Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Zweiter Abschnitt. erscheinen werde, als wenn die Israeliten Busse thun 10),so sieht man, wie leicht die Combination gemacht werden konnte, dass also eine, die Besserung und Sündenverge- bung symbolisch darstellende Abwaschung der Ankunft des Messias vorangehen müsse. -- Ueber die Bedeutung der Taufe des Johannes stimmen die Berichte nicht ganz zu- sammen. Alle zwar kommen darin überein, dass die me- tanoia ein wesentliches Erforderniss bei derselben gewesen sei, denn auch was Josephus vom Täufer sagt, er habe die Juden ermahnt, areten epaskountas, kai te pros allelous dikaiosune kai pros ton theon eusebeia khromenous baptismo sunienai 11) ist doch, nur gräcisirt, das Nämliche. Nun aber verbinden Markus und Lukas mit der Bezeichnung der Johannistaufe als baptisma metanoias den Zusaz: eis aphesin amartion (1, 4. 3, 3.); diesen hat Matthäus hier nicht, doch bezeichnet auch er, wie Markus, diejenigen, wel- che sich taufen liessen, zugleich als exomologoumenoi tas amartias auton (3, 6.); Josephus dagegen scheint gera- dezu zu widersprechen, wenn er als die Meinung des Täu- fers die angiebt: o[u]to gar kai ten baptisin apodekten auta (to theo) phaneisthai, me epi tinon amartadon paraitesei khromenon, all' eph agneia tou somatos, ate de kai tes psukhes dikaiosune proekkekatharmenes 12). Und hier könnte man nun das auffassen, dass das eis aphesin amartion nach A. G. 2, 38. u. a. St. eine gewöhnliche Bezeichnung der christlichen Taufe war, und daher vielleicht auch auf die johanneische unhistorisch übertragen sein könnte; indessen, da doch schon in der angeführten Stelle aus Ezechiel die Abwaschung nicht blos Besserung, sondern auch Sünden- vergebung versinnlichte, so wird doch die Angabe der Evan- 10) Sanhedr. f. 97, 2: R. Elieser dixit: si Israelitae poeniten- tiam agunt, tunc per Goelem liberantur; sin vero, non li- berantur. Bei Schöttgen, horae, 2, S. 680 ff. 11) Antiq. 18, 5, 2. 12) Ebendas.
Zweiter Abschnitt. erscheinen werde, als wenn die Israëliten Buſse thun 10),so sieht man, wie leicht die Combination gemacht werden konnte, daſs also eine, die Besserung und Sündenverge- bung symbolisch darstellende Abwaschung der Ankunft des Messias vorangehen müsse. — Ueber die Bedeutung der Taufe des Johannes stimmen die Berichte nicht ganz zu- sammen. Alle zwar kommen darin überein, daſs die με- τάνοια ein wesentliches Erforderniſs bei derselben gewesen sei, denn auch was Josephus vom Täufer sagt, er habe die Juden ermahnt, ἀρετὴν ἐπασκοῦντας, καὶ τῇ πρὸς ἀλλήλους δικαιοσύνῃ καὶ πρὸς τὸν ϑεὸν εὐσεβείᾳ χρωμένους βαπτισμῷ συνιέναι 11) ist doch, nur gräcisirt, das Nämliche. Nun aber verbinden Markus und Lukas mit der Bezeichnung der Johannistaufe als βάπτισμα μετανοίας den Zusaz: εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν (1, 4. 3, 3.); diesen hat Matthäus hier nicht, doch bezeichnet auch er, wie Markus, diejenigen, wel- che sich taufen lieſsen, zugleich als ἐξομολογούμενοι τὰς ἁμαρτίας αὑτῶν (3, 6.); Josephus dagegen scheint gera- dezu zu widersprechen, wenn er als die Meinung des Täu- fers die angiebt: ο[ὕ]τω γὰρ καὶ τὴν βάπτισιν ἀποδεκτὴν αὐτᾳ (τῷ ϑεῷ) φανεῖσϑαι, μὴ ἐπί τινων ἁμαρτάδων παραιτήσει χρωμένων, ἀλλ' ἐφ̔ ἁγνείᾳ τοῦ σώματος, ἄτε δὴ καὶ τῆς ψυχῆς δικαιοσύνῃ προεκκεκαϑαρμένης 12). Und hier könnte man nun das auffassen, daſs das εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν nach A. G. 2, 38. u. a. St. eine gewöhnliche Bezeichnung der christlichen Taufe war, und daher vielleicht auch auf die johanneische unhistorisch übertragen sein könnte; indessen, da doch schon in der angeführten Stelle aus Ezechiel die Abwaschung nicht blos Besserung, sondern auch Sünden- vergebung versinnlichte, so wird doch die Angabe der Evan- 10) Sanhedr. f. 97, 2: R. Elieser dixit: si Israëlitae poeniten- tiam agunt, tunc per Goëlem liberantur; sin vero, non li- berantur. Bei Schöttgen, horae, 2, S. 680 ff. 11) Antiq. 18, 5, 2. 12) Ebendas.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0346" n="322"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweiter Abschnitt</hi>.</fw><lb/> erscheinen werde, als wenn die Israëliten Buſse thun <note place="foot" n="10)">Sanhedr. f. 97, 2: R. Elieser dixit: si Israëlitae poeniten-<lb/> tiam agunt, tunc per Goëlem liberantur; sin vero, non li-<lb/> berantur. Bei <hi rendition="#k">Schöttgen</hi>, horae, 2, S. 680 ff.