Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Drittes Kapitel. §. 19. tern in den Tempel gebracht, wo sie von Engeln besuchtund gespeist, auch göttlicher Anschauungen gewürdigt, bis zum zwölften Jahre verweilt. Mit den Jahren der Mann- barkeit soll sie aus dem Tempel entfernt werden, und über ihre weitere Versorgung und Bestimmung wird dem Ho- henpriester das Orakel zu Theil, dass, zufolge der Weis- sagung Jes. 11, 1 f.: egredietur virga de radice Jesse, et flos de radice ejus ascendet, et requiescet super eum spiritus Domini, -- alle der Familie Davids angehörige, heurathfähige, unverehelichte Männer nach der einen 3), oder alle Wittwer im Volke nach der andern Erzählung 4) ihre Stäbe herbeibringen sollten, und an wessen Stabe sich (wie am Stabe Aarons) ein Zeichen ereigne, nämlich das in der angeführten Prophetenstelle verheissene, der solle die Maria zu sich nehmen. Diess Zeichen ereignete sich an dem Stabe Josephs, indem aus demselben, ganz nach dem Orakel, eine Blume hervorsprosste und eine Taube sich auf die Spitze desselben setzte 5). Joseph war nach den Apokryphen und Kirchenvätern schon alt 6); doch fin- det der Unterschied statt, dass nach dem Evang. de nativ. Mariae unerachtet des von Maria vorgewendeten Keusch- heitsgelübdes und der Weigerung des Joseph wegen seines Alters, dennoch auf priesterliches Geheiss eine wirkliche Verlobung und später eine Heurath eintritt (c. 8 u. 10.), (welche freilich im Sinne des Verfassers ohne Zweifel eine 3) Evang. de nativ. Mar. c. 7: cunctos de domo et familia Da-. 4) Protev. Jac. c. 8: tous khereuontas tou laou. 5) So im evang. de nativ. Mariae c. 7 u. 8; etwas anders im Pro- tev. Jac. c. 9. 6) Protev. c. 9: presbutes. Evang. de nativ. Mar. 8.: gran- daevus. Epiphan. adv. haeres. 78, 8: lambanei ten Marian 9*
Drittes Kapitel. §. 19. tern in den Tempel gebracht, wo sie von Engeln besuchtund gespeist, auch göttlicher Anschauungen gewürdigt, bis zum zwölften Jahre verweilt. Mit den Jahren der Mann- barkeit soll sie aus dem Tempel entfernt werden, und über ihre weitere Versorgung und Bestimmung wird dem Ho- henpriester das Orakel zu Theil, daſs, zufolge der Weis- sagung Jes. 11, 1 f.: egredietur virga de radice Jesse, et flos de radice ejus ascendet, et requiescet super eum spiritus Domini, — alle der Familie Davids angehörige, heurathfähige, unverehelichte Männer nach der einen 3), oder alle Wittwer im Volke nach der andern Erzählung 4) ihre Stäbe herbeibringen sollten, und an wessen Stabe sich (wie am Stabe Aarons) ein Zeichen ereigne, nämlich das in der angeführten Prophetenstelle verheiſsene, der solle die Maria zu sich nehmen. Dieſs Zeichen ereignete sich an dem Stabe Josephs, indem aus demselben, ganz nach dem Orakel, eine Blume hervorsproſste und eine Taube sich auf die Spitze desselben setzte 5). Joseph war nach den Apokryphen und Kirchenvätern schon alt 6); doch fin- det der Unterschied statt, daſs nach dem Evang. de nativ. Mariae unerachtet des von Maria vorgewendeten Keusch- heitsgelübdes und der Weigerung des Joseph wegen seines Alters, dennoch auf priesterliches Geheiſs eine wirkliche Verlobung und später eine Heurath eintritt (c. 8 u. 10.), (welche freilich im Sinne des Verfassers ohne Zweifel eine 3) Evang. de nativ. Mar. c. 7: cunctos de domo et familia Da-. 4) Protev. Jac. c. 8: τοὺς χηρεύοντας τοῦ λαοῦ. 5) So im evang. de nativ. Mariae c. 7 u. 8; etwas anders im Pro- tev. Jac. c. 9. 6) Protev. c. 9: πρεσβύτης. Evang. de nativ. Mar. 8.: gran- daevus. Epiphan. adv. haeres. 78, 8: λαμβάνει τὴν Μαρίαν 9*
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Drittes Kapitel. §. 19.
tern in den Tempel gebracht, wo sie von Engeln besucht
und gespeist, auch göttlicher Anschauungen gewürdigt, bis
zum zwölften Jahre verweilt. Mit den Jahren der Mann-
barkeit soll sie aus dem Tempel entfernt werden, und über
ihre weitere Versorgung und Bestimmung wird dem Ho-
henpriester das Orakel zu Theil, daſs, zufolge der Weis-
sagung Jes. 11, 1 f.: egredietur virga de radice Jesse, et
flos de radice ejus ascendet, et requiescet super eum
spiritus Domini, — alle der Familie Davids angehörige,
heurathfähige, unverehelichte Männer nach der einen 3),
oder alle Wittwer im Volke nach der andern Erzählung 4)
ihre Stäbe herbeibringen sollten, und an wessen Stabe sich
(wie am Stabe Aarons) ein Zeichen ereigne, nämlich das
in der angeführten Prophetenstelle verheiſsene, der solle
die Maria zu sich nehmen. Dieſs Zeichen ereignete sich
an dem Stabe Josephs, indem aus demselben, ganz nach
dem Orakel, eine Blume hervorsproſste und eine Taube
sich auf die Spitze desselben setzte 5). Joseph war nach
den Apokryphen und Kirchenvätern schon alt 6); doch fin-
det der Unterschied statt, daſs nach dem Evang. de nativ.
Mariae unerachtet des von Maria vorgewendeten Keusch-
heitsgelübdes und der Weigerung des Joseph wegen seines
Alters, dennoch auf priesterliches Geheiſs eine wirkliche
Verlobung und später eine Heurath eintritt (c. 8 u. 10.),
(welche freilich im Sinne des Verfassers ohne Zweifel eine
3) Evang. de nativ. Mar. c. 7: cunctos de domo et familia Da-
vid nuptui habiles non conjugatos.
4) Protev. Jac. c. 8: τοὺς χηρεύοντας τοῦ λαοῦ.
5) So im evang. de nativ. Mariae c. 7 u. 8; etwas anders im Pro-
tev. Jac. c. 9.
6) Protev. c. 9: πρεσβύτης. Evang. de nativ. Mar. 8.: gran-
daevus. Epiphan. adv. haeres. 78, 8: λαμβάνει τὴν Μαρίαν
χῆρος, κατάγων ἡλικίαν περί που ὀγδοήκοντα ἐτῶν καὶ
πρόσω ὁ ἀνήρ.
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