Zusammenhang zu fallen, weiss sie geschickt ein zweites Wunder daraus zu machen, dass tosouton onton, ouk eskh[i]s- the to diktuon. Ein weiteres Wunder bietet Jamblich dar, welches übrigens bei ihm neben dem Wissen des Pytha- goras um die Zahl der Fische das einzige ist, dass näm- lich während des Abzählens der Fische, wozu es doch bei ihrer grossen Menge geraume Zeit brauchte, keiner derselben gestorben sei. -- Wem in diesen Vergleichungen nicht das Schalten und Walten der Sage, und damit auch der sagenhafte Charakter der evangelischen Erzählungen zur Anschauung kommt, sondern die Anhänglichkeit an die geschichtliche, sei es natürliche oder übernatürliche Fassung derselben bleibt: nun der muss doch ebensowenig einen Begriff von Sage wie von Geschichte, von Natürli- chem wie von Übernatürlichem haben.
§. 68. Berufung des Matthäus. Gemeinschaft Jesu mit den Zöllnern.
Das erste Evangelium erzählt (9, 9 ff.) von einem anthropos Matthaios legomenos, statt dessen das zweite und dritte (2, 14 ff. 5, 27 ff.) einen Leuin (ton tou Alphaiou bei Markus) haben, welchem, wie er an seiner Zollstätte sass, Jesus das akolouthei moi zurief, worauf er (nach Lu- kas Alles verliess) ihm nachfolgte und ein Mahl veranstal- tete, an welchem viele Zöllner und Sünder zum Anstoss der Pharisäer Theil nahmen.
Wegen des verschiedenen Namens hat man schon ge- meint, es müssen hier zwei verschiedene Begebenheiten zum Grunde liegen 1); doch jene Namensverschiedenheit wird weit überwogen von der Ähnlichkeit, welche darin liegt, dass Matthäus wie die beiden andern diese Berufungs- geschichte zwischen die gleichen Begebenheiten hineinstellt, dass beiderseits das Subjekt der Erzählung in die gleiche
1) s. bei Kuinöl, in Matth. p. 255.
Fünftes Kapitel. §. 68.
Zusammenhang zu fallen, weiſs sie geschickt ein zweites Wunder daraus zu machen, daſs τοσούτων ὄντων, ούκ ἐσχ[ί]σ- ϑη τὸ δίκτυον. Ein weiteres Wunder bietet Jamblich dar, welches übrigens bei ihm neben dem Wissen des Pytha- goras um die Zahl der Fische das einzige ist, daſs näm- lich während des Abzählens der Fische, wozu es doch bei ihrer groſsen Menge geraume Zeit brauchte, keiner derselben gestorben sei. — Wem in diesen Vergleichungen nicht das Schalten und Walten der Sage, und damit auch der sagenhafte Charakter der evangelischen Erzählungen zur Anschauung kommt, sondern die Anhänglichkeit an die geschichtliche, sei es natürliche oder übernatürliche Fassung derselben bleibt: nun der muſs doch ebensowenig einen Begriff von Sage wie von Geschichte, von Natürli- chem wie von Übernatürlichem haben.
§. 68. Berufung des Matthäus. Gemeinschaft Jesu mit den Zöllnern.
Das erste Evangelium erzählt (9, 9 ff.) von einem ἄνϑρωπος Ματϑαῖος λεγόμενος, statt dessen das zweite und dritte (2, 14 ff. 5, 27 ff.) einen Λευῒν (τὸν τοῦ Ἀλφαίου bei Markus) haben, welchem, wie er an seiner Zollstätte saſs, Jesus das ἀκολούϑει μοι zurief, worauf er (nach Lu- kas Alles verlieſs) ihm nachfolgte und ein Mahl veranstal- tete, an welchem viele Zöllner und Sünder zum Anstoſs der Pharisäer Theil nahmen.
Wegen des verschiedenen Namens hat man schon ge- meint, es müssen hier zwei verschiedene Begebenheiten zum Grunde liegen 1); doch jene Namensverschiedenheit wird weit überwogen von der Ähnlichkeit, welche darin liegt, daſs Matthäus wie die beiden andern diese Berufungs- geschichte zwischen die gleichen Begebenheiten hineinstellt, daſs beiderseits das Subjekt der Erzählung in die gleiche
1) s. bei Kuinöl, in Matth. p. 255.
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Fünftes Kapitel. §. 68.
Zusammenhang zu fallen, weiſs sie geschickt ein zweites
Wunder daraus zu machen, daſs τοσούτων ὄντων, ούκ ἐσχίσ-
ϑη τὸ δίκτυον. Ein weiteres Wunder bietet Jamblich dar,
welches übrigens bei ihm neben dem Wissen des Pytha-
goras um die Zahl der Fische das einzige ist, daſs näm-
lich während des Abzählens der Fische, wozu es doch
bei ihrer groſsen Menge geraume Zeit brauchte, keiner
derselben gestorben sei. — Wem in diesen Vergleichungen
nicht das Schalten und Walten der Sage, und damit auch
der sagenhafte Charakter der evangelischen Erzählungen
zur Anschauung kommt, sondern die Anhänglichkeit an
die geschichtliche, sei es natürliche oder übernatürliche
Fassung derselben bleibt: nun der muſs doch ebensowenig
einen Begriff von Sage wie von Geschichte, von Natürli-
chem wie von Übernatürlichem haben.
§. 68.
Berufung des Matthäus. Gemeinschaft Jesu mit den Zöllnern.
Das erste Evangelium erzählt (9, 9 ff.) von einem
ἄνϑρωπος Ματϑαῖος λεγόμενος, statt dessen das zweite
und dritte (2, 14 ff. 5, 27 ff.) einen Λευῒν (τὸν τοῦ Ἀλφαίου
bei Markus) haben, welchem, wie er an seiner Zollstätte
saſs, Jesus das ἀκολούϑει μοι zurief, worauf er (nach Lu-
kas Alles verlieſs) ihm nachfolgte und ein Mahl veranstal-
tete, an welchem viele Zöllner und Sünder zum Anstoſs
der Pharisäer Theil nahmen.
Wegen des verschiedenen Namens hat man schon ge-
meint, es müssen hier zwei verschiedene Begebenheiten
zum Grunde liegen 1); doch jene Namensverschiedenheit
wird weit überwogen von der Ähnlichkeit, welche darin
liegt, daſs Matthäus wie die beiden andern diese Berufungs-
geschichte zwischen die gleichen Begebenheiten hineinstellt,
daſs beiderseits das Subjekt der Erzählung in die gleiche
1) s. bei Kuinöl, in Matth. p. 255.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/565>, abgerufen am 22.11.2024.
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