Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Siebentes Kapitel. §. 76. dern auch Olshausen mit bündiger Angabe der Gründe,erklärt 17). Es verschwindet nämlich von hier an jede nähere Beziehung der Rede auf Nikodemus, und beginnt eine völlig allgemeine Ausführung über die Bestimmung des Menschensohns zur Beseligung der Welt, und über die Art, wie der Unglaube sich dieses Segens verlustig mache, -- diese Gedanken zum Theil in einer Form ausgedrückt, wel- che theils als Reminiscenz aus dem Prolog des Evangeli- sten erscheint, theils mit Stellen aus dem ersten johannei- schen Briefe auffallende Ähnlichkeit hat 18). Namentlich der Ausdruck o monogenes uios, welcher Jesu wiederholt (V. 16. und 18.) zur Bezeichnung seiner eigenen Person geliehen ist, kommt sonst selbst im vierten Evangelium im Munde Jesu nirgends vor: um so entschiedener aber ist er ein Lieblingsterminus des Evangelisten (1, 14. 18.) und des Briefstellers (1 Joh. 4, 9.). Ferner ist im Folgenden Manches als vergangen dargestellt, was zur Zeit jenes Ge- sprächs erst bevorstand; denn wenn auch das edoken (V. 16.) nicht die Hingabe in den Tod, sondern die Sendung in die Welt bedeutet: so lautet doch, was auch Lücke bemerkt, das egapesan oi anthropoi to skotos und en ponera auton ta erga (V. 19.) so, wie man erst sprechen konnte, als sich in der Verwerfung und Hinrichtung Jesu die Übermacht der Finsterniss erprobt hatte, also vom Standpunkt des spä- 17) Bibl. Comm. 2, S. 96. 18) [Spaltenumbruch]
3, 19: aute de esin e kri- sis, oti to phos eleluthen eis ton kosmon, kai egape- san oi anthropoi mallon to skotos e to phos. 3, 16: ou["]to gar egapesen o theos ton kosmon, ose ton uion autou ton monogene edo- ken, ina pas o piseuon eis auton, me apoletai, all' ekhe zoen aionion. [Spaltenumbruch] 1, 9: en to phos to alethi- non, to photizon panta anthra- pon, erkhomenon eis ton kosmon. 5: kai to phos en te skotia phainei, kai e skotia auto ou katelaben. 1. Joh. 4, 9: en touto ephanero- the e agape tou theou en emin, oti ton uion autou ton monoge- ne apeseilen o theos eis ton kosmon, ina zesomen di autou. 41*
Siebentes Kapitel. §. 76. dern auch Olshausen mit bündiger Angabe der Gründe,erklärt 17). Es verschwindet nämlich von hier an jede nähere Beziehung der Rede auf Nikodemus, und beginnt eine völlig allgemeine Ausführung über die Bestimmung des Menschensohns zur Beseligung der Welt, und über die Art, wie der Unglaube sich dieses Segens verlustig mache, — diese Gedanken zum Theil in einer Form ausgedrückt, wel- che theils als Reminiscenz aus dem Prolog des Evangeli- sten erscheint, theils mit Stellen aus dem ersten johannei- schen Briefe auffallende Ähnlichkeit hat 18). Namentlich der Ausdruck ὁ μονογενὴς υἱὸς, welcher Jesu wiederholt (V. 16. und 18.) zur Bezeichnung seiner eigenen Person geliehen ist, kommt sonst selbst im vierten Evangelium im Munde Jesu nirgends vor: um so entschiedener aber ist er ein Lieblingsterminus des Evangelisten (1, 14. 18.) und des Briefstellers (1 Joh. 4, 9.). Ferner ist im Folgenden Manches als vergangen dargestellt, was zur Zeit jenes Ge- sprächs erst bevorstand; denn wenn auch das ἔδωκεν (V. 16.) nicht die Hingabe in den Tod, sondern die Sendung in die Welt bedeutet: so lautet doch, was auch Lücke bemerkt, das ἠγάπησαν οἱ ἄνϑρωποι τὸ σκότος und ἦν πονηρὰ αὐτῶν τὰ ἔργα (V. 19.) so, wie man erst sprechen konnte, als sich in der Verwerfung und Hinrichtung Jesu die Übermacht der Finsterniſs erprobt hatte, also vom Standpunkt des spä- 17) Bibl. Comm. 2, S. 96. 18) [Spaltenumbruch]
3, 19: αὕτη δέ ἐςιν ἡ κρί- σις, ὅτι τὸ φῶς ἐλήλυϑεν εἰς τὸν κόσμον, καὶ ἠγάπη- σαν οἱ ἄνϑρωποι μᾶλλον τὸ σκότος ἢ τὸ φῶς. 3, 16: ου[῎]τω γὰρ ἠγάπησεν ὁ ϑεὸς τὸν κόσμον, ὥςε τὸν υἱὸν αὑτοῦ τὸν μονογενῆ ἔδω- κεν, ἵνα πᾶς ὁ πιςεύων εἰς αὐτὸν, μὴ ἀπόληται, ἀλλ' ἔχῃ ζωὴν αἰώνιον. [Spaltenumbruch] 1, 9: ἦν τὸ φῶς τὸ ἀληϑι- νὸν, τὸ φωτίζον πάντα ἄνϑρα- πον, ἐρχόμενον εἰς τὸν κόσμον. 5: καὶ τὸ φῶς ἐν τῇ σκοτίᾳ φαίνει, καὶ ἡ σκοτία αὐτὸ οὐ κατέλαβεν. 1. Joh. 4, 9: ἐν τούτῳ ἐφανερώ- ϑη ἡ ἀγάπη τοῦ ϑεοῦ ἐν ἡμῖν, ὅτι τὸν υἱὸν αὑτοῦ τὸν μονογε- νῆ ἀπέςειλεν ὁ ϑεὸς εἰς τὸν κόσμον, ἵνα ζήσωμεν δἰ αὐτοῦ. 41*
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Siebentes Kapitel. §. 76.
