Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Zweiter Abschnitt. wohl das durch die 40 Tage hindurchgehende peirazesthaiim Allgemeinen erwähnt, als auch die nachher erfolgten drei einzelnen peirasmoi herausgehoben sind 5). Diess hat man durch die Annahme ausgleichen zu können geglaubt, dass der Teufel Jesum sowohl während der 40 Tage, wie Markus sagt, als auch insbesondre noch nach Abfluss der- selben, so wie Matthäus berichtet, versucht habe, was beides von Lukas zusammengefasst sei 6), und diese bei- derlei Versuchungen hat man wohl auch so unterschieden, dass die nicht näher bezeichneten, während der 40 Tage vorgefallenen, unsichtbare und solche gewesen seien, wie sie der Teufel auch sonst gegen die Menschen unternehme, wogegen er, als ihm diese fehlgeschlagen, am Ende der 40 Tage persönlich und sichtbar hervorgetreten sei 7). Al- lein, wenn die leztere Unterscheidung offenbar aus der Luft gegriffen ist, so begreift man nicht, warum Lukas von den vielen Versuchungen der 40 Tage keine einzige, sondern nur die drei nach denselben vorgefallenen, über- einstimmend mit Matthäus namhaft macht. Man könnte daher auf die Vermuthung gerathen, die drei von Lukas erzählten Versuchungen seien nicht erst nach den 6 Wo- chen eingetreten, sondern von den vielen in diesen Zeit- raum selbst gehörigen führe er nur beispielsweise drei an, was dann Matthäus dahin missverstanden habe, als wären sie nach jenen 6 Wochen erst eingetreten 8). Allein die Aufforderung, Steine in Brot zu verwandeln, muss doch jedenfalls an das Ende dieses Zeitraums gestellt werden, da sie ja durch den aus dem 40tägigen Fasten entstandenen Hunger Jesu, (ein Moment, welches nur bei Markus fehlt,) motivirt ist. Nun aber ist diess auch bei Lukas die erste 5) Fritzsche, Comm. in Marc. S. 23. 6) Kuinöl, Comm. in Luc. S. 379. 7) Lightfoot, horae, p. 243. 8) Schneckenburger, über den Ursprung des ersten kan. Evang.
S. 46. Zweiter Abschnitt. wohl das durch die 40 Tage hindurchgehende πειράζεσϑαιim Allgemeinen erwähnt, als auch die nachher erfolgten drei einzelnen πειρασμοὶ herausgehoben sind 5). Dieſs hat man durch die Annahme ausgleichen zu können geglaubt, daſs der Teufel Jesum sowohl während der 40 Tage, wie Markus sagt, als auch insbesondre noch nach Abfluſs der- selben, so wie Matthäus berichtet, versucht habe, was beides von Lukas zusammengefaſst sei 6), und diese bei- derlei Versuchungen hat man wohl auch so unterschieden, daſs die nicht näher bezeichneten, während der 40 Tage vorgefallenen, unsichtbare und solche gewesen seien, wie sie der Teufel auch sonst gegen die Menschen unternehme, wogegen er, als ihm diese fehlgeschlagen, am Ende der 40 Tage persönlich und sichtbar hervorgetreten sei 7). Al- lein, wenn die leztere Unterscheidung offenbar aus der Luft gegriffen ist, so begreift man nicht, warum Lukas von den vielen Versuchungen der 40 Tage keine einzige, sondern nur die drei nach denselben vorgefallenen, über- einstimmend mit Matthäus namhaft macht. Man könnte daher auf die Vermuthung gerathen, die drei von Lukas erzählten Versuchungen seien nicht erst nach den 6 Wo- chen eingetreten, sondern von den vielen in diesen Zeit- raum selbst gehörigen führe er nur beispielsweise drei an, was dann Matthäus dahin miſsverstanden habe, als wären sie nach jenen 6 Wochen erst eingetreten 8). Allein die Aufforderung, Steine in Brot zu verwandeln, muſs doch jedenfalls an das Ende dieses Zeitraums gestellt werden, da sie ja durch den aus dem 40tägigen Fasten entstandenen Hunger Jesu, (ein Moment, welches nur bei Markus fehlt,) motivirt ist. Nun aber ist dieſs auch bei Lukas die erste 5) Fritzsche, Comm. in Marc. S. 23. 6) Kuinöl, Comm. in Luc. S. 379. 7) Lightfoot, horae, p. 243. 8) Schneckenburger, über den Ursprung des ersten kan. Evang.
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Zweiter Abschnitt.
wohl das durch die 40 Tage hindurchgehende πειράζεσϑαι
im Allgemeinen erwähnt, als auch die nachher erfolgten
drei einzelnen πειρασμοὶ herausgehoben sind 5). Dieſs hat
man durch die Annahme ausgleichen zu können geglaubt,
daſs der Teufel Jesum sowohl während der 40 Tage, wie
Markus sagt, als auch insbesondre noch nach Abfluſs der-
selben, so wie Matthäus berichtet, versucht habe, was
beides von Lukas zusammengefaſst sei 6), und diese bei-
derlei Versuchungen hat man wohl auch so unterschieden,
daſs die nicht näher bezeichneten, während der 40 Tage
vorgefallenen, unsichtbare und solche gewesen seien, wie
sie der Teufel auch sonst gegen die Menschen unternehme,
wogegen er, als ihm diese fehlgeschlagen, am Ende der
40 Tage persönlich und sichtbar hervorgetreten sei 7). Al-
lein, wenn die leztere Unterscheidung offenbar aus der
Luft gegriffen ist, so begreift man nicht, warum Lukas
von den vielen Versuchungen der 40 Tage keine einzige,
sondern nur die drei nach denselben vorgefallenen, über-
einstimmend mit Matthäus namhaft macht. Man könnte
daher auf die Vermuthung gerathen, die drei von Lukas
erzählten Versuchungen seien nicht erst nach den 6 Wo-
chen eingetreten, sondern von den vielen in diesen Zeit-
raum selbst gehörigen führe er nur beispielsweise drei an,
was dann Matthäus dahin miſsverstanden habe, als wären
sie nach jenen 6 Wochen erst eingetreten 8). Allein die
Aufforderung, Steine in Brot zu verwandeln, muſs doch
jedenfalls an das Ende dieses Zeitraums gestellt werden,
da sie ja durch den aus dem 40tägigen Fasten entstandenen
Hunger Jesu, (ein Moment, welches nur bei Markus fehlt,)
motivirt ist. Nun aber ist dieſs auch bei Lukas die erste
5) Fritzsche, Comm. in Marc. S. 23.
6) Kuinöl, Comm. in Luc. S. 379.
7) Lightfoot, horae, p. 243.
8) Schneckenburger, über den Ursprung des ersten kan. Evang.
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