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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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und ihre Mutter ging seufzend aus und ein und mühte sich, das arme Kind ans einer Flasche trinken zu lehren; des Nachts nahm sie die Wiege mit in ihre Schlafkammer, welche, Sie wissen es ja, hinter dem Stübchen lag und durch eine Thür damit verbunden war.

Es mag am siebenten oder achten Tag gewesen sein, daß ich wieder Abends mein Glas in der Gaststube des Kaiserhofes trank. - Sie wissen, die Gelehrten müssen ja allezeit was Neues aushecken, und damals hatten sie es mit der Vererbung vor - es war just ein solcher Artikel, den ich an diesem Abend im Correspondenten las, und ich muß sagen, obschon es mir Phantastereien schienen, ich vertiefte mich immer mehr darin, konnte nicht davon los. "Dummes Zeug!" rief ich endlich laut, als es mir doch gar zu bunt wurde.

"Mein Gott, capitano," hörte ich eine Stimme mir gegenüber, "Sie lesen ja heute über alle Maaßen; was haben Sie denn da?"

Als ich aufblickte, saß der alte Doctor Snittger vor mir und nickte mir lachend zu.

"Ja freilich, Doctor," sagte ich, "verrücktes Zeug was der Correspondent uns heute auftischt!"

und ihre Mutter ging seufzend aus und ein und mühte sich, das arme Kind ans einer Flasche trinken zu lehren; des Nachts nahm sie die Wiege mit in ihre Schlafkammer, welche, Sie wissen es ja, hinter dem Stübchen lag und durch eine Thür damit verbunden war.

Es mag am siebenten oder achten Tag gewesen sein, daß ich wieder Abends mein Glas in der Gaststube des Kaiserhofes trank. – Sie wissen, die Gelehrten müssen ja allezeit was Neues aushecken, und damals hatten sie es mit der Vererbung vor – es war just ein solcher Artikel, den ich an diesem Abend im Correspondenten las, und ich muß sagen, obschon es mir Phantastereien schienen, ich vertiefte mich immer mehr darin, konnte nicht davon los. „Dummes Zeug!“ rief ich endlich laut, als es mir doch gar zu bunt wurde.

„Mein Gott, capitano,“ hörte ich eine Stimme mir gegenüber, „Sie lesen ja heute über alle Maaßen; was haben Sie denn da?“

Als ich aufblickte, saß der alte Doctor Snittger vor mir und nickte mir lachend zu.

„Ja freilich, Doctor,“ sagte ich, „verrücktes Zeug was der Correspondent uns heute auftischt!“

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[80/0084] und ihre Mutter ging seufzend aus und ein und mühte sich, das arme Kind ans einer Flasche trinken zu lehren; des Nachts nahm sie die Wiege mit in ihre Schlafkammer, welche, Sie wissen es ja, hinter dem Stübchen lag und durch eine Thür damit verbunden war. Es mag am siebenten oder achten Tag gewesen sein, daß ich wieder Abends mein Glas in der Gaststube des Kaiserhofes trank. – Sie wissen, die Gelehrten müssen ja allezeit was Neues aushecken, und damals hatten sie es mit der Vererbung vor – es war just ein solcher Artikel, den ich an diesem Abend im Correspondenten las, und ich muß sagen, obschon es mir Phantastereien schienen, ich vertiefte mich immer mehr darin, konnte nicht davon los. „Dummes Zeug!“ rief ich endlich laut, als es mir doch gar zu bunt wurde. „Mein Gott, capitano,“ hörte ich eine Stimme mir gegenüber, „Sie lesen ja heute über alle Maaßen; was haben Sie denn da?“ Als ich aufblickte, saß der alte Doctor Snittger vor mir und nickte mir lachend zu. „Ja freilich, Doctor,“ sagte ich, „verrücktes Zeug was der Correspondent uns heute auftischt!“

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/84>, abgerufen am 21.11.2024.