dern auch Olshausen mit bündiger Angabe der Gründe,
erklärt 17). Es verschwindet nämlich von hier an jede
nähere Beziehung der Rede auf Nikodemus, und beginnt
eine völlig allgemeine Ausführung über die Bestimmung des
Menschensohns zur Beseligung der Welt, und über die Art,
wie der Unglaube sich dieses Segens verlustig mache, —
diese Gedanken zum Theil in einer Form ausgedrückt, wel-
che theils als Reminiscenz aus dem Prolog des Evangeli-
sten erscheint, theils mit Stellen aus dem ersten johannei-
schen Briefe auffallende Ähnlichkeit hat 18). Namentlich
der Ausdruck ὁ μονογενὴς υἱὸς, welcher Jesu wiederholt
(V. 16. und 18.) zur Bezeichnung seiner eigenen Person
geliehen ist, kommt sonst selbst im vierten Evangelium im
Munde Jesu nirgends vor: um so entschiedener aber ist
er ein Lieblingsterminus des Evangelisten (1, 14. 18.) und
des Briefstellers (1 Joh. 4, 9.). Ferner ist im Folgenden
Manches als vergangen dargestellt, was zur Zeit jenes Ge-
sprächs erst bevorstand; denn wenn auch das ἔδωκεν (V. 16.)
nicht die Hingabe in den Tod, sondern die Sendung in die
Welt bedeutet: so lautet doch, was auch Lücke bemerkt,
das ἠγάπησαν οἱ ἄνϑρωποι τὸ σκότος und ἦν πονηρὰ αὐτῶν
τὰ ἔργα (V. 19.) so, wie man erst sprechen konnte, als sich
in der Verwerfung und Hinrichtung Jesu die Übermacht
der Finsterniſs erprobt hatte, also vom Standpunkt des spä-
17) Bibl. Comm. 2, S. 96.
18)
3, 19: αὕτη δέ ἐςιν ἡ κρί-
σις, ὅτι τὸ φῶς ἐλήλυϑεν
εἰς τὸν κόσμον, καὶ ἠγάπη-
σαν οἱ ἄνϑρωποι μᾶλλον τὸ
σκότος ἢ τὸ φῶς.
3, 16: ου῎τω γὰρ ἠγάπησεν
ὁ ϑεὸς τὸν κόσμον, ὥςε τὸν
υἱὸν αὑτοῦ τὸν μονογενῆ ἔδω-
κεν, ἵνα πᾶς ὁ πιςεύων εἰς
αὐτὸν, μὴ ἀπόληται, ἀλλ'
ἔχῃ ζωὴν αἰώνιον.
1, 9: ἦν τὸ φῶς τὸ ἀληϑι-
νὸν, τὸ φωτίζον πάντα ἄνϑρα-
πον, ἐρχόμενον εἰς τὸν κόσμον.
5: καὶ τὸ φῶς ἐν τῇ σκοτίᾳ
φαίνει, καὶ ἡ σκοτία αὐτὸ οὐ
κατέλαβεν.
1. Joh. 4, 9: ἐν τούτῳ ἐφανερώ-
ϑη ἡ ἀγάπη τοῦ ϑεοῦ ἐν ἡμῖν,
ὅτι τὸν υἱὸν αὑτοῦ τὸν μονογε-
νῆ ἀπέςειλεν ὁ ϑεὸς εἰς τὸν
κόσμον, ἵνα ζήσωμεν δἰ αὐτοῦ.
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