Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875."Casper-Ohm!" sagte der kleine Krämer, "Ihr seid wieder einmal bei Eurem Advocaten in der Stadt gewesen!" "Nun, nun, Pfeffers, glaubt's oder glaubt's nicht! Der Vormund ist selbst bei mir eingekehrt gewesen; da, wo Ihr jetzt sitzt, hat er gesessen und seinen Schnaps getrunken; sie haben's drüben im Narrenkasten eben mitsammen fertig gehabt, daß das arme Kind einen reichen Bäckermeister freien sollte, so einen alten wurmstichigen Mehlkneter; denn sie ist was wild gewesen, und die alte Waisen-Wieb hat nicht recht mehr mit ihr hausen können. - Nun, Pfeffers, was soll man dazu sagen, daß sie lieber mit dem schwarzen Krauskopf" - - Er nickte dem Krämer zu und blies bedeutsam durch seine ausgespreizten Finger. "Das ist eine gewaltige Geschichte, die Ihr da erzählt, Casper-Ohm," meinte der Andere, "und stimmt nicht ganz mit dem Kalender; denn der Doctor ist bei der Geburt des Mädels ja schon drei Jahr' außer Landes gewesen! Aber laßt uns einmal anstoßen, und freut Euch, daß der Krauskopf Eure Ann'-Margareth' nicht auch noch mitgenommen hat; denn er sah „Casper-Ohm!“ sagte der kleine Krämer, „Ihr seid wieder einmal bei Eurem Advocaten in der Stadt gewesen!“ „Nun, nun, Pfeffers, glaubt’s oder glaubt’s nicht! Der Vormund ist selbst bei mir eingekehrt gewesen; da, wo Ihr jetzt sitzt, hat er gesessen und seinen Schnaps getrunken; sie haben’s drüben im Narrenkasten eben mitsammen fertig gehabt, daß das arme Kind einen reichen Bäckermeister freien sollte, so einen alten wurmstichigen Mehlkneter; denn sie ist was wild gewesen, und die alte Waisen-Wieb hat nicht recht mehr mit ihr hausen können. – Nun, Pfeffers, was soll man dazu sagen, daß sie lieber mit dem schwarzen Krauskopf“ – – Er nickte dem Krämer zu und blies bedeutsam durch seine ausgespreizten Finger. „Das ist eine gewaltige Geschichte, die Ihr da erzählt, Casper-Ohm,“ meinte der Andere, „und stimmt nicht ganz mit dem Kalender; denn der Doctor ist bei der Geburt des Mädels ja schon drei Jahr’ außer Landes gewesen! Aber laßt uns einmal anstoßen, und freut Euch, daß der Krauskopf Eure Ann’-Margareth’ nicht auch noch mitgenommen hat; denn er sah <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0113" n="109"/> <p>„Casper-Ohm!“ sagte der kleine Krämer, „Ihr seid wieder einmal bei Eurem Advocaten in der Stadt gewesen!“</p> <p>„Nun, nun, Pfeffers, glaubt’s oder glaubt’s nicht! Der Vormund ist selbst bei mir eingekehrt gewesen; da, wo Ihr jetzt sitzt, hat er gesessen und seinen Schnaps getrunken; sie haben’s drüben im Narrenkasten eben mitsammen fertig gehabt, daß das arme Kind einen reichen Bäckermeister freien sollte, so einen alten wurmstichigen Mehlkneter; denn sie ist was wild gewesen, und die alte Waisen-Wieb hat nicht recht mehr mit ihr hausen können. – Nun, Pfeffers, was soll man dazu sagen, daß sie lieber mit dem schwarzen Krauskopf“ – – Er nickte dem Krämer zu und blies bedeutsam durch seine ausgespreizten Finger.</p> <p>„Das ist eine gewaltige Geschichte, die Ihr da erzählt, Casper-Ohm,“ meinte der Andere, „und stimmt nicht ganz mit dem Kalender; denn der Doctor ist bei der Geburt des Mädels ja schon drei Jahr’ außer Landes gewesen! Aber laßt uns einmal anstoßen, und freut Euch, daß der Krauskopf Eure Ann’-Margareth’ nicht auch noch mitgenommen hat; denn er sah </p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0113]
„Casper-Ohm!“ sagte der kleine Krämer, „Ihr seid wieder einmal bei Eurem Advocaten in der Stadt gewesen!“
„Nun, nun, Pfeffers, glaubt’s oder glaubt’s nicht! Der Vormund ist selbst bei mir eingekehrt gewesen; da, wo Ihr jetzt sitzt, hat er gesessen und seinen Schnaps getrunken; sie haben’s drüben im Narrenkasten eben mitsammen fertig gehabt, daß das arme Kind einen reichen Bäckermeister freien sollte, so einen alten wurmstichigen Mehlkneter; denn sie ist was wild gewesen, und die alte Waisen-Wieb hat nicht recht mehr mit ihr hausen können. – Nun, Pfeffers, was soll man dazu sagen, daß sie lieber mit dem schwarzen Krauskopf“ – – Er nickte dem Krämer zu und blies bedeutsam durch seine ausgespreizten Finger.
„Das ist eine gewaltige Geschichte, die Ihr da erzählt, Casper-Ohm,“ meinte der Andere, „und stimmt nicht ganz mit dem Kalender; denn der Doctor ist bei der Geburt des Mädels ja schon drei Jahr’ außer Landes gewesen! Aber laßt uns einmal anstoßen, und freut Euch, daß der Krauskopf Eure Ann’-Margareth’ nicht auch noch mitgenommen hat; denn er sah
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/113>, abgerufen am 16.02.2025. |