</note>,<lb/> so sieht man, wie leicht die Combination gemacht werden<lb/> konnte, daſs also eine, die Besserung und Sündenverge-<lb/> bung symbolisch darstellende Abwaschung der Ankunft des<lb/> Messias vorangehen müsse. — Ueber die Bedeutung der<lb/> Taufe des Johannes stimmen die Berichte nicht ganz zu-<lb/> sammen. Alle zwar kommen darin überein, daſs die με-<lb/> τάνοια ein wesentliches Erforderniſs bei derselben gewesen<lb/> sei, denn auch was Josephus vom Täufer sagt, er habe die<lb/> Juden ermahnt, <foreign xml:lang="ell">ἀρετὴν ἐπασκοῦντας, καὶ τῇ πρὸς ἀλλήλους<lb/> δικαιοσύνῃ καὶ πρὸς τὸν ϑεὸν εὐσεβείᾳ χρωμένους βαπτισμῷ<lb/> συνιέναι</foreign> <note place="foot" n="11)">Antiq. 18, 5, 2.</note> ist doch, nur gräcisirt, das Nämliche. Nun<lb/> aber verbinden Markus und Lukas mit der Bezeichnung<lb/> der Johannistaufe als βάπτισμα μετανοίας den Zusaz: <foreign xml:lang="ell">εἰς<lb/> ἄφεσιν ἁμαρτιῶν</foreign> (1, 4. 3, 3.); diesen hat Matthäus hier<lb/> nicht, doch bezeichnet auch er, wie Markus, diejenigen, wel-<lb/> che sich taufen lieſsen, zugleich als <foreign xml:lang="ell">ἐξομολογούμενοι τὰς<lb/> ἁμαρτίας αὑτῶν</foreign> (3, 6.); Josephus dagegen scheint gera-<lb/> dezu zu widersprechen, wenn er als die Meinung des Täu-<lb/> fers die angiebt: <foreign xml:lang="ell">ο<supplied>ὕ</supplied>τω γὰρ καὶ τὴν βάπτισιν ἀποδεκτὴν αὐτᾳ<lb/> (τῷ ϑεῷ) φανεῖσϑαι, μὴ ἐπί τινων ἁμαρτάδων παραιτήσει<lb/> χρωμένων, ἀλλ' ἐφ̔ ἁγνείᾳ τοῦ σώματος, ἄτε δὴ καὶ τῆς<lb/> ψυχῆς δικαιοσύνῃ προεκκεκαϑαρμένης</foreign> <note place="foot" n="12)">Ebendas.</note>. Und hier könnte<lb/> man nun das auffassen, daſs das <foreign xml:lang="ell">εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν</foreign> nach<lb/> A. G. 2, 38. u. a. St. eine gewöhnliche Bezeichnung der<lb/> christlichen Taufe war, und daher vielleicht auch auf die<lb/> johanneische unhistorisch übertragen sein könnte; indessen,<lb/> da doch schon in der angeführten Stelle aus Ezechiel die<lb/> Abwaschung nicht blos Besserung, sondern auch Sünden-<lb/> vergebung versinnlichte, so wird doch die Angabe der Evan-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [322/0346]
Zweiter Abschnitt.
erscheinen werde, als wenn die Israëliten Buſse thun 10),
so sieht man, wie leicht die Combination gemacht werden
konnte, daſs also eine, die Besserung und Sündenverge-
bung symbolisch darstellende Abwaschung der Ankunft des
Messias vorangehen müsse. — Ueber die Bedeutung der
Taufe des Johannes stimmen die Berichte nicht ganz zu-
sammen. Alle zwar kommen darin überein, daſs die με-
τάνοια ein wesentliches Erforderniſs bei derselben gewesen
sei, denn auch was Josephus vom Täufer sagt, er habe die
Juden ermahnt, ἀρετὴν ἐπασκοῦντας, καὶ τῇ πρὸς ἀλλήλους
δικαιοσύνῃ καὶ πρὸς τὸν ϑεὸν εὐσεβείᾳ χρωμένους βαπτισμῷ
συνιέναι 11) ist doch, nur gräcisirt, das Nämliche. Nun
aber verbinden Markus und Lukas mit der Bezeichnung
der Johannistaufe als βάπτισμα μετανοίας den Zusaz: εἰς
ἄφεσιν ἁμαρτιῶν (1, 4. 3, 3.); diesen hat Matthäus hier
nicht, doch bezeichnet auch er, wie Markus, diejenigen, wel-
che sich taufen lieſsen, zugleich als ἐξομολογούμενοι τὰς
ἁμαρτίας αὑτῶν (3, 6.); Josephus dagegen scheint gera-
dezu zu widersprechen, wenn er als die Meinung des Täu-
fers die angiebt: οὕτω γὰρ καὶ τὴν βάπτισιν ἀποδεκτὴν αὐτᾳ
(τῷ ϑεῷ) φανεῖσϑαι, μὴ ἐπί τινων ἁμαρτάδων παραιτήσει
χρωμένων, ἀλλ' ἐφ̔ ἁγνείᾳ τοῦ σώματος, ἄτε δὴ καὶ τῆς
ψυχῆς δικαιοσύνῃ προεκκεκαϑαρμένης 12). Und hier könnte
man nun das auffassen, daſs das εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν nach
A. G. 2, 38. u. a. St. eine gewöhnliche Bezeichnung der
christlichen Taufe war, und daher vielleicht auch auf die
johanneische unhistorisch übertragen sein könnte; indessen,
da doch schon in der angeführten Stelle aus Ezechiel die
Abwaschung nicht blos Besserung, sondern auch Sünden-
vergebung versinnlichte, so wird doch die Angabe der Evan-
10) Sanhedr. f. 97, 2: R. Elieser dixit: si Israëlitae poeniten-
tiam agunt, tunc per Goëlem liberantur; sin vero, non li-
berantur. Bei Schöttgen, horae, 2, S. 680 ff.
11) Antiq. 18, 5, 2.
12) Ebendas.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |