Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.Zweiter Abschnitt. unter den Kriterien derselben auch das nekroi egeirontai(Matth. 11, 5.) haben aufführen und seinen Aposteln dieselbe Vollmacht ertheilen können (Matth. 10, S. vgl. A. G. 9, 40. 20, 10.), namentlich aber als genaues Vorspiel davon, dass einst pantes oi en tois mnemeiois akousontai tes phones autou(Joh. 5, 28 f.), einem tessaras emeraszu- gerufen haben (Joh. 11, 17. 43.). Für die Entstehung de- taillirter Erzählungen von einzelnen Todtenerweckungen lagen überdiess im A. T. die geeignetsten Vorbilder. Die Propheten Elias (1. Kön. 17, 17 ff.) und Elisa (2. Kön. 4, 18 ff.) hatten Todte erweckt, und darauf berufen sich jüdische Schriften als auf ein Vorbild der messianischen Zeit 55). Objekt ihrer Todtenerweckungen war bei bei- den ein Kind, nur ein Knabe, wie in der den Synoptikern gemeinsamen Erzählung ein Mädchen; beide erweckten es, wie Jesus die Jairustochter, noch auf dem Bette; beide so, dass sie sich allein in die Todtenkammer begaben, wie Jesus dort Alle ausser wenigen Vertrauten hinauswies; nur braucht wie billig der Messias die mühsamen Mani- pulationen nicht vorzunehmen, durch welche die Prophe- ten zu ihrem Zwecke zu gelangen suchen. Elia im Beson- dern erweckte den Sohn einer Wittwe, wie Jesus zu Nain that; er begegnete der Sareptanischen Wittwe (aber vor dem Tod ihres Sohnes) am Thor, wie Jesus mit der Nainitischen (nach ihres Sohnes Tod) unter dem Stadtthor zusammentraf; endlich wird mit denselben Worten beidemale gemeldet, wie der Wunderthäter den Sohn der Mutter zurückgegeben ha- be 56). Selbst ein bereits in's Grab Gelegter, wie Lazarus, wur- de durch Elisa erweckt (2 Kön. 13, 21.), nur dass damals der Prophet längst todt war, und die Berührung seiner Gebeine den 55) s. die Band 1, S. 73. angeführte Stelle aus Tanchuma. 56) 1 Kön. 17, 23. LXX:
kai edoken auto te metri autou.Luc. 7, 16: kai edoken auton te metri autou. Zweiter Abschnitt. unter den Kriterien derselben auch das νεκροὶ ἐγείρονται(Matth. 11, 5.) haben aufführen und seinen Aposteln dieselbe Vollmacht ertheilen können (Matth. 10, S. vgl. A. G. 9, 40. 20, 10.), namentlich aber als genaues Vorspiel davon, daſs einst πάντες οἱ ἐν τοῖς μνημείοις ἀκου̍σονται τῆς φωνῆς αὐτοῦ(Joh. 5, 28 f.), einem τέσσαρας ἡμέραςzu- gerufen haben (Joh. 11, 17. 43.). Für die Entstehung de- taillirter Erzählungen von einzelnen Todtenerweckungen lagen überdieſs im A. T. die geeignetsten Vorbilder. Die Propheten Elias (1. Kön. 17, 17 ff.) und Elisa (2. Kön. 4, 18 ff.) hatten Todte erweckt, und darauf berufen sich jüdische Schriften als auf ein Vorbild der messianischen Zeit 55). Objekt ihrer Todtenerweckungen war bei bei- den ein Kind, nur ein Knabe, wie in der den Synoptikern gemeinsamen Erzählung ein Mädchen; beide erweckten es, wie Jesus die Jairustochter, noch auf dem Bette; beide so, daſs sie sich allein in die Todtenkammer begaben, wie Jesus dort Alle ausser wenigen Vertrauten hinauswies; nur braucht wie billig der Messias die mühsamen Mani- pulationen nicht vorzunehmen, durch welche die Prophe- ten zu ihrem Zwecke zu gelangen suchen. Elia im Beson- dern erweckte den Sohn einer Wittwe, wie Jesus zu Nain that; er begegnete der Sareptanischen Wittwe (aber vor dem Tod ihres Sohnes) am Thor, wie Jesus mit der Nainitischen (nach ihres Sohnes Tod) unter dem Stadtthor zusammentraf; endlich wird mit denselben Worten beidemale gemeldet, wie der Wunderthäter den Sohn der Mutter zurückgegeben ha- be 56). Selbst ein bereits in's Grab Gelegter, wie Lazarus, wur- de durch Elisa erweckt (2 Kön. 13, 21.), nur daſs damals der Prophet längst todt war, und die Berührung seiner Gebeine den 55) s. die Band 1, S. 73. angeführte Stelle aus Tanchuma. 56) 1 Kön. 17, 23. LXX:
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Zweiter Abschnitt.
unter den Kriterien derselben auch das νεκροὶ ἐγείρονται
(Matth. 11, 5.) haben aufführen und seinen Aposteln dieselbe
Vollmacht ertheilen können (Matth. 10, S. vgl. A. G. 9, 40.
20, 10.), namentlich aber als genaues Vorspiel davon, daſs
einst πάντες οἱ ἐν τοῖς μνημείοις ἀκου̍σονται τῆς φωνῆς αὐτοῦ
καὶ ἐκπορεύσονται (Joh. 5, 28 f.), einem τέσσαρας ἡμέρας
ἤδη ἔχοντι ἐν τῷ μνημείῳ φωνῇ μεγάλῃ das δεῦρο ἔξω zu-
gerufen haben (Joh. 11, 17. 43.). Für die Entstehung de-
taillirter Erzählungen von einzelnen Todtenerweckungen
lagen überdieſs im A. T. die geeignetsten Vorbilder. Die
Propheten Elias (1. Kön. 17, 17 ff.) und Elisa (2. Kön.
4, 18 ff.) hatten Todte erweckt, und darauf berufen sich
jüdische Schriften als auf ein Vorbild der messianischen
Zeit 55). Objekt ihrer Todtenerweckungen war bei bei-
den ein Kind, nur ein Knabe, wie in der den Synoptikern
gemeinsamen Erzählung ein Mädchen; beide erweckten es,
wie Jesus die Jairustochter, noch auf dem Bette; beide
so, daſs sie sich allein in die Todtenkammer begaben, wie
Jesus dort Alle ausser wenigen Vertrauten hinauswies;
nur braucht wie billig der Messias die mühsamen Mani-
pulationen nicht vorzunehmen, durch welche die Prophe-
ten zu ihrem Zwecke zu gelangen suchen. Elia im Beson-
dern erweckte den Sohn einer Wittwe, wie Jesus zu Nain
that; er begegnete der Sareptanischen Wittwe (aber vor dem
Tod ihres Sohnes) am Thor, wie Jesus mit der Nainitischen
(nach ihres Sohnes Tod) unter dem Stadtthor zusammentraf;
endlich wird mit denselben Worten beidemale gemeldet, wie
der Wunderthäter den Sohn der Mutter zurückgegeben ha-
be 56). Selbst ein bereits in's Grab Gelegter, wie Lazarus, wur-
de durch Elisa erweckt (2 Kön. 13, 21.), nur daſs damals der
Prophet längst todt war, und die Berührung seiner Gebeine den
55) s. die Band 1, S. 73. angeführte Stelle aus Tanchuma.
56) 1 Kön. 17, 23. LXX: καὶ ἔδωκεν αὐτὸ τῇ μητρὶ αὐτοῦ. Luc.
7, 16: καὶ ἔδωκεν αὐτὸν τῇ μητρὶ αὐτοῦ.
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