Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Sechstes Kapitel. §. 74. auf diese Weise erweitert worden sein. Diess kann nichtin der Art vor sich gegangen sein, dass durch allmählige weitere Ausmalung, wie diess in der Art der Sage ist, je- ne Züge sich ihr angebildet hätten; denn aus den Knech- ten und Talenten wellen sich auf keine Weise rebellische Bürger herausspinnen lassen, sondern diese sind von aus- sen zu dem Übrigen hinzugefügt, müssen also neben die- sem als Theil eines besondern Ganzen vorhanden gewesen sein. Das heisst nun nichts Anderes, als, wir haben hier die Erscheinung, dass zwei ursprünglich getrennte Para- beln, die eine von Knechten und Talenten, die andre von rebellischen Bürgern handelnd, des gemeinsamen Zugs von der Abreise und Wiederkunft eines Herrn wegen zusam- mengeflossen sind. Die Probe unsrer Behauptung ist, wenn sich die beiden Parabeln leicht wieder auseinander neh- men lassen, und diess gelingt aufs Willkommenste, indem man durch Herausnahme der Verse 12. 14. 15. und 27. mit geringer Modifikation die Parabel von den rebellischen Bürgern, freilich in etwas verkürzter Gestalt, doch rein herausbekommt, von welcher man alsdann sieht, dass sie mit der von den rebellischen Weingärtnern einerlei Ten- denz hatte 31). Ein ähnliches Verhältniss findet zwischen der Form 31) V. 12. anthropos tis eugenes eporeuthe eis khoran makran, labein eauto basileian, kai uposrepsai. 14. oi de po- litai autou emisoun auton, kai apeseilan presbeian opiso autou, legontes; ou thelomen touton basileusai eph' emas. 15. kai egeneto en to epanelthein auton labonta ten basileian, kai eipe phonethenai auto tous doulous -- (kai eipen autois;) 27. -- tous ekhthrous mou ekeinous, tous me thelesantas me basileusai ep' autous, agagete ode kai katasphaxate emprosthen mou. Das Leben Jesu I. Band. 39
Sechstes Kapitel. §. 74. auf diese Weise erweitert worden sein. Dieſs kann nichtin der Art vor sich gegangen sein, daſs durch allmählige weitere Ausmalung, wie dieſs in der Art der Sage ist, je- ne Züge sich ihr angebildet hätten; denn aus den Knech- ten und Talenten wellen sich auf keine Weise rebellische Bürger herausspinnen lassen, sondern diese sind von aus- sen zu dem Übrigen hinzugefügt, müssen also neben die- sem als Theil eines besondern Ganzen vorhanden gewesen sein. Das heiſst nun nichts Anderes, als, wir haben hier die Erscheinung, daſs zwei ursprünglich getrennte Para- beln, die eine von Knechten und Talenten, die andre von rebellischen Bürgern handelnd, des gemeinsamen Zugs von der Abreise und Wiederkunft eines Herrn wegen zusam- mengeflossen sind. Die Probe unsrer Behauptung ist, wenn sich die beiden Parabeln leicht wieder auseinander neh- men lassen, und dieſs gelingt aufs Willkommenste, indem man durch Herausnahme der Verse 12. 14. 15. und 27. mit geringer Modifikation die Parabel von den rebellischen Bürgern, freilich in etwas verkürzter Gestalt, doch rein herausbekommt, von welcher man alsdann sieht, daſs sie mit der von den rebellischen Weingärtnern einerlei Ten- denz hatte 31). Ein ähnliches Verhältniſs findet zwischen der Form 31) V. 12. ἄνϑρωπός τις εὐγενὴς ἐπορεύϑη εἰς χώραν μακρὰν, λαβεῖν ἑαυτῷ βασιλείαν, καὶ ὑποςρέψαι. 14. οἱ δὲ πο- λῖται αὐτοῦ ἐμίσουν αὐτὸν, καὶ ἀπέςειλαν πρεσβείαν ὀπίσω αὐτοῦ, λέγοντες· οὐ ϑέλομεν τοῦτον βασιλεῦσαι ἐφ' ἡμᾶς. 15. καὶ ἐγένετο ἐν τῷ ἐπανελϑεῖν αὐτὸν λαβόντα τὴν βασιλείαν, καὶ εἶπε φωνηϑῆναι αὑτῷ τους δούλους — (καὶ εἶπεν αὐτοῖς·) 27. — τοὺς ἐχϑροὺς μου ἐκείνους, τοὺς μὴ ϑελήσαντάς με βασιλεῦσαι ἐπ' αὐτοὺς, ἀγάγετε ὧδε καὶ κατασφάξατε ἔμπροσϑέν μου. Das Leben Jesu I. Band. 39
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Sechstes Kapitel. §. 74.
auf diese Weise erweitert worden sein. Dieſs kann nicht
in der Art vor sich gegangen sein, daſs durch allmählige
weitere Ausmalung, wie dieſs in der Art der Sage ist, je-
ne Züge sich ihr angebildet hätten; denn aus den Knech-
ten und Talenten wellen sich auf keine Weise rebellische
Bürger herausspinnen lassen, sondern diese sind von aus-
sen zu dem Übrigen hinzugefügt, müssen also neben die-
sem als Theil eines besondern Ganzen vorhanden gewesen
sein. Das heiſst nun nichts Anderes, als, wir haben hier
die Erscheinung, daſs zwei ursprünglich getrennte Para-
beln, die eine von Knechten und Talenten, die andre von
rebellischen Bürgern handelnd, des gemeinsamen Zugs von
der Abreise und Wiederkunft eines Herrn wegen zusam-
mengeflossen sind. Die Probe unsrer Behauptung ist, wenn
sich die beiden Parabeln leicht wieder auseinander neh-
men lassen, und dieſs gelingt aufs Willkommenste, indem
man durch Herausnahme der Verse 12. 14. 15. und 27. mit
geringer Modifikation die Parabel von den rebellischen
Bürgern, freilich in etwas verkürzter Gestalt, doch rein
herausbekommt, von welcher man alsdann sieht, daſs sie
mit der von den rebellischen Weingärtnern einerlei Ten-
denz hatte 31).
Ein ähnliches Verhältniſs findet zwischen der Form
statt, in welcher das Gleichniſs vom Gastmahl bei Lukas
und bei Matthäus erscheint, nur daſs hier Lukas, wie dort
Matthäus, das Verdienst hat, die einfache und ursprüngli-
che Form aufbehalten zu haben. Während nämlich auf
31) V. 12. ἄνϑρωπός τις εὐγενὴς ἐπορεύϑη εἰς χώραν μακρὰν,
λαβεῖν ἑαυτῷ βασιλείαν, καὶ ὑποςρέψαι. 14. οἱ δὲ πο-
λῖται αὐτοῦ ἐμίσουν αὐτὸν, καὶ ἀπέςειλαν πρεσβείαν ὀπίσω
αὐτοῦ, λέγοντες· οὐ ϑέλομεν τοῦτον βασιλεῦσαι ἐφ' ἡμᾶς.
15. καὶ ἐγένετο ἐν τῷ ἐπανελϑεῖν αὐτὸν λαβόντα τὴν
βασιλείαν, καὶ εἶπε φωνηϑῆναι αὑτῷ τους δούλους — (καὶ
εἶπεν αὐτοῖς·) 27. — τοὺς ἐχϑροὺς μου ἐκείνους, τοὺς μὴ
ϑελήσαντάς με βασιλεῦσαι ἐπ' αὐτοὺς, ἀγάγετε ὧδε καὶ
κατασφάξατε ἔμπροσϑέν μου.
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