ei oligoi oi sozomenoi; ein, welche leicht, wie jene Bitte um eine Gebetsformel, von einem Solchen gemacht schei- nen könnte, der zwar wohl wusste, dass Jesus jenen Aus- spruch gethan hatte, aber um eine Veranlassung desselben verlegen war; auch ist das Bild bei Lukas weit mangel- hafter als bei Matthäus ausgeführt, und mit parabolischen Elementen verschmolzen. Die Rede von dem Erkennen des Baum es an seinen Früchten (V. 16.--20.), welche bei Lukas (6, 43 ff.) und auch bei Matthäus selbst weiter un- ten (12, 33 ff.) in allgemeiner Beziehung, in der Bergrede des Matthäus aber in speciellem Bezug auf Pseudoprophe- ten vorkommt, steht bei Lukas am allerwenigsten in schick- lichem Zusammenhang. Die folgende Erklärung Jesu ge- gen diejenigen, welche blos Kurie Kurie zu ihm sagen, und am Tage des Gerichts von ihm werden abgewiesen wer- den (V. 21--23.), kann, weil sie Jesum bestimmt als Mes- sias voraussezt, so frühe nicht gegeben sein, und steht in sofern bei Lukas (13, 25 ff.) schicklicher. Der Schluss der Rede, wie schon erwähnt, ist beiden Evangelisten gemein- schaftlich.
Aus der bisher angestellten Vergleichung sehen wir bereits, dass die körnigen Reden Jesu durch die Fluth der mündlichen Überlieferung zwar nicht aufgelöst werden konn- ten, wohl aber nicht selten aus ihrem natürlichen Zusam- menhang losgerissen, von ihrem ursprünglichen Lager weg- geschwemmt, und als Gerölle an Orten abgesezt worden sind, wohin sie eigentlich nicht gehörten. Und dabei fin- den wir zwischen den drei ersten Evangelisten den Unter- schied, dass Matthäus, einem geschickten Sammler ähnlich, den Stücken zwar bei Weitem nicht immer den ursprüng- lichen Zusammenhang wiederzugeben vermocht, doch aber meistens das Verwandte sinnig zusammenzureihen gewusst hat, während bei den beiden andern manche kleine Stücke da, wo gerade der Zufall sie abgesezt hatte, namentlich in Spalten zwischen grösseren Redemassen, liegen geblieben
Zweiter Abschnitt.
εἰ ὀλίγοι οἱ σωζόμενοι; ein, welche leicht, wie jene Bitte um eine Gebetsformel, von einem Solchen gemacht schei- nen könnte, der zwar wohl wuſste, daſs Jesus jenen Aus- spruch gethan hatte, aber um eine Veranlassung desselben verlegen war; auch ist das Bild bei Lukas weit mangel- hafter als bei Matthäus ausgeführt, und mit parabolischen Elementen verschmolzen. Die Rede von dem Erkennen des Baum es an seinen Früchten (V. 16.—20.), welche bei Lukas (6, 43 ff.) und auch bei Matthäus selbst weiter un- ten (12, 33 ff.) in allgemeiner Beziehung, in der Bergrede des Matthäus aber in speciellem Bezug auf Pseudoprophe- ten vorkommt, steht bei Lukas am allerwenigsten in schick- lichem Zusammenhang. Die folgende Erklärung Jesu ge- gen diejenigen, welche blos Κύριε Κύριε zu ihm sagen, und am Tage des Gerichts von ihm werden abgewiesen wer- den (V. 21—23.), kann, weil sie Jesum bestimmt als Mes- sias voraussezt, so frühe nicht gegeben sein, und steht in sofern bei Lukas (13, 25 ff.) schicklicher. Der Schluſs der Rede, wie schon erwähnt, ist beiden Evangelisten gemein- schaftlich.
Aus der bisher angestellten Vergleichung sehen wir bereits, daſs die körnigen Reden Jesu durch die Fluth der mündlichen Überlieferung zwar nicht aufgelöst werden konn- ten, wohl aber nicht selten aus ihrem natürlichen Zusam- menhang losgerissen, von ihrem ursprünglichen Lager weg- geschwemmt, und als Gerölle an Orten abgesezt worden sind, wohin sie eigentlich nicht gehörten. Und dabei fin- den wir zwischen den drei ersten Evangelisten den Unter- schied, daſs Matthäus, einem geschickten Sammler ähnlich, den Stücken zwar bei Weitem nicht immer den ursprüng- lichen Zusammenhang wiederzugeben vermocht, doch aber meistens das Verwandte sinnig zusammenzureihen gewuſst hat, während bei den beiden andern manche kleine Stücke da, wo gerade der Zufall sie abgesezt hatte, namentlich in Spalten zwischen grösseren Redemassen, liegen geblieben
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Zweiter Abschnitt.
εἰ ὀλίγοι οἱ σωζόμενοι; ein, welche leicht, wie jene Bitte
um eine Gebetsformel, von einem Solchen gemacht schei-
nen könnte, der zwar wohl wuſste, daſs Jesus jenen Aus-
spruch gethan hatte, aber um eine Veranlassung desselben
verlegen war; auch ist das Bild bei Lukas weit mangel-
hafter als bei Matthäus ausgeführt, und mit parabolischen
Elementen verschmolzen. Die Rede von dem Erkennen
des Baum es an seinen Früchten (V. 16.—20.), welche bei
Lukas (6, 43 ff.) und auch bei Matthäus selbst weiter un-
ten (12, 33 ff.) in allgemeiner Beziehung, in der Bergrede
des Matthäus aber in speciellem Bezug auf Pseudoprophe-
ten vorkommt, steht bei Lukas am allerwenigsten in schick-
lichem Zusammenhang. Die folgende Erklärung Jesu ge-
gen diejenigen, welche blos Κύριε Κύριε zu ihm sagen,
und am Tage des Gerichts von ihm werden abgewiesen wer-
den (V. 21—23.), kann, weil sie Jesum bestimmt als Mes-
sias voraussezt, so frühe nicht gegeben sein, und steht in
sofern bei Lukas (13, 25 ff.) schicklicher. Der Schluſs der
Rede, wie schon erwähnt, ist beiden Evangelisten gemein-
schaftlich.
Aus der bisher angestellten Vergleichung sehen wir
bereits, daſs die körnigen Reden Jesu durch die Fluth der
mündlichen Überlieferung zwar nicht aufgelöst werden konn-
ten, wohl aber nicht selten aus ihrem natürlichen Zusam-
menhang losgerissen, von ihrem ursprünglichen Lager weg-
geschwemmt, und als Gerölle an Orten abgesezt worden
sind, wohin sie eigentlich nicht gehörten. Und dabei fin-
den wir zwischen den drei ersten Evangelisten den Unter-
schied, daſs Matthäus, einem geschickten Sammler ähnlich,
den Stücken zwar bei Weitem nicht immer den ursprüng-
lichen Zusammenhang wiederzugeben vermocht, doch aber
meistens das Verwandte sinnig zusammenzureihen gewuſst
hat, während bei den beiden andern manche kleine Stücke
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/610>, abgerufen am 24.11.2024.
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