Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.und suchet den Feind Gottes, den Freund der Sünde -- -- Auch das lief um von Haus zu Haus. Das wäre so weit gut gewesen; aber es war und ſuchet den Feind Gottes, den Freund der Sünde — — Auch das lief um von Haus zu Haus. Das wäre ſo weit gut geweſen; aber es war <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0165" n="153"/> und ſuchet den Feind Gottes, den Freund der Sünde<lb/> zu ſeinem Tröſter; denn nach irgend einem Stabe<lb/> muß die Hand des Menſchen greifen. Ihr aber,<lb/> hütet Euch vor dem, der alſo betet; ſein Gebet<lb/> iſt Fluch!”</p><lb/> <p>— — Auch das lief um von Haus zu Haus.<lb/> Was läuft nicht um in einer kleinen Gemeinde?<lb/> und auch zu Hauke's Ohren kam es. Er ſprach<lb/> kein Wort darüber, nicht einmal zu ſeinem Weibe;<lb/> nur mitunter konnte er ſie heftig umfaſſen und<lb/> an ſich ziehen: „Bleib mir treu, Elke! Bleib mir<lb/> treu!” — Dann ſahen ihre Augen voll Staunen zu<lb/> ihm auf: „Dir treu? Wem ſollte ich denn anders<lb/> treu ſein?” — Nach einer kurzen Weile aber hatte<lb/> ſie ſein Wort verſtanden: „Ja, Hauke, wir ſind<lb/> uns treu; nicht nur, weil wir uns brauchen.”<lb/> Und dann ging Jedes ſeinen Arbeitsweg.</p><lb/> <p>Das wäre ſo weit gut geweſen; aber es war<lb/> doch trotz aller lebendigen Arbeit eine Einſamkeit<lb/> um ihn, und in ſeinem Herzen niſtete ſich ein<lb/> Trotz und abgeſchloſſenes Weſen gegen andere<lb/> Menſchen ein; nur gegen ſein Weib blieb er alle-<lb/> zeit der Gleiche, und an der Wiege ſeines Kindes<lb/> lag er Abends und Morgens auf den Knieen, als<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0165]
und ſuchet den Feind Gottes, den Freund der Sünde
zu ſeinem Tröſter; denn nach irgend einem Stabe
muß die Hand des Menſchen greifen. Ihr aber,
hütet Euch vor dem, der alſo betet; ſein Gebet
iſt Fluch!”
— — Auch das lief um von Haus zu Haus.
Was läuft nicht um in einer kleinen Gemeinde?
und auch zu Hauke's Ohren kam es. Er ſprach
kein Wort darüber, nicht einmal zu ſeinem Weibe;
nur mitunter konnte er ſie heftig umfaſſen und
an ſich ziehen: „Bleib mir treu, Elke! Bleib mir
treu!” — Dann ſahen ihre Augen voll Staunen zu
ihm auf: „Dir treu? Wem ſollte ich denn anders
treu ſein?” — Nach einer kurzen Weile aber hatte
ſie ſein Wort verſtanden: „Ja, Hauke, wir ſind
uns treu; nicht nur, weil wir uns brauchen.”
Und dann ging Jedes ſeinen Arbeitsweg.
Das wäre ſo weit gut geweſen; aber es war
doch trotz aller lebendigen Arbeit eine Einſamkeit
um ihn, und in ſeinem Herzen niſtete ſich ein
Trotz und abgeſchloſſenes Weſen gegen andere
Menſchen ein; nur gegen ſein Weib blieb er alle-
zeit der Gleiche, und an der Wiege ſeines Kindes
lag er Abends und Morgens auf den Knieen, als
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