Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.aber wie mit bunter Seide und Metall gefiederten aber wie mit bunter Seide und Metall gefiederten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="25"/> aber wie mit bunter Seide und Metall gefiederten<lb/> Vogel mit nach Hauſe, und der Kater mauzte wie<lb/> gewöhnlich, als er ihn kommen ſah. Aber Hauke<lb/> wollte ſeine Beute — es mag ein Eisvogel geweſen<lb/> ſein — diesmal nicht hergeben und kehrte ſich nicht<lb/> an die Gier des Thieres. „Umſchicht!” rief er<lb/> ihm zu, „heute mir, morgen Dir; das hier iſt<lb/> kein Katerfreſſen!” Aber der Kater kam vorſichtigen<lb/> Schrittes herangeſchlichen; Hauke ſtand und ſah<lb/> ihn an, der Vogel hing an ſeiner Hand, und der<lb/> Kater blieb mit erhobener Tatze ſtehen. Doch der<lb/> Burſche ſchien ſeinen Katzenfreund noch nicht ſo<lb/> ganz zu kennen; denn während er ihm ſeinen<lb/> Rücken zugewandt hatte und eben fürbaß wollte,<lb/> fühlte er mit einem Ruck die Jagdbeute ſich<lb/> entriſſen, und zugleich ſchlug eine ſcharfe Kralle<lb/> ihm ins Fleiſch. Ein Grimm, wie gleichfalls eines<lb/> Raubthiers, flog dem jungen Menſchen ins Blut;<lb/> er griff wie raſend um ſich und hatte den Räuber<lb/> ſchon am Genicke gepackt. Mit der Fauſt hielt er<lb/> das mächtige Thier empor und würgte es, daß<lb/> die Augen ihm aus den rauhen Haaren vorquollen,<lb/> nicht achtend, daß die ſtarken Hintertatzen ihm<lb/> den Arm zerfleiſchten. „Hoiho!” ſchrie er und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0037]
aber wie mit bunter Seide und Metall gefiederten
Vogel mit nach Hauſe, und der Kater mauzte wie
gewöhnlich, als er ihn kommen ſah. Aber Hauke
wollte ſeine Beute — es mag ein Eisvogel geweſen
ſein — diesmal nicht hergeben und kehrte ſich nicht
an die Gier des Thieres. „Umſchicht!” rief er
ihm zu, „heute mir, morgen Dir; das hier iſt
kein Katerfreſſen!” Aber der Kater kam vorſichtigen
Schrittes herangeſchlichen; Hauke ſtand und ſah
ihn an, der Vogel hing an ſeiner Hand, und der
Kater blieb mit erhobener Tatze ſtehen. Doch der
Burſche ſchien ſeinen Katzenfreund noch nicht ſo
ganz zu kennen; denn während er ihm ſeinen
Rücken zugewandt hatte und eben fürbaß wollte,
fühlte er mit einem Ruck die Jagdbeute ſich
entriſſen, und zugleich ſchlug eine ſcharfe Kralle
ihm ins Fleiſch. Ein Grimm, wie gleichfalls eines
Raubthiers, flog dem jungen Menſchen ins Blut;
er griff wie raſend um ſich und hatte den Räuber
ſchon am Genicke gepackt. Mit der Fauſt hielt er
das mächtige Thier empor und würgte es, daß
die Augen ihm aus den rauhen Haaren vorquollen,
nicht achtend, daß die ſtarken Hintertatzen ihm
den Arm zerfleiſchten. „Hoiho!” ſchrie er und
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