch, von einem Geschästsgange zurückkam. Als ich am Laden vorüber wollte, sah ich durch das Guckfenster, daß dort die Lampe noch nicht brannte; aber, da ich still stand, hörte ich drinnen Jemand weinen. "Mußt einmal revidiren!" sagte ich zu mir und ging hinein. Da fand ich die Anna in einer Ecke auf dem Ladentritt, mit beiden Händen vor den Augen. "Bist Du es, Anna?" frug ich. "Wo ist Deine Mutter?"

wie ein Kinderspiel um Mund und Wangen; das war wie weggeblasen.

Es ging mir arg im Kopf herum; von dem Herrn Baron war nicht der Zipfel seines Rockes mehr zu sehen, und als ich zu dem alten Riekchen davon sprach, erhielt ich zur Antwort, der Herr Baron habe auf seine Güter in Mecklenburg müssen und komme erst im Sommer wieder; das Mädchen aber, das daneben stand, wurde bei dieser Rede wie mit Blut übergossen und ging rasch zur Thür hinaus.

„Ei,“ dacht’ ich, „liegt da der Has' im Pfeffer? Sind die Gedanken unsres Kindes noch immer bei dem confiscirten Kerl!“ Und es fraß ordentlich in mir.

– – Wieder waren ein paar Monate vergangen, als ich an einem Spätnachmittage im März, da schon das Dunkel in die Häuser kroch, von einem Geschästsgange zurückkam. Als ich am Laden vorüber wollte, sah ich durch das Guckfenster, daß dort die Lampe noch nicht brannte; aber, da ich still stand, hörte ich drinnen Jemand weinen. „Mußt einmal revidiren!“ sagte ich zu mir und ging hinein. Da fand ich die Anna in einer Ecke auf dem Ladentritt, mit beiden Händen vor den Augen. „Bist Du es, Anna?“ frug ich. „Wo ist Deine Mutter?“

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[71/0075] wie ein Kinderspiel um Mund und Wangen; das war wie weggeblasen. Es ging mir arg im Kopf herum; von dem Herrn Baron war nicht der Zipfel seines Rockes mehr zu sehen, und als ich zu dem alten Riekchen davon sprach, erhielt ich zur Antwort, der Herr Baron habe auf seine Güter in Mecklenburg müssen und komme erst im Sommer wieder; das Mädchen aber, das daneben stand, wurde bei dieser Rede wie mit Blut übergossen und ging rasch zur Thür hinaus. „Ei,“ dacht’ ich, „liegt da der Has' im Pfeffer? Sind die Gedanken unsres Kindes noch immer bei dem confiscirten Kerl!“ Und es fraß ordentlich in mir. – – Wieder waren ein paar Monate vergangen, als ich an einem Spätnachmittage im März, da schon das Dunkel in die Häuser kroch, von einem Geschästsgange zurückkam. Als ich am Laden vorüber wollte, sah ich durch das Guckfenster, daß dort die Lampe noch nicht brannte; aber, da ich still stand, hörte ich drinnen Jemand weinen. „Mußt einmal revidiren!“ sagte ich zu mir und ging hinein. Da fand ich die Anna in einer Ecke auf dem Ladentritt, mit beiden Händen vor den Augen. „Bist Du es, Anna?“ frug ich. „Wo ist Deine Mutter?“

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/75>, abgerufen am 21.11.2024.