Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.sie lang in ihren Schooß hinabfiel, und streckte sich dann mit geschlossenen Augen in die weichen Polster. Im Zimmer dunkelte es allgemach; draußen in der Wiesenmulde stiegen weiße Dünste ans, und drüben im Tannenwalde war schon die Schwärze der Nacht. - Da schlug draußen im Hofe der Hund an und Franzi fuhr empor und riß ihre großen, grauen Augen auf. Nein, es war wieder still; aber von jenseit des Waldes kam jetzt mit dem Abendwind Musik herübergeweht. "Laß doch," sagte Richard, "das kommt nicht zu uns." Aber sie hatte sich vollends ausgerichtet und sah neugierig in die Abenddämmerung hinaus. "Es ist nur eine Hochzeit, Franzi; sie werden mit der Aussteuer drüben am Waldesrand herumfahren." "Eine Hochzeit! Wer heirathet denn?" "Wer? Ich glaube: des Bauervogts Tochter; ich weiß es nicht. Was kümmert es uns; wir kennen ja die Leute nicht." "Freilich." sie lang in ihren Schooß hinabfiel, und streckte sich dann mit geschlossenen Augen in die weichen Polster. Im Zimmer dunkelte es allgemach; draußen in der Wiesenmulde stiegen weiße Dünste ans, und drüben im Tannenwalde war schon die Schwärze der Nacht. – Da schlug draußen im Hofe der Hund an und Franzi fuhr empor und riß ihre großen, grauen Augen auf. Nein, es war wieder still; aber von jenseit des Waldes kam jetzt mit dem Abendwind Musik herübergeweht. „Laß doch,“ sagte Richard, „das kommt nicht zu uns.“ Aber sie hatte sich vollends ausgerichtet und sah neugierig in die Abenddämmerung hinaus. „Es ist nur eine Hochzeit, Franzi; sie werden mit der Aussteuer drüben am Waldesrand herumfahren.“ „Eine Hochzeit! Wer heirathet denn?“ „Wer? Ich glaube: des Bauervogts Tochter; ich weiß es nicht. Was kümmert es uns; wir kennen ja die Leute nicht.“ „Freilich.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0072" n="68"/> sie lang in ihren Schooß hinabfiel, und streckte sich dann mit geschlossenen Augen in die weichen Polster.</p> <p>Im Zimmer dunkelte es allgemach; draußen in der Wiesenmulde stiegen weiße Dünste ans, und drüben im Tannenwalde war schon die Schwärze der Nacht. – Da schlug draußen im Hofe der Hund an und Franzi fuhr empor und riß ihre großen, grauen Augen auf.</p> <p>Nein, es war wieder still; aber von jenseit des Waldes kam jetzt mit dem Abendwind Musik herübergeweht.</p> <p>„Laß doch,“ sagte Richard, „das kommt nicht zu uns.“</p> <p>Aber sie hatte sich vollends ausgerichtet und sah neugierig in die Abenddämmerung hinaus.</p> <p>„Es ist nur eine Hochzeit, Franzi; sie werden mit der Aussteuer drüben am Waldesrand herumfahren.“</p> <p>„Eine Hochzeit! Wer heirathet denn?“</p> <p>„Wer? Ich glaube: des Bauervogts Tochter; ich weiß es nicht. Was kümmert es uns; wir kennen ja die Leute nicht.“</p> <p>„Freilich.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0072]
sie lang in ihren Schooß hinabfiel, und streckte sich dann mit geschlossenen Augen in die weichen Polster.
Im Zimmer dunkelte es allgemach; draußen in der Wiesenmulde stiegen weiße Dünste ans, und drüben im Tannenwalde war schon die Schwärze der Nacht. – Da schlug draußen im Hofe der Hund an und Franzi fuhr empor und riß ihre großen, grauen Augen auf.
Nein, es war wieder still; aber von jenseit des Waldes kam jetzt mit dem Abendwind Musik herübergeweht.
„Laß doch,“ sagte Richard, „das kommt nicht zu uns.“
Aber sie hatte sich vollends ausgerichtet und sah neugierig in die Abenddämmerung hinaus.
„Es ist nur eine Hochzeit, Franzi; sie werden mit der Aussteuer drüben am Waldesrand herumfahren.“
„Eine Hochzeit! Wer heirathet denn?“
„Wer? Ich glaube: des Bauervogts Tochter; ich weiß es nicht. Was kümmert es uns; wir kennen ja die Leute nicht.“
„Freilich.“
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