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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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und stand dann wieder unbeweglich, die schönen
Augen auf seinen Herrn gerichtet. "Hoho, Iven,"
rief dieser, "hat er Dir Leid's gethan?" und suchte
seinem Knecht vom Boden aufzuhelfen.

Der rieb sich eifrig an der Hüfte: "Nein,
Herr, es geht noch; aber den Schimmel reit' der
Teufel!"

"Und ich!" setzte Hauke lachend hinzu. "So
bring ihn am Zügel in die Fenne!"

Und als der Knecht etwas beschämt gehorchte,
ließ sich der Schimmel ruhig von ihm führen.

-- -- Einige Abende später standen Knecht
und Junge mit einander vor der Stallthür;
hinterm Deiche war das Abendroth erloschen, inner-
halb desselben war schon der Koog von tiefer
Dämmerung überwallt; nur selten kam aus der
Ferne das Gebrüll eines aufgestörten Rindes oder
der Schrei einer Lerche, deren Leben unter dem
Ueberfall eines Wiesels oder einer Wasserratte endete.
Der Knecht lehnte gegen den Thürpfosten und
rauchte aus einer kurzen Pfeife, deren Rauch er
schon nicht mehr sehen konnte; gesprochen hatten er
und der Junge noch nicht zusammen. Dem Letzteren
aber drückte etwas auf die Seele, er wußte nur

und ſtand dann wieder unbeweglich, die ſchönen
Augen auf ſeinen Herrn gerichtet. „Hoho, Iven,”
rief dieſer, „hat er Dir Leid's gethan?” und ſuchte
ſeinem Knecht vom Boden aufzuhelfen.

Der rieb ſich eifrig an der Hüfte: „Nein,
Herr, es geht noch; aber den Schimmel reit' der
Teufel!”

„Und ich!” ſetzte Hauke lachend hinzu. „So
bring ihn am Zügel in die Fenne!”

Und als der Knecht etwas beſchämt gehorchte,
ließ ſich der Schimmel ruhig von ihm führen.

— — Einige Abende ſpäter ſtanden Knecht
und Junge mit einander vor der Stallthür;
hinterm Deiche war das Abendroth erloſchen, inner-
halb desſelben war ſchon der Koog von tiefer
Dämmerung überwallt; nur ſelten kam aus der
Ferne das Gebrüll eines aufgeſtörten Rindes oder
der Schrei einer Lerche, deren Leben unter dem
Ueberfall eines Wieſels oder einer Waſſerratte endete.
Der Knecht lehnte gegen den Thürpfoſten und
rauchte aus einer kurzen Pfeife, deren Rauch er
ſchon nicht mehr ſehen konnte; geſprochen hatten er
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[130/0142] und ſtand dann wieder unbeweglich, die ſchönen Augen auf ſeinen Herrn gerichtet. „Hoho, Iven,” rief dieſer, „hat er Dir Leid's gethan?” und ſuchte ſeinem Knecht vom Boden aufzuhelfen. Der rieb ſich eifrig an der Hüfte: „Nein, Herr, es geht noch; aber den Schimmel reit' der Teufel!” „Und ich!” ſetzte Hauke lachend hinzu. „So bring ihn am Zügel in die Fenne!” Und als der Knecht etwas beſchämt gehorchte, ließ ſich der Schimmel ruhig von ihm führen. — — Einige Abende ſpäter ſtanden Knecht und Junge mit einander vor der Stallthür; hinterm Deiche war das Abendroth erloſchen, inner- halb desſelben war ſchon der Koog von tiefer Dämmerung überwallt; nur ſelten kam aus der Ferne das Gebrüll eines aufgeſtörten Rindes oder der Schrei einer Lerche, deren Leben unter dem Ueberfall eines Wieſels oder einer Waſſerratte endete. Der Knecht lehnte gegen den Thürpfoſten und rauchte aus einer kurzen Pfeife, deren Rauch er ſchon nicht mehr ſehen konnte; geſprochen hatten er und der Junge noch nicht zuſammen. Dem Letzteren aber drückte etwas auf die Seele, er wußte nur

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/142>, abgerufen am 24.11.2024.