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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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Schatten; aber es braucht drum nicht das erste
Mal gewesen zu sein."

Der Deichgraf war aufgestanden. "Sie wollen
entschuldigen," sagte er, sich zu mir wendend, "wir
müssen draußen nachsehn, wo das Unheil hin
will!" Dann ging er mit dem Boten zur Thür
hinaus; aber auch die übrige Gesellschaft brach auf
und folgte ihm.

Ich blieb mit dem Schullehrer allein in dem
großen öden Zimmer; durch die unverhangenen
Fenster, welche nun nicht mehr durch die Rücken
der davor sitzenden Gäste verdeckt wurden, sah man
frei hinaus, und wie der Sturm die dunklen
Wolken über den Himmel jagte. Der Alte saß
noch auf seinem Platze, ein überlegenes, fast mit-
leidiges Lächeln auf seinen Lippen. "Es ist hier
zu leer geworden," sagte er; "darf ich Sie zu mir
auf mein Zimmer laden? Ich wohne hier im
Hause; und glauben Sie mir, ich kenne die Wetter
hier am Deich; für uns ist nichts zu fürchten."

Ich nahm das dankend an; denn auch mich
wollte hier zu frösteln anfangen, und wir stiegen
unter Mitnahme eines Lichtes die Stiegen zu einer
Giebelstube hinauf, die zwar gleichfalls gegen Westen

Schatten; aber es braucht drum nicht das erſte
Mal geweſen zu ſein.”

Der Deichgraf war aufgeſtanden. „Sie wollen
entſchuldigen,” ſagte er, ſich zu mir wendend, „wir
müſſen draußen nachſehn, wo das Unheil hin
will!” Dann ging er mit dem Boten zur Thür
hinaus; aber auch die übrige Geſellſchaft brach auf
und folgte ihm.

Ich blieb mit dem Schullehrer allein in dem
großen öden Zimmer; durch die unverhangenen
Fenſter, welche nun nicht mehr durch die Rücken
der davor ſitzenden Gäſte verdeckt wurden, ſah man
frei hinaus, und wie der Sturm die dunklen
Wolken über den Himmel jagte. Der Alte ſaß
noch auf ſeinem Platze, ein überlegenes, faſt mit-
leidiges Lächeln auf ſeinen Lippen. „Es iſt hier
zu leer geworden,” ſagte er; „darf ich Sie zu mir
auf mein Zimmer laden? Ich wohne hier im
Hauſe; und glauben Sie mir, ich kenne die Wetter
hier am Deich; für uns iſt nichts zu fürchten.”

Ich nahm das dankend an; denn auch mich
wollte hier zu fröſteln anfangen, und wir ſtiegen
unter Mitnahme eines Lichtes die Stiegen zu einer
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[82/0094] Schatten; aber es braucht drum nicht das erſte Mal geweſen zu ſein.” Der Deichgraf war aufgeſtanden. „Sie wollen entſchuldigen,” ſagte er, ſich zu mir wendend, „wir müſſen draußen nachſehn, wo das Unheil hin will!” Dann ging er mit dem Boten zur Thür hinaus; aber auch die übrige Geſellſchaft brach auf und folgte ihm. Ich blieb mit dem Schullehrer allein in dem großen öden Zimmer; durch die unverhangenen Fenſter, welche nun nicht mehr durch die Rücken der davor ſitzenden Gäſte verdeckt wurden, ſah man frei hinaus, und wie der Sturm die dunklen Wolken über den Himmel jagte. Der Alte ſaß noch auf ſeinem Platze, ein überlegenes, faſt mit- leidiges Lächeln auf ſeinen Lippen. „Es iſt hier zu leer geworden,” ſagte er; „darf ich Sie zu mir auf mein Zimmer laden? Ich wohne hier im Hauſe; und glauben Sie mir, ich kenne die Wetter hier am Deich; für uns iſt nichts zu fürchten.” Ich nahm das dankend an; denn auch mich wollte hier zu fröſteln anfangen, und wir ſtiegen unter Mitnahme eines Lichtes die Stiegen zu einer Giebelſtube hinauf, die zwar gleichfalls gegen Weſten

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/94>, abgerufen am 24.11.2